ARD-DeutschlandTrend 63 Prozent für SPD-geführte Regierung
Eine Mehrheit der Deutschen wünscht sich eine SPD-geführte Bundesregierung. Eine Koalition von SPD, Grünen und FDP finden 53 Prozent gut. Ein Bündnis von Union, Grünen und FDP erreicht deutlich weniger Zuspruch.
Wenn man die Deutschen fragt, wer aus ihrer Sicht die nächste Bundesregierung führen soll, dann sprechen sich knapp zwei Drittel für die SPD aus (63 Prozent). Lediglich ein Viertel wünscht sich, dass die kommende Bundesregierung von der Union geführt wird.
Eine Möglichkeit, eine Regierung unter SPD-Führung zu organisieren, wäre die Ampelkoalition - also ein Bündnis aus SPD, Grünen und FDP. Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent der Bürgerinnen und Bürger findet eine solche Koalition sehr gut oder gut. 43 Prozent hingegen finden die Ampel weniger gut oder schlecht.
25 Prozent für Jamaika
Im Vergleich dazu der Blick der Deutschen auf die sogenannte Jamaika-Koalition: Ein Bündnis aus Union, Grünen und FDP wird deutlich kritischer bewertet. Nur 25 Prozent finden ein solches Bündnis gut. 70 Prozent hingegen finden Jamaika aktuell weniger gut oder schlecht. Zum Vergleich: Im Oktober 2017, als ein solches Bündnis zum ersten Mal sondiert wurde, sprach sich eine Mehrheit von 57 Prozent für eine Jamaika-Koalition aus.
Bei den Parteianhängern sind es lediglich die Unionsanhänger, die mehrheitlich Jamaika befürworten (63 Prozent). Alle anderen Parteianhänger stehen dem Bündnis mehrheitlich skeptisch gegenüber, auch 53 Prozent der FDP-Anhänger.
Grünen-Anhänger besonders skeptisch
Besonders skeptisch blicken die Anhänger der Grünen auf eine mögliche Jamaika-Koalition: 62 Prozent sind der Meinung, dass ein Eintritt in eine unionsgeführte Regierung mit den Liberalen ihrer Partei langfristig schaden würde. Betrachtet man die Wahlberechtigten insgesamt, so sagt hier jeder Zweite (49 Prozent), dass ein solches Bündnis den Grünen schaden würde - nur 29 Prozent sehe Vorteile in einer solchen Koalition.
Der Eintritt der FDP in eine mögliche Ampel-Koalition hingegen wird positiver für die Partei bewertet: 47 Prozent der Deutschen und 48 Prozent der FDP-Anhänger meinen, dass ein solches Bündnis den Liberalen langfristig eher nützt. Nur 32 Prozent der Deutschen bzw. 35 Prozent der FDP-Anhänger befürchtet Nachteile für die Partei.
Bei der Frage, wer ein guter Kanzler für Deutschland wäre, ergibt sich ein klares Bild: 63 Prozent sind der Meinung, dass Olaf Scholz ein guter Kanzler wäre - 25 Prozent sehen das anders. Von Armin Laschet sagen das aktuell nur 14 Prozent - eine deutliche Mehrheit von 78 Prozent meint, dass er kein guter Bundeskanzler wäre.
74 Prozent für Anhebung des Mindestlohns
Bei den Sondierungen bzw. Koalitionsgesprächen könnten es vor allem bei der Arbeitsmarkt-, Verkehrs- und Steuerpolitik schwierig werden. Die Wahlprogramme von SPD und den Grünen sehen eine Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro vor. Die FDP sieht das anders und verweist auf die gesetzlich festgeschriebene regelmäßige Anpassung des Mindestlohns.
Eine Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro befürworten aktuell drei Viertel (74 Prozent) der Befragten. 21 Prozent hingegen meinen, dass ein solcher Anstieg zu viele Arbeitsplätze gefährden würde.
Gespaltener zeigt sich die Bevölkerung bei der Einführung eines generellen Tempo-Limits von 130 km/h auf Autobahnen - was SPD und Grüne befürworten, die FDP aber ablehnt. 53 Prozent der Bürger befürworten die Einführung, 44 Prozent lehnen sie ab.
Mehrheit für Steuererhöhungen für einzelne Gruppen
Auch die Steuerpolitik bietet Konfliktpotenzial: Die FDP will alle Bürger steuerlich entlasten, während SPD und Grüne eine Vermögenssteuer fordern und höhere Einkommen stärker zur Kasse bitten wollen.
Die Frage im DeutschlandTrend lautete: Sollten Steuern grundsätzlich nicht angehoben werden oder befürworten Sie Steuererhöhungen für einzelne Gruppen? Aktuell würde eine Mehrheit von 57 Prozent Steuererhöhungen für einzelne Gruppen unterstützen. 39 Prozent hingegen wollen, dass auf Steuererhöhungen grundsätzlich verzichtet wird.
Sorge vor Corona-Infektionen sinkt
Die Bürger blicken auf die Corona-Situation in diesem Herbst entspannter als noch im Sommer: Aktuell sorgen sich 42 Prozent der Deutschen, dass die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland in den kommenden Wochen deutlich ansteigt. Im zurückliegenden Juli war dies noch noch eine Mehrheit von 62 Prozent.
Die Unterstützung für die geltende Corona-Regeln haben sich im Vergleich zum Juni dieses Jahres kaum verändert. Wie zu Beginn des Sommers bezeichnen auch derzeit sechs von zehn Befragten (60 Prozent) die bestehende Corona-Maßnahmen grundsätzlich als angemessen. Für 13 Prozent gehen sie nicht weit genug, weiterhin jeder vierte Befragte (25 Prozent) bezeichnet sie als zu weitgehend.
Mehrheit für Abschaffung der Maskenpflicht im Unterricht
Während Schülerinnen und Schüler in Bayern bereits wieder ohne Masken im Klassenzimmer lernen dürfen und auch in Baden-Württemberg demnächst die Maskenpflicht im Schulunterricht fällt, wird in anderen Bundesländern noch über die Abschaffung oder Beibehaltung dieser Maßnahme im Kampf gegen das Corona-Virus diskutiert.
Für die Beibehaltung der Maskenpflicht im Unterricht sprechen sich aktuell nur vier von zehn Deutschen (37 Prozent) und nur 27 Prozent der Eltern schulpflichtiger Kinder aus. Eine Mehrheit von 57 Prozent ist der Meinung, dass die Maskenpflicht abgeschafft werden sollte - bei den Eltern mit schulpflichtigen Kindern sind es 71 Prozent.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon*- und Online-Befragung
*davon 60 Prozent Festnetz, 40 Prozent Mobilfunk
Erhebungszeitraum: 04. bis 06. Oktober 2021
Fallzahl: 1.318 Befragte (862 Telefoninterviews und 456 Online Interviews)
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und
Rückerinnerung Wahlverhalten / Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 10 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
Durchführendes Institut: infratest dimap
Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.