Israel Gespanntes Warten auf weitere Freilassungen
Israel bangt, ob heute weitere Geiseln freikommen - 13 Namen stehen auf einer Liste. Zudem ist Besuch aus Deutschland da: Bundespräsident Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bas bleiben bis morgen.
Ganz Israel fiebert darauf, ob es heute erneut gelingt, nach den 41 bisher freigelassenen Geiseln weitere israelische und ausländische Geiseln aus der Hand der Hamas freizubekommen. Und die große Frage ist, ob es dabei erneut zu Verzögerungen kommen wird.
Am Samstag hatte die Terrorgruppe Israel vorgeworfen, Teile der Vereinbarung nicht einzuhalten. Stundenlang verzögerte sich die Freilassung. Erst nachdem sich Katar und die USA eingeschaltet hatten, kam der Austausch von Geiseln und palästinensischen Häftlingen wie geplant in Gang.
Es herrscht großes Misstrauen
Der liberale Knesset-Abgeordnete Haim Yellin, der selbst aus dem zerstörten Kibbuz Beeri stammt, sieht in der Verzögerungstaktik ein perfides Spiel von Hamas-Chef Jachia Sinwar: "Wir trauen ihm keinen Millimeter über den Weg. Wir sind uns sicher, dass er noch einen weiteren Tag Feuerpause herausschlagen wird, indem er uns immer wieder ein bisschen länger hinhält. Heute ist es Mitternacht, morgen wird es 02.00 Uhr morgens sein. Dann 04.00 Uhr morgens - und am Ende erhält er noch einen Tag dazu, ohne dass wir es überhaupt bemerkt haben."
Es ist ein perfides Nervenspiel - vor allem für die Angehörigen der Geiseln, die bereits am Vortag informiert wurden, dass ihre Liebsten möglicherweise freikommen. Auch jetzt liegt bereits eine Liste mit 13 Namen vor. Es sind die Geiseln, die im Laufe des Sonntags freikommen sollen.
Steinmeier: "Schwierige, aber notwendige Reise"
Ein Thema, das auch den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier beschäftigen wird. Steinmeier ist zusammen mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zu einem zweitägigen Besuch in Israel. Kein einfacher Besuch, wie er in einer vorab veröffentlichten Videobotschaft betont.
Es mag eine schwierige Reise sein, aber sie ist notwendig. Ich fahre in ein Israel, das sich wehrt. Das um seine Existenz kämpft. Ein Israel, das für genau diese Gegenwehr immer mehr auch in der Kritik der Weltöffentlichkeit steht. Seit seiner Gründung vor 75 Jahren war Israel immer bedroht in einer feindlich gesinnten Nachbarschaft. Aber noch nie wurde Israel so tief verwundet wie am 7. Oktober. Nie seit dem Holocaust wurden so viele Jüdinnen und Juden an einem einzigen Tag ermordet. Das ist der Einschnitt des 7. Oktober.
Ein Tag, der Israel in den Krieg geführt hat. Ein Krieg, der unmittelbar nach dem Ende der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas weitergeführt werden soll. Das machte am Morgen der israelische Generalstabschef Herzi Halevi deutlich.
Die bisherige militärische Auseinandersetzung habe die Voraussetzungen geschaffen, um die ersten Geiseln freizubekommen, sagte er. Wenn diese Phase abgeschlossen sei, werde das Militär entschlossen zu den Einsätzen zurückkehren, so Halevi. Um weitere Geiseln zu befreien, um die Hamas vollständig zu zerschlagen.