Entscheidung der US-Notenbank Wie die Zinswende zum Wahlkampfthema wird
Die US-Notenbank hat den Leitzins kräftig gesenkt - kurz vor der Wahl. Republikaner Trump wirft ihr daher vor, "politische Spielchen" zu spielen - zugunsten der Demokraten. Fed-Chef Powell betont: Die Notenbank ist unabhängig.
Gleich um einen halben Prozentpunkt senkten die Notenbanker den Leitzins - viele Analysten hatten nicht mit einem so großen Zinsschritt gerechnet.
Die Gründe dafür lägen auf der Hand, so Fed-Chef Jerome Powell. "Der Arbeitsmarkt hat sich abgekühlt. Die Inflation ist beträchtlich gesunken - von sieben Prozent auf geschätzte 2,2 Prozent im August", sagte Powell.
Die Inflation sinkt
Noch im Juni und Juli hatte die Inflationsrate bei 2,5 Prozent gelegen, doch nun nähert sie sich der von der Fed angepeilten Zielmarke von zwei Prozent.
Die Fed will mit ihrer Entscheidung auch die Wirtschaft stabilisieren. Niedrigere Leitzinsen machen Kredite billiger und kurbeln damit die Konjunktur an. Denn günstigere Kredite fördern Konsum und Investitionen und schaffen somit Arbeitsplätze. Zuletzt erreichte die Arbeitslosenrate in den USA mit 4,2 Prozent den höchsten Stand seit drei Jahren.
"Die US-Wirtschaft ist in einem guten Zustand. Sie wächst in einem soliden Tempo. Die Inflation sinkt, der Arbeitsmarkt entwickelt sich gut. Das wollen wir beibehalten", betonte Powell.
Wirtschaft und hohe Preise sind Wahlkampfthemen
Für viele US-Wählerinnen und -Wähler dürfte das ein gute Botschaft sein. Auch die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris erklärte, die Fed-Entscheidung sei "eine willkommene Nachricht für die Amerikaner, die die Hauptlast der hohen Preise zu tragen haben".
Tatsächlich sind die Wirtschaft und die hohen Wohnraum- und Lebensmittelpreise die wichtigsten Themen im derzeitigen Wahlkampf. Kein Wunder, dass der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump immer wieder mit Nachdruck gefordert hat, die Zinsen nicht vor der Wahl zu senken. Trump sagte gestern am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in New York, dass die Wirtschaft entweder sehr schlecht sein müsse oder die Notenbank "politische Spielchen" treibe.
Die Fed ist politisch unabhängig
David Wessel, Finanzmarktexperte bei der Denkfabrik Brookings Institution, sagte im Fernsehsender PBS, die Zinsentscheidung sei unvermeidbar gewesen. "Was auch immer die Fed tut, ihr wird immer vorgeworfen, dass sie versucht, das Wahlergebnis zu beeinflussen. Wenn sie zu wenig getan hätte, hätten die Demokraten gesagt, ihr haltet euch wegen der Wahl zurück", so Wessel.
Auch Fed-Chef Jerome Powell wies die Vorwürfe von sich. Er betonte, die US-Notenbank sei politisch unabhängig. "Wir machen unsere Arbeit im Dienste aller Amerikaner und nicht für irgendwelche Politiker, für irgendeine politische Figur oder Sache", so Powell.