DeutschlandTrend

ARD-DeutschlandTrend Mehrheit der Deutschen befürwortet die Impfpflicht

Stand: 04.11.2021 18:00 Uhr

Nicht einmal die Hälfte der Deutschen hatte sich im ARD-DeutschlandTrend vom August für eine Impfpflicht gegen das Coronavirus ausgesprochen. Nun stimmten 57 Prozent dafür. Vor allem die Sorge um nicht geimpfte Kinder und ältere Menschen ist groß.

Mit den steigenden Infektionszahlen rückt die Corona-Pandemie auf der politischen Agenda wieder weiter nach vorne. Dabei haben die Bürgerinnen und Bürger nicht so sehr Angst, sich selbst anzustecken: Nur jeder Vierte macht sich in diesem Zusammenhang aktuell Sorgen.

Es geht vielmehr um die Kinder und die älteren Menschen: 57 Prozent sorgen sich, dass bislang nicht geimpfte Kinder sich mit dem Virus infizieren könnten. Und 62 Prozent befürchten, dass Ältere schwer an Corona erkranken.

Ähnlich viele (57 Prozent) befürchten, dass wegen des Infektionsgeschehens das öffentliche Leben in den kommenden Wochen erneut eingeschränkt werden könnte. 58 Prozent treibt die Sorge um, dass das Gesundheitswesen in Deutschland an seine Grenzen stoßen könnte.

57 Prozent befürworten Impfflicht

Eine Mehrheit von 57 Prozent spricht sich auch für eine allgemeine Corona-Impfpflicht aus, 39 Prozent sind dagegen. Im August dieses Jahres war das Bild noch gespalten: Damals waren 46 Prozent für eine allgemeine Impfpflicht, 50 Prozent dagegen.

Ellen Ehni, WDR, mit dem ARD-DeutschlandTrend zur Corona-Lage in Deutschland

tagesthemen, tagesthemen, 04.11.2021 22:15 Uhr

Die größte Unterstützung findet eine allgemeine Impfpflicht in den Reihen von Union (73 Prozent) und SPD (71 Prozent). Auch bei den Anhängern von FDP (53:42 Prozent) und Grünen (56:42 Prozent) überwiegt die Zustimmung, während die Linken-Wähler (45:55 Prozent), vor allem aber die AfD-Wähler (22:71 Prozent) eine allgemeine Impfpflicht mehrheitlich ablehnen.

Wenn man nach einer Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen fragt, wie zum Beispiel im Gesundheits- und Pflegebereich, dann sprechen sich deutlich mehr dafür aus, nämlich drei Viertel (74 Prozent) der Befragten.

Knapp jeder Zweite findet Beschränkungen angemessen

Die im Moment geltenden Corona-Beschränkungen findet fast jeder Zweite (46 Prozent) angemessen, das sind 14 Punkte weniger im Vergleich zu Anfang Oktober. Für fast jeden Vierten (23 Prozent, -2) gehen sie aktuell zu weit. Drei von zehn Deutschen (29 Prozent) sagen, dass die Maßnahmen aktuell nicht weit genug gehen - das sind 16 Punkte mehr im Vergleich zum Vormonat.

Großer Handlungsbedarf beim Klimaschutz

Der Blick der Deutschen auf das Thema Klimaschutz ist recht eindeutig: 83 Prozent sehen aktuell sehr großen oder großen Handlungsbedarf. Eine Minderheit von 16 Prozent hingegen sieht wenig oder keinen Handlungsbedarf. Während die Mehrheit also Taten sehen will, zweifeln die Menschen gleichzeitig daran, dass die UN-Klimakonferenz in Glasgow solche hervorbringen wird.

Ellen Ehni, WDR, mit dem ARD-DeutschlandTrend zur Klimapolitik

tagesthemen, tagesthemen, 04.11.2021 22:15 Uhr

82 Prozent der Deutschen sind eher nicht oder überhaupt nicht überzeugt, dass die internationale Staatengemeinschaft die Probleme bewältigen kann, die sich aus dem Klimawandel ergeben. Das sind drei Punkte weniger als im Dezember 2018, als der ARD-DeutschlandTrend diese Frage anlässlich der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz gestellt hatte.

Zu starke Orientierung an eigenen Interessen

Von den Befragten, die sich skeptisch äußern, wird als Hindernis für einen wirksameren globalen Klimaschutz vor allem eine zu starke Orientierung der Staaten an ihren eigenen nationalen Interessen (85 Prozent) gesehen. Gut die Hälfte (56 Prozent) sieht den internationalen Klimaschutz dadurch ausgebremst, dass die Staaten vor allzu harten Einschnitten zurückschrecken. Kaum minder viele (52 Prozent) betrachten kurzfristiges Denken und die Langfristigkeit der Klimagefahren als maßgeblich für zu geringe Fortschritte beim globalen Klimaschutz. Die Komplexität des Klimawandels bewerten dagegen nur 31 Prozent als zentrale Hürde.    

Von der Politik in Deutschland wünschen sich aktuell zwei Drittel der Befragten, dass sie mehr für den Klimaschutz tun sollte. Jeder Fünfte findet, dass sich die Politik bereits angemessen um den Klimaschutz kümmert; 9 Prozent hingegen meinen, dass sich die Politik auf diesem Feld weniger engagieren sollte.

Dabei äußern alle Partei-Anhänger mehrheitlich die Forderung, dass bei der Klimapolitik in Deutschland stärker gehandelt werden solle - bis auf die Anhänger der AfD: Von ihnen wünschen sich 24 Prozent ein stärkeres Engagement im Klimaschutz, 29 Prozent halten das Thema für angemessen behandelt und 41 Prozent wollen, dass die Politik weniger tut in Sachen Klimaschutz.

Sonntagsfrage: SPD legt zu, Union verliert

Gut einen Monat nach der Bundestagswahl ist die Union im Stimmungstief, während die Parteien einer möglichen Ampel-Koalition leicht zulegen. Bei einer Wahl am kommenden Sonntag käme die SPD auf 27 Prozent (Wahlergebnis am 26.9.21: 25,7), die Union läge bei 21 Prozent (24,1). Die Grünen kämen auf 16 Prozent der Stimmen (14,8) und die FDP 13 Prozent (11,5). Die AfD läge bei 10 Prozent (10,3) und die Linke bei 5 Prozent (4,9). Alle übrigen Parteien kämen zusammen auf 8 Prozent.

Untersuchungsanlage
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon*- und Online-Befragung
*davon 60 Prozent Festnetz, 40 Prozent Mobilfunk
Erhebungszeitraum: 02. bis 03. November 2021
Fallzahl: 1.329 Befragte (869 Telefoninterviews und 460 Online Interviews)

Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und
Rückerinnerung Wahlverhalten / Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 10 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent

Durchführendes Institut: infratest dimap

Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 4. November 2021 um 22:15 Uhr.