Krieg in Nahost Neue Gespräche über Waffenruhe - ohne Hamas
Die Vermittlerstaaten hatten Israel und die Hamas zuletzt aufgefordert, die Gespräche über eine Waffenruhe wieder aufzunehmen. Diese sollen offenbar am Donnerstag in Doha starten. Die Hamas will nicht daran teilnehmen.
Im Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas soll es am Donnerstag neue Gespräche über eine Waffenruhe geben. Die Verhandlungsrunde soll in Katars Hauptstadt Doha stattfinden, berichteten die Nachrichtenagenturen dpa und AFP unter Berufung auf mit den Gesprächen vertrauten Kreisen.
Medienberichten zufolge sollen wie bei den jüngsten Gesprächen in Rom erneut CIA-Chef William Burns, Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und Ägyptens Geheimdienstchef Abbas Kamel teilnehmen. Für Israel werde der Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, erwartet.
Die Hamas selbst lehnte eine Teilnahme allerdings ab. Die Organisation sei bereit, über einen Vorschlag von US-Präsident Joe Biden zu sprechen, hieß es laut dpa aus Hamas-Kreisen. Ohne einen konkreten Plan dazu wolle sie an den Gesprächen aber nicht teilnehmen. Man werde "nicht unter Beschuss verhandeln". Ein ranghoher Hamas-Funktionär in der Türkei sagte demnach, die Gruppe wolle sich aber anschließend über die besprochenen Punkte informieren lassen. Die Hamas und Israel verhandeln nicht direkt miteinander.
Botschafter fordern Einigung
Vor Beginn der Verhandlungen sprachen sich die Botschafter Deutschlands, der USA und Großbritanniens für eine Waffenruhe und Freilassung der Geiseln aus. Es gebe "gegenwärtig keine wichtigere Pflicht", als die möglichst rasche Freilassung der Geiseln zu erzielen, sagte der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv.
"Ihr Leid übersteigt jegliche Vorstellungskraft", sagte Seibert zum Zustand der Geiseln. Es gebe "schreckliche Berichte" von den bisher Freigelassenen. "Wir wissen auch, dass einige nicht mehr lebend zurückkommen werden." Seibert sagte zudem: "Die Hamas-Terroristen hätten die Geiseln seit langem freilassen können und müssen. So hätten sie den Menschen in Gaza die Kriegsgräuel erspart - aber sie haben es nicht getan." Er erinnerte auch an deutsche Staatsbürger unter den Geiseln.
Beide Seiten bisher weiter uneins
Die drei vermittelnden Staaten USA, Katar und Ägypten hatten die Konfliktparteien aufgerufen, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Als mögliche Orte für die Gespräche war neben Doha auch Kairo genannt worden.
Kern der geplanten Einigung sind eine Waffenruhe sowie die Freilassung israelischer Geiseln und inhaftierter Palästinenser. Allerdings sind beide Seiten über die Reihenfolge einzelner Schritte und anderer Fragen uneins. Zudem pocht Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu auf die Vernichtung der Hamas als Kriegsziel.
Sorge vor Ausweitung des Krieges
Der Konflikt im Nahen Osten hatte sich zuletzt erheblich zugespitzt. Nach der Tötung eines wichtigen Vertreters der proiranischen Hisbollah-Miliz im Libanon und des Auslandschefs der Hamas in der iranischen Hauptstadt Teheran vor gut zwei Wochen wird seit Tagen ein großer Angriff Irans und seiner Verbündeten auf Israel befürchtet. US-Präsident Joe Biden hatte die Hoffnung geäußert, ein Abkommen über eine Waffenruhe könne den Iran von Vergeltungsangriffen abhalten.
Israel genehmigt weitere Siedlung im Westjordanland
Währenddessen genehmigte die israelische Regierung den umstrittenen Bau einer neuen Siedlung auf dem Gebiet einer UNESCO-Weltkulturerbestätte nahe der Stadt Bethlehem im besetzten Westjordanland. Israels rechtsextremer Finanzminister Bezalel Smotrich teilte mit, sein Büro habe "die Arbeiten abgeschlossen und den Plan für die neue Siedlung Nahal Heletz in Gusch Etzion veröffentlicht".
"Keine anti-israelische oder anti-zionistische Entscheidung wird die Entwicklung der Siedlungen stoppen", schrieb Smotrich im Onlinedienst X. "Wir werden weiter gegen das gefährliche Projekt der Gründung eines palästinensischen Staates kämpfen, indem wir vor Ort Fakten schaffen", erklärte der Minister. Trotz internationaler Proteste errichtete Israel in den vergangenen Jahrzehnten Dutzende Siedlungen im Westjordanland, die von den Vereinten Nationen als völkerrechtswidrig eingestuft werden.