Ein Mensch läuft durch Trümmer im Gazastreifen

Krieg zwischen Israel und Hamas Waffenruhe noch in dieser Woche?

Stand: 14.01.2025 06:55 Uhr

15 Monate dauert der Gazakrieg inzwischen - nun mehren sich Berichte, wonach es in Kürze ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln geben könnte. US-Präsident Biden sagte, man stehe "am Rande" einer Einigung.

Bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen hat es offenbar erhebliche Fortschritte gegeben. Das berichten mehrere Nachrichtenagenturen übereinstimmend.

Die Agentur AFP schreibt - unter Berufung auf Teilnehmerkreise - von "bedeutenden Fortschritten" bei den Verhandlungen über ein Abkommen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, es solle heute in der katarischen Hauptstadt Doha ein Treffen zur Klärung der letzten Einzelheiten geben.

"Es kann noch schief gehen", Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zu Verhandlungen über Waffenruhe in Gaza

tagesschau24, 14.01.2025 09:00 Uhr

Reuters: Zunächst sollen 33 Geiseln freikommen

Unter Verweis auf Angaben eines israelischen Regierungsvertreters schreibt Reuters, der Entwurf des Abkommens sehe unter anderem vor, dass zunächst 33 Geiseln aus der Gewalt der Hamas freikommen sollen: Kinder, Frauen - einschließlich Soldatinnen - sowie Männer über 50 Jahre, Verwundete und Kranke.

Der Abzug der israelischen Soldaten aus dem Gazastreifen solle stufenweise erfolgen. Laut israelischen Angaben hält die Hamas noch 94 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen 34 aber nicht mehr leben sollen.

Seit Monaten versuchen die USA, Katar und Ägypten, eine Vereinbarung zwischen der Hamas und Israel zu erreichen. Eine offizielle Bestätigung für die Berichte über Fortschritte gibt es bislang nicht. Allerdings äußerten sich auch Vertreter der Konfliktparteien sowie der US-Regierung grundsätzlich optimistisch.

Bericht: USA legen heute Nachkriegsplan für Gaza vor

US-Präsident Joe Biden sagte in seiner wohl letzten Rede zur Außenpolitik, man stehe "am Rande" einer Einigung. Die Vereinbarung würde zu einem Ende der Kämpfe führen, zur Freilassung der Hamas-Geiseln, für Israels Sicherheit sorgen und deutlich mehr humanitäre Hilfe für die Palästinenser im Gazastreifen erlauben.

US-Außenminister Antony Blinken sagte, man sei einer Lösung näher als jemals zuvor. Medienberichten zufolge will er noch heute einen Plan für den Wiederaufbau und die Verwaltung des Gazastreifens nach Kriegsende vorlegen.

Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, sprach davon, dass eine Einigung noch diese Woche zustande kommen könnte. "Ich mache keine Versprechungen oder Vorhersagen, aber es ist in greifbarer Nähe, und wir werden uns dafür einsetzen", so Sullivan.

Auch der designierte US-Präsident Donald Trump äußerte sich: "So wie ich das verstehe, hat es einen Handschlag gegeben und sie bringen es zu Ende", sagte Trump, der kommende Woche das Amt des US-Präsidenten von Biden übernimmt.

Saar: Lage viel besser

Auch die Konfliktparteien selbst sprachen von Fortschritten. Israels Außenminister Gideon Saar sagte vor der Presse, die Lage scheine viel besser zu sein. Ein hochrangiger Vertreter der Hamas sagte der Nachrichtenagentur Reuters, es seien Fortschritte bei Kernfragen erzielt worden.

In den vergangenen Monaten hatte es allerdings wiederholt Berichte gegeben, eine Einigung stehe kurz bevor. Tatsächlich gingen die Kämpfe im Gazakrieg dann jedoch weiter.

Die Eskalation des seit langem schwelenden Konflikts war durch den beispiellosen Großangriff von Hamas-Terroristen und mit ihr verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1.208 Menschen getötet und 251 Geiseln von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 46.500 Menschen getötet.

Bettina Meier, ARD Tel Aviv, tagesschau, 14.01.2025 05:10 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 14. Januar 2025 um 05:30 Uhr.