Emmanuel Macron ist in einem Studio Lucie Castets zugeschaltet

Nach Wahlsieg in Frankreich Linksbündnis einigt sich auf Premier-Kandidatin

Stand: 23.07.2024 21:21 Uhr

Sie ist 37 Jahre alt, Gegnerin der Rente mit 64 - und soll laut dem Willen des Linksbündnisses neue Regierungschefin Frankreichs werden: Lucie Castets. Präsident Macron will dies aber erst nach den Olympischen Spielen entscheiden.

Rund zwei Wochen nach seinem Überraschungssieg bei der Parlamentswahl in Frankreich hat sich das Linksbündnis auf eine Kandidatin für das Amt der Premierministerin geeinigt. Lucie Castets, eine Beamtin des gehobenen Dienstes, soll nach dem Willen des linken Lagers Regierungschefin werden, wie die Parteien mitteilten. Dies schlage man Präsident Emmanuel Macron vor, der für die Ernennung eines Premierministers oder einer Premierministerin zuständig ist.

Der Vorschlag kam knapp eine Stunde vor einem Fernsehinterview Macrons. Darin sagte der Präsident, es werde keinen neuen Premierminister vor Ende der Olympischen Spiele geben. Diese werden am Freitag in Paris eröffnet.

In einer ersten Reaktion sagte die 37-jährige Castets, sie nehme die Kandidatur "mit Bescheidenheit, aber auch mit Überzeugung" an. Sie halte sich für eine "glaubwürdige und seriöse" Kandidatin. Die Wirtschaftsexpertin ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Zu ihren Prioritäten zähle die Abschaffung der Rentenreform, mit der Macron das Rentenalter von 62 auf 64 Jahre angehoben hatte, sagte sie.

Klimaexpertin Tubiana verzichtete auf Kandidatur

Castets sei eine hochrangige Staatsbeamtin und Verfechterin des öffentlichen Dienstes, die sich für die Bekämpfung von Steuerbetrug eingesetzt habe, hieß es von dem Bündnis. "Nouveau Front Populaire hat nun eine Kandidatin. Versprechen gehalten", so Sozialistenchef Olivier Faure im Onlinedienst X. 

Die Klimaexpertin Laurence Tubiana, die für das Amt der Premierministerin ebenfalls im Gespräch gewesen war, hatte am Vortag ihren Verzicht auf die Kandidatur erklärt. Die Linkspartei La France Insoumise (Unbeugsames Frankreich), die innerhalb der "Nouveau Front Populaire" die größte Gruppe bildet, hatte sich gegen sie ausgesprochen und ihr eine zu große Nähe zu Präsident Macron vorgeworfen.  

Regierung Attal geschäftsführend im Amt

Nouveau Front Populaire war bei der von Macron vorgezogenen Parlamentswahl Anfang Juli überraschend auf den ersten Platz gekommen. Macrons Mitte-Kräfte landeten auf Platz zwei, das rechtsnationale Rassemblement National um Marine Le Pen auf Platz drei.

Das Linksbündnis aus Sozialisten, Grünen, Kommunisten und La France Insoumise machte nach der Wahl zwar seinen Regierungsanspruch klar, jedoch fruchteten die Beratungen der verschiedenen Parteien zunächst nicht. "La France Insoumise" setzte die Gespräche zwischenzeitlich aus.

Premierminister Gabriel Attal hatte nach der Wahlschlappe des Mittelagers seinen Rücktritt eingereicht, den Macron vergangene Woche annahm. Attal und die Regierung sind nun geschäftsführend im Amt.