Afghanistan-Abzug der US-Truppen Bericht macht Trump für Chaos verantwortlich
Vor zwei Jahren zog sich das US-Militär überstürzt aus Afghanistan zurück. In einem Bericht macht die Regierung von US-Präsident Biden nun in weiten Teilen Amtsvorgänger Trump für das Chaos verantwortlich.
Die US-Regierung hat einen Bericht zum überstürzten Abzug des eigenen Militärs aus Afghanistan veröffentlicht. Darin macht die Regierung von US-Präsident Joe Biden in weiten Teilen dessen Amtsvorgänger Donald Trump für den weithin als Misserfolg gewerteten Abzug verantwortlich.
Biden sei in seinen Entscheidungen, wie der Abzug durchzuführen sei, durch die von Trump geschaffenen Bedingungen "stark eingeschränkt" gewesen, hieß es in dem zwölf Seiten langen Bericht verschiedener Nachrichtendienste unter der Führung des nationalen Sicherheitsrates.
Ein Bericht macht den zu knappen Zeitplan von Ex-Präsident Trump für den chaotischen Abzug der Amerikaner aus Afghanistan 2021 verantwortlich.
Trump soll zu engen Zeitplan vorgegeben haben
Als Biden ins Amt gekommen sei, seien die Taliban in der stärksten militärischen Position seit 2001 gewesen, hieß es. Gleichzeitig seien nur noch 2500 amerikanische Soldaten in Afghanistan gewesen, so wenige wie zu keinem Zeitpunkt nach 2001.
Zudem seien staatliche Stellen, die für einen geordneten Rückzug des US-Militärs aus Afghanistan nötig gewesen wären, "nach vier Jahren der Vernachlässigung und in einigen Fällen der absichtlichen Verschlechterung" in einem "schlechten Zustand" gewesen.
Unter Bezug auf Trump heißt es weiter, im Februar 2020 hätten die USA den Taliban zugesagt, bis Mai 2021 aus Afghanistan abzuziehen. Im Gegenzug erklärten sich die Taliban bereit, die US-Truppen nicht anzugreifen. Biden sei dann mit diesem engen Zeitplan konfrontiert gewesen, hieß es in dem Bericht. Sonst hätten die Taliban die US- und alliierten Einheiten angegriffen.
Trump reagierte auf den Bericht mit dem Vorwurf, die Regierung Bidens spiele "ein neues Desinformationsspiel". Damit wolle sie nur von "ihrer krass inkompetenten Kapitulation in Afghanistan ablenken", schrieb er auf seiner Online-Plattform. "Biden ist schuld, sonst niemand!"
Bericht kritisiert optimistische Lageeinschätzung
Biden hatte im April 2021 angekündigt, alle US-Soldaten spätestens bis zum 11. September bedingungslos aus Afghanistan abzuziehen. Im Juli zog Biden das Datum für den vollständigen Abzug auf den 31. August vor. Aber bereits am 15. August hatten die Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul eingenommen.
Der Bericht bemängelt allerdings auch übermäßig optimistische Einschätzungen der Geheimdienste zur Kampfbereitschaft der afghanischen Armee. Biden sei den Empfehlungen der Militärführung für das Tempo des Rückzugs der US-Truppen gefolgt.
Als Ergebnis der Vorgänge in Afghanistan sei die US-Politik dahingehend angepasst worden, dass Evakuierungen künftig schneller vonstatten gehen, wenn sich die Sicherheitsbedingungen verschlechtern. Das Weiße Haus verwies als Beispiele auf die Ukraine und Äthiopien.
Längster Krieg der US-Geschichte
Mit dem Abzug endete der internationale Militäreinsatz in dem Land nach fast 20 Jahren. Der Afghanistan-Einsatz gilt als der längste Krieg in der Geschichte der USA. Biden war nach dem Abzug heftig kritisiert worden. Die letzten US-Truppen hatten Afghanistan Ende August 2021 verlassen.
Inmitten des Evakuierungseinsatzes wurden bei einer Terrorattacke vor dem Flughafen von Kabul Dutzende Afghanen und 13 amerikanische Soldaten getötet. Der mit den radikal-islamistischen Taliban verfeindete IS reklamierte den Angriff für sich.