Krieg in Nahost ++ Mehr als 30 Deutsche heute aus Gaza ausgereist ++
Laut Auswärtigem Amt haben heute mehr als 30 Deutsche den Gazastreifen verlassen. Aus Sicherheitsgründen hat Israel seine Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, Auslandsreisen zu überdenken. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.
- Israel warnt seine Bürger vor Auslandsreisen
- Blinken: Palästinensische Zivilisten besser schützen
- Libanon meldet Beschuss in Grenzgebiet
- Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
- Blinken zu Gesprächen in Israel eingetroffen
Ende des Liveblogs
Hiermit beenden wir den heutigen Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse!
AFP-Büro in Gaza bei Beschuss erheblich beschädigt
Bei Angriffen auf Gaza ist das Büro der Nachrichtenagentur AFP getroffen und erheblich beschädigt worden. Wie ein AFP-Mitarbeiter nach einem Besuch vor Ort berichtete, schlug ein explosives Projektil offenbar horizontal in den Technikerraum des AFP-Büros in der größten Stadt des Gazastreifens ein. Eine israelische Armeesprecherin erklärte am Abend, die Armee habe einen Angriff nahe dem Büro ausgeführt, das Gebäude aber nicht gezielt angegriffen.
Zum Zeitpunkt des Angriffs am Donnerstag befand sich keiner der acht Mitarbeiter, die normalerweise in der größten Stadt des Gazastreifens stationiert sind, in dem Büro der Nachrichtenagentur. Das Team war der Aufforderung des israelischen Militärs gefolgt und hatte die Stadt am 13. Oktober verlassen und sich zu seiner Sicherheit in den Süden des Gazastreifens begeben.
Festnahmen bei Frankfurter Demo für "Waffenruhe in Gaza"
Bei einer propalästinensischen Demonstration unter dem Motto "Waffenruhe in Gaza" sind in Frankfurt am Main neun Menschen festgenommen worden. Es wurden unter anderem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung, des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen und des Verdachts der Gewaltdarstellung eingeleitet, wie die Polizei mitteilte.
Die Polizei stellte eigenen Angaben zufolge ein Schild mit "SS-Runen" sicher und nahm dessen Trägerin fest. Eine andere Frau habe ein Plakat in die Höhe gehalten, auf dem die Flagge des Staates Israel in einer Mülltonne abgebildet war - und die Aufschrift "Keep the world clean". Das Schild wurde ebenfalls sichergestellt und die Frau muss sich wegen des Verdachts der Volksverhetzung verantworten, wie es hieß.
Kliniken werfen Israel gezielte Angriffe vor
Klinikdirektoren im Norden des Gazastreifens haben dem israelischen Militär gezielte Angriffe auf die Eingänge von drei Krankenhäusern vorgeworfen. Die Einschläge seien erfolgt, als Mitarbeiter gerade versucht hätten, Verletzte in den Süden des Küstengebiets zu evakuieren, sagten die Klinikleiter. Aufnahmen zeigten blutüberströmte Leichen von Männern, Frauen und Kindern vor dem größten Krankenhaus in Gaza, Schifa. Zu sehen waren auch beschädigte Autos und Krankenwagen.
Mindestens zehn Menschen seien vor dem Schifa-Krankenhaus getötet worden, sagte der Direktor Mohammed Abu Salimia dem Sender Al-Dschasira. Mindestens 50 weitere seien bei einem Angriff vor dem Indonesischen Krankenhaus getötet oder verletzt worden, sagte dessen Direktor. Israel hatte erklärt, die militant-islamistische Hamas habe im Schifa-Krankenhaus eine Kommandozentrale eingerichtet. Die Angabe konnte nicht unabhängig überprüft werden.
Das israelische Militär teilte unterdessen mit, ein Kampfflugzeug habe in der Nähe eines Kampfgebiets einen Krankenwagen angegriffen, der von der Hamas für den Transport von Waffen benutzt worden sei. Auch diese Angabe konnte nicht überprüft werden. Der Palästinensische Rote Halbmond teilte mit, einer seiner Krankenwagen, die Verletzte auf der Küstenstraße in den Süden des Gazastreifens transportieren, sei aus der Luft angegriffen und beschädigt worden. Die Organisation veröffentlichte Bilder des Fahrzeugs mit zerstörter Motorhaube und Blut an der Seite.
Jordanien plant Treffen Blinkens mit arabischen Außenministern
Jordanien empfängt nach eigenen Angaben am Samstag US-Außenminister Antony Blinken und die Außenminister Saudi-Arabiens, Katars, der Vereinigten Arabischen Emirate und Ägyptens sowie Vertreter der Palästinenser. Behandelt werden sollten dabei die Forderung arabischer Länder nach einer sofortigen Feuerpause im Gazastreifen und die Lieferung humanitärer Hilfen dorthin, kündigte das jordanische Außenministerium an. Erörtert werden sollten auch Möglichkeiten zur Deeskalation, um die Sicherheit der Region nicht weiter zu gefährden.
3000 Menschen demonstrieren in Essen
Rund 3000 Menschen haben laut Polizei in Essen gegen den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen protestiert. Angemeldet worden war die pro-palästinensische Demonstration von einer Privatperson. Die Demonstration sei "sehr laut und sehr emotional, aber friedlich" verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. Es seien keine Straftaten festgestellt worden. Die Polizei hatte eine Reihe von Auflagen erlassen und angekündigt, bei einem unfriedlichen Verlauf konsequent einzuschreiten. Die Demonstration wurde von einem starken Polizeiaufgebot begleitet.
Anwalt: Familien wollen nach Hamas-Angriff Ermittlungen
Nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas wollen mehrere israelische Familien Ermittlungen gegen die Organisation am Internationalen Strafgerichtshof. Man habe das Gericht in Den Haag aufgefordert, gegen die Hamas zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zu ermitteln, sagte ihr Anwalt François Zimeray im französischen Sender Radio Classique. Zimeray sagte: "Die Gräueltaten müssen anerkannt und im kollektiven Gedächtnis eingeschrieben werden."
Frankreich plant Hilfskonferenz
Frankreich will als Gastgeber einer internationalen Konferenz ohne Beteiligung Israels humanitäre Hilfen für den Gazastreifen organisieren. Präsident Emmanuel Macron bestätigte im Gespräch mit Journalisten entsprechende Informationen aus Diplomatenkreisen. Vier mit den Plänen vertraute Diplomaten hatten der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, Frankreich wolle am 09. November Staats- und Regierungschefs sowie Außenminister mehrerer Länder und Vertreter verschiedener Organisationen einladen. Darunter sei die Palästinenser-Regierung, nicht jedoch Israel. Frankreich wolle Israel allerdings über seine Pläne und über die Ergebnisse der Konferenz informieren.
Israelische Armee: Zahlreiche Terroristen getötet
Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge im Gazastreifen erneut zahlreiche Terroristen getötet. Diese hätten auf israelische Truppen geschossen, teilte das Militär mit. In einem Fall hätten Terroristen einen Tunnel verlassen. Bodentruppen informierten den Angaben nach die Luftwaffe, diese habe dann die Terrorzelle angegriffen. Bei einem weiteren Gefecht hätten Terroristen einen Schacht in einem Wohnhaus verlassen und das Feuer auf israelische Soldaten eröffnet. Das Militär habe zurückgeschossen und sie getötet.
Israel bestätigt Angriff auf Krankenwagen
Das israelische Militär hat einen Angriff auf einen Krankenwagen bestätigt. Soldaten seien davon ausgegangen, dass der Wagen von einer Hamas-Einheit im Kampfgebiet eingesetzt werde. Bei dem Angriff seien mehrere Hamas-Terroristen getötet worden, so die Armee. Man habe Informationen, die belegten, dass die "Vorgehensweise der Hamas darin besteht, Terroristen und Waffen in Krankenwagen zu transportieren", hieß es weiter.
UN-Koordinator: Fortschritte in Verhandlungen um Treibstoffversorgung
Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sieht Fortschritte in den Bemühungen um die Lieferung von dringend benötigtem Treibstoff in den Gaza-Streifen. Griffiths berichtete kurz nach seiner Rückkehr aus der Region von intensiven Verhandlungen zwischen Israel, Ägypten, den USA und den Vereinten Nationen. "Ich habe heute Morgen erfahren, dass es in diesen Verhandlungen über die Treibstoffversorgung Fortschritte gegeben hat", sagte Griffiths. "Ich muss mir das im Laufe des Tages bestätigen lassen."
Der Treibstoff sei unerlässlich für das Funktionieren von Institutionen, Krankenhäusern sowie der Wasser- und Stromversorgung. Es müsse dafür gesorgt werden, dass Lieferungen zuverlässig und stetig in den Gaza-Streifen gelangten.
Auswärtiges Amt: Mehr als 30 Deutsche haben Gazastreifen verlassen
Mehr als 30 Deutsche haben nach Angaben des Auswärtigen Amts heute den Gazastreifen verlassen. Zu den Menschen, die über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten ausgereist seien, gehörten auch Familien mit Kindern, erklärte das Auswärtige Amt am Abend im Onlinedienst X (vormals Twitter). Das Ministerium arbeite "intensiv daran, dass weitere Deutsche ausreisen können".
Zugleich konnten auch 34 Franzosen den Gazastreifen verlassen, wie das Außenministerium in Paris mitteilte. Bereits am Mittwoch waren unter den Ausländern, die aus dem Gazastreifen nach Ägypten ausreisen konnten, auch deutsche Staatsbürger. Dabei handelte es sich um eine niedrige einstellige Zahl von Mitarbeiterinnen internationaler Hilfsorganisationen. Sie waren am Grenzübergang Rafah ebenfalls von einem Team der Botschaft Kairo in Empfang genommen worden.
Hamas wirft Israel mehrere Angriffe vor
Bei einem mutmaßlichen israelischen Angriff im Gazastreifen sollen nach Angaben der Hamas 14 Menschen auf der Flucht in den Süden des Palästinensergebiets getötet worden sein. Unter den Todesopfern seien Frauen und Kinder, erklärte der Sprecher des von der radikal-islamistischen Hamas geleiteten Gesundheitsministeriums, Aschraf Al-Kudra.
Zudem meldete das Hamas-Ministerium mehrere Tote bei einem Angriff auf einen Konvoi von Krankenwagen. Die Fahrzeuge hätten zum Zeitpunkt des Vorfalls das Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt verlassen, sagte ein Sprecher der Behörde. Der Konvoi sei beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz angemeldet gewesen. Es habe mehrere Angriffe gegeben, einmal am Tor des Krankenhauses und dann mehrfach außerhalb. Angaben der israelischen Armee zu diesen von der Hamas gemeldeten Angriffen lag zunächst nicht vor.
Frankreich schickt weitere Hilfsgüter für Gaza nach Ägypten
Frankreich schickt zwei weitere Flugzeuge mit Hilfsgütern für die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen nach Ägypten. Verteidigungsminister Sébastien Lecornu sagte, die Maschinen sollten am Freitag und Sonntag starten. Israel müsse sich verteidigen und dafür sorgen, dass die Hamas keinen Schaden mehr anrichten könne, sagte Lecornu. Die Zivilbevölkerung im Gazastreifen müsse jedoch geschützt werden. "Und der beste Weg, sie zu schützen, ist, sie medizinisch zu versorgen."
Netanyahu warnt Hisbollah vor Konflikt-Ausweitung
Israels Regierungschef Netanyahu hat den Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, vor einer militärischen Eskalation gewarnt. "Ein solcher Fehler wird sehr kostspielig sein. Sie zahlen einen unvorstellbaren Preis", sagte er. "Ich sage unseren Feinden noch einmal: Täuschen Sie sich nicht über uns."
Nasrallah seinerseits zuvor Israel vor einer weiteren Eskalation gewarnt. "Alle Optionen sind auf dem Tisch", hatte er gesagt. Eine Eskalation hänge vom Verlauf des Kriegs im Gazastreifen sowie von Israels Verhalten gegenüber dem Libanon ab. Er warnte bei seiner ersten öffentlichen Rede seit Beginn des Kriegs am 7. Oktober auch vor einer "großen Schlacht" an der libanesischen Grenze.
WHO-Direktor: Bedarf für psychologische Hilfe in Israel
Die Menschen in Israel sind nach dem verheerenden Terroranschlag der Hamas dringend auf eine bessere psychologische Versorgung angewiesen. Der europäische WHO-Regionaldirektor Hans Kluge sagte, er habe während seiner Reise nach Israel in dieser Woche Präsident Izchak Herzog und dessen Ehefrau, den Gesundheitsminister, aber auch viele Mitarbeiter des Gesundheitswesens getroffen. Alle hätten geäußert, dass die psychologische Versorgung der Menschen von größter Bedeutung sei und verbessert werden müsse.
Kluge sagte einen Tag nach seiner Rückkehr in das WHO-Büro in Kopenhagen, seine Reise habe drei Schwerpunkte gehabt: Solidarität mit den Israelis, Gespräche mit Familien israelischer Geiseln, die von der militant-islamistischen Hamas festgehalten werden, und die Sondierung von Möglichkeiten für mehr Hilfe für verletzte oder kranke Palästinenser im Gazastreifen.
Scholz und Jordaniens König dringen auf Zwei-Staaten-Lösung
Bundeskanzler Olaf Scholz und der jordanische König Abdullah haben nach Angaben eines Regierungssprechers eine Zwei-Staaten-Lösung für Israelis und Palästinenser gefordert. Beide seien sich in einem Telefonat einig gewesen, dass nur so ein Leben in Frieden und Sicherheit ermöglicht werden könne. Scholz habe zudem bekräftigt, dass Deutschland sich nachdrücklich für den Schutz von Zivilisten und für einen kontinuierlichen und sicheren Zugang humanitärer Hilfe für die Menschen im Gazastreifen einsetze. Die Bundesregierung habe ihre humanitäre Hilfe für den Gazastreifen ausgeweitet.
Palästinensischer Botschafter beklagt Gleichgültigkeit
Der Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde in Deutschland, Laith Arafeh, hat den Deutschen in Bezug auf die zivilen Opfer der israelischen Militäroperation im Gazastreifen mangelndes Mitgefühl vorgeworfen. "Unseren Opfern begegnet man nach wie vor mit Gleichgültigkeit", kritisierte er. Dabei seien bereits mehr als 9.000 Menschen getötet worden, darunter viele Kinder. Hunderttausende seien durch die Zerstörung von Gebäuden obdachlos.
Er beklagte zudem eine Verengung der politischen Debatte. "Eine wachsende Cancel Culture in Deutschland sorgt dafür, dass das palästinensische Volk immer mehr verunglimpft und entmenschlicht wird", sagte Arafeh. Diese "Cancel Culture" verzerre den Diskurs, bringe Debatten zum Verstummen, bedrohe Karrieren und schüre gleichzeitig Rassismus, Bigotterie und Spaltung. "Wir fordern alle auf, sich zu besinnen und dem Ruf der Menschlichkeit zu folgen, bevor die Geschichte ihr Urteil fällt", appellierte der Leiter der palästinensischen Mission in Berlin.
Anmerkung der Redaktion: Die Zahl 9.000 beruht auf Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen. Einen Hintergrund zur Verlässlichkeit dieser Zahlen finden Sie hier:
Hamas-Behörde: Rettungskonvoi beschossen
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen meldet, ein Konvoi von Rettungsfahrzeugen sei beschossen worden. Dutzende Menschen seien getötet oder verletzt worden, hieß es. Das israelische Militär teilte mit, es überprüfe diese Angaben.
Netanyahu: Keine Treibstofflieferungen nach Gaza
Israels Ministerpräsident Netanyahu will keine Treibstofflieferungen in den Gazastreifen erlauben. Das sagte er nach einem Treffen mit US-Außenministers Blinken. Armeechef Herzi Halevi hatte am Donnerstag Treibstofflieferungen in Aussicht gestellt, sofern es in den Krankenhäusern im Gazastreifen keinen mehr gibt. Die Kliniken brauchen den Treibstoff für Generatoren, um Strom zu erzeugen.
Israel erlaubt die Einfuhr von Treibstoff nicht, weil es einen Missbrauch durch die dort herrschende Hamas befürchtet. Er diene den Islamisten etwa zur Belüftung des unterirdischen Tunnelsystems, von denen aus israelische Soldaten angegriffen werden könnten. Israel wirft der Hamas auch vor, Krankenhäusern Treibstoff für Kriegsziele weggenommen zu haben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
USA setzen Drohnen bei Suche nach Geiseln ein
Die USA setzen Drohnen bei der Suche nach den in den Gazastreifen verschleppten Geiseln ein. Unbewaffnete Drohnen würden das Palästinensergebiet seit dem Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober überfliegen, teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, mit.
Frankreich fordert Erklärung für Treffer auf Kulturinstitut
Im Gazastreifen sind das französische Kulturinstitut und das Büro der Nachrichtenagentur AFP französischen Angaben zufolge bei israelischen Angriffen getroffen worden. Von Verletzten wird nicht berichtet. Das Außenministerium in Paris erklärte, das Institut francais sei bei einem Luftangriff getroffen worden, und forderte Israel auf, unverzüglich eine konkrete Begründung dafür vorzulegen.
Hisbollah-Chef droht mit Eskalation
Der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, droht mit einer weiteren Eskalation im Krieg gegen Israel. "Alle Optionen an der libanesischen Front bleiben offen", sagte Nasrallah in seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zur aktuellen Lage seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Eine Eskalation sei eine "realistische Möglichkeit", alles hänge davon ab, wie der Krieg im Gazastreifen weiter verlaufen werde.
Netanyahu: Ohne Freilassung der Geiseln keine Kampfpause
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat einen vorübergehenden Waffenstillstand im Gazastreifen ausgeschlossen, solange die von Extremisten verschleppten Geiseln nicht freigelassen worden seien. Dies sagte er nach einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken. Blinken hatte auf eine humanitäre Kampfpause im Gazastreifen gedrängt.
Am 7. Oktober waren Terroristen der im Gazastreifen regierenden Hamas und anderer extremistischer Gruppen in den Süden Israels eingefallen und hatten dort mehr als 1.400 Menschen massakriert und etwa 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt.
Israel warnt Bürger vor Auslandsreisen
Israel hat seine Bürger angesichts der weltweiten Zunahme antisemitischer Vorfälle seit Beginn des Kriegs vor Auslandsreisen gewarnt. Der Nationale Sicherheitsrat der Regierung warnte, "die Notwendigkeit von Auslandsreisen zu überdenken", da israelische Behörden eine "deutliche Zunahme des Antisemitismus" sowie "lebensgefährliche gewalttätige Angriffe auf Israelis und Juden in der ganzen Welt" beobachteten.
Blinken fordert besseren Schutz von palästinensischen Zivilisten
US-Außenminister Antony Blinken hat in Gesprächen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu auf eine humanitäre Feuerpause im Gazastreifen gedrängt. Israel habe das Recht und auch die Pflicht zur Selbstverteidigung, um erneute Terrorangriffe wie am 7. Oktober zu verhindern, sagte Blinken und fügte hinzu: "Es kommt darauf an, wie Israel dies tut."
Es gehe um den Schutz von Zivilisten, die ins Kreuzfeuer der Hamas gerieten, und um dringend nötige Hilfe. Nach Verhandlungen hinter verschlossenen Türen wollte Blinken auch mit dem israelischen Kriegskabinett sprechen. "Wir müssen mehr tun, um palästinensische Zivilisten zu schützen", sagte er. Sonst werde es keine Partner für einen Frieden geben.
Blinken sagte, die nachhaltige humanitäre Hilfe für den Gazastreifen müsse sofort und erheblich verstärkt werden. Außerdem sei es entscheidend, den Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt wiederherzustellen. Eine solche Lösung sei die einzige Garantie für ein sicheres und demokratisches Israel und ein unabhängiges Palästina. Die Arbeit dafür müsse heute starten.
Hisbollah-Führer lobt Angriff auf Israel
Der Chef der libanesischen islamistischen Miliz Hisbollah, Hassan Nasrallah, hat den Terrorangriff der im Gazastreifen herrschenden Hamas vom 7. Oktober auf Israel ausdrücklich gelobt und gerechtfertigt. Die Entscheidung für diesen Einsatz sei "weise, mutig und zur richtigen Zeit" gekommen, sagte Nasrallah in seiner ersten Rede seit dem Angriff der Hamas auf Israel. Schon in den ersten Stunden des Angriffs sei klar gewesen, dass der "Feind abgelenkt, verloren und erstaunt" gewesen sei, sagte Nasrallah. Der Angriff habe eine "neue historische Phase des Konflikts" eingeläutet.
Der Angriff sei "zu hundert Prozent palästinensisch" gewesen. Die Operation sei vor der "Achse des Widerstands" geheimgehalten worden. "Die Tatsache, dass niemand davon wusste, beweist, dass diese Schlacht ausschließlich palästinensischer Natur ist", sagte Nasrallah.
Die USA trügen die alleinige Verantwortung für den anhaltenden Gaza-Krieg, so Nasrallah. Israel sei nur ein "ausführendes Instrument". Sie müssten den Preis für die Aggression zahlen, so Nasrallah. Die eng mit dem Iran verbündete Hisbollah gilt als einflussreiche politische Kraft im Libanon. Im gesamten Land gab es Versammlungen, um die Videobotschaft zu hören. Allein im südlichen Vorort Beiruts versammelten sich Tausende Anhänger der Schiitenorganisation mit wehenden Hisbollah- und Palästina-Flagge oder Bildern des Generalsekretärs.
Menschen im libanesischen Beirut jubeln bei der Rede von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah.
Mehr als 170 israelische Flaggen geschändet
Seit dem Terrorüberfall auf Israel sind in Deutschland mindestens 176 israelische Flaggen geschändet oder gestohlen worden. Das geht aus "Spiegel"-Recherchen bei den Innenministerien der Bundesländer hervor. Demnach gab es seit der Hamas-Attacke am 7. Oktober mindestens 104 dokumentierte Einzelfälle, in denen Flaggen, vor allem an öffentlichen Gebäuden, heruntergerissen, geklaut, angezündet oder auf anderem Weg zerstört wurden, wie das Magazin berichtete.
In Nordrhein-Westfalen seien 35 Flaggen gestohlenen und 11 verbrannt worden. Andere Bundesländer machen lediglich grobe Angaben: Baden-Württemberg registrierte Vorfälle "im niedrigen dreistelligen Bereich", Niedersachsen im "unteren zweistelligen Bereich", ebenso Schleswig-Holstein und Hessen.
Wer Flaggen und Hoheitszeichen ausländischer Staaten verletzt, dem droht nach deutschen Recht eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe.
ARD-Korrespondent: Israelische Bodentruppen und Luftwaffe eng abgestimmt
Das israelische Militär meldete, es habe Gaza-Stadt umzingelt. Die Bodentruppen und die Luftwaffe stimmen sich israelischen Medien zufolge eng ab, wie ARD-Korrespondent Oliver Mayer-Rüth in Tel Aviv berichtet. "Die Infanterie schließt den Kreis um Gaza-Stadt immer enger, rückt vor. Und wenn man Widerstand spürt, zieht man sich ein wenig zurück und lässt die Luftwaffe angreifen."
Der gefährliche Häuserkampf sei in dem eng besiedelten Gebiet im Gange. Die Hamas sei darauf vorbereitet. "Da muss man mit Verlusten auf beiden Seiten rechnen", so Mayer-Rüth.
Wenige Deutsche bislang aus Gazastreifen ausgereist
Eine "niedrige einstellige Zahl" deutscher Staatsbürgerinnen und -bürgern ist nach Angaben des Auswärtigen Amtes (AA) in den vergangenen Tagen aus dem Gazastreifen ausgereist. Das Ministerium arbeite "mit Hochdruck" daran, dass auch andere Deutsche, die sich im Gazastreifen aufhalten, ausreisen können, sagte ein Ministeriumssprecher.
Das AA gehe von einer "niedrigen dreistelligen Zahl an Deutschen" dort aus. Es gebe eine Zusage, dass eine festgelegte Anzahl von Menschen jeden Tag ausreisen könne, sagte der Sprecher weiter. Die Kontrollen am Grenzübergang seien allerdings "aufwendiger als gedacht". Daher seien bislang weniger Menschen aus dem Gebiet herausgekommen als ursprünglich angenommen.
Das AA hat den Angaben zufolge ein Konsulatsteam an den Grenzübergang entsandt. "Wir stimmen uns mit Ägypten und den anderen Beteiligen ab", sagte der Ministeriumssprecher. Es sei eine "gute Nachricht", dass der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten für Ausländer geöffnet sei, so der Sprecher. Dies sei ein "kleiner Hoffnungsschimmer".
Erste Anklage nach Ausschreitungen bei Pro-Palästinensischer Demo
Rund zwei Wochen nach Ausschreitungen bei Pro-Palästinensischen Demonstrationen in Berlin-Neukölln gibt es eine erste Anklage. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat einen 25-Jährigen im beschleunigten Verfahren angeklagt, wie ein Behördensprecher mitteilte. Dem Italiener werden unter anderem schwerer Landfriedensbruch, versuchte gefährliche Körperverletzung sowie tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte vorgeworfen.
Er soll am 18. Oktober gegen 19.45 Uhr einer Gruppe von Demonstranten angehört haben, die antisemitische und israelfeindliche Parolen skandierten sowie Steine und Flaschen auf Polizisten warfen.
Irlands Regierungschef kritisiert Israels Vorgehen
Irlands Regierungschef Leo Varadkar sieht Israels Vorgehen im Gazastreifen kritisch. Israel habe wie jeder Staat das Recht, sich zu verteidigen und die Hamas zu verfolgen, damit sie einen solchen Angriff nicht wieder begehen könne. "Aber was ich mittlerweile sehe, ist nicht nur Selbstverteidigung", sagte Varadkar vor Journalisten bei einem Besuch in Südkorea, wie ein Video des Rundfunksenders RTÉ zeigte. Es sehe eher wie Rache aus. Seiner Meinung nach sei das nicht der Weg, wie Israel seine Freiheit und Sicherheit in Zukunft garantieren werde.
Varadkar hatte bereits wenige Tage nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober Verhältnismäßigkeit angemahnt und gewarnt, die internationale Unterstützung für Israel könnte schwinden, wenn das Land bei seiner Reaktion gegen die Hamas zu weit geht.
Hamas: Zahl der Toten im Gazastreifen steigt auf 9.257
Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen ist seit Kriegsbeginn nach Angaben des von der islamistisch-militanten Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 9.257 gestiegen. Unter den Toten seien Tausende Frauen sowie Kinder und Jugendliche, wie die Behörde mitteilte. Insgesamt wurden demnach 23.516 Menschen seit dem 7. Oktober verletzt. Mehr als 2.000 Menschen gelten als vermisst. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
UN-Menschenrechtsbüro: Lage im Westjordanland "alarmierend"
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte schlägt Alarm wegen der Lage im Westjordanland. "Während den Angriffen innerhalb Israels und der Eskalation der Feindseligkeiten in Gaza seit dem 7. Oktober große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, ist die Lage im besetzten Westjordanland, einschließlich Ostjerusalems, alarmierend und dringlich", sagt eine Sprecherin.
Israelische Einsatzkräfte nutzten dort bei Strafverfolgungseinsätzen zunehmend militärische Taktiken und Waffen. Mindestens 132 Palästinenser seien im Westjordanland getötet worden, davon 124 durch israelische Einsatzkräfte und etwa acht durch Siedler. Unter den Toten seien 41 Kinder. Außerdem seien zwei israelische Soldaten getötet worden.
Schweden meldet Tod mehrerer Staatsbürger im Gazastreifen
Nach Erkenntnissen des Außenministeriums in Stockholm sind im Oktober im Gazastreifen mehrere schwedische Staatsangehörige gestorben. Die Informationen darüber stammten von lokalen Behörden, teilte das Ministerium mit. Zur Zahl oder zu den Todesumständen werden keine Angaben gemacht.
Israel sendet palästinensische Arbeiter zurück in den Gazastreifen
Israel hat palästinensischen Angaben zufolge damit begonnen, Tausende palästinensische Arbeiter in den Gazastreifen zurückzuschicken. "Tausende von Arbeitern, die seit dem 7. Oktober in Israel festsaßen, wurden zurückgebracht", sagte der Leiter der Grenzbehörde des Gazastreifens, Hischam Adwan, der Nachrichtenagentur AFP.
Videos der Nachrichtenagentur AFP zeigten Gruppen von Arbeitern, die den Grenzübergang Kerem Schalom zwischen Israel und dem südlichen Gazastreifen überquerten. Der Grenzübergang wird normalerweise nur für Warentransporte genutzt. Die Vereinten Nationen äußerten sich "zutiefst besorgt" über die Rückführung Tausender palästinensischer Arbeiter. Sie würden "trotz des Ernstes der Lage" im Gazastreifen zurückgeschickt, sagte OHCHR-Sprecherin Elizabeth Throssell.
Wie viele Menschen zurückgesandt werden sollten, wurde zunächst nicht angegeben. Nach Angaben der israelischen Behörde für zivile Angelegenheiten in den besetzten Gebieten (Cogat) besaßen vor Kriegsbeginn rund 18.500 Menschen aus dem Gazastreifen eine Arbeitserlaubnis für Israel. Wie viele palästinensische Arbeiter sich zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns in Israel aufhielten, sagte die Behörde nicht.
Mehrere Palästinenser bei Razzien im Westjordanland getötet
Bei einer Reihe von Einsätzen des israelischen Militärs im besetzten Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben mindestens neun Menschen getötet worden. Drei Menschen wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Dschenin getötet, zwei in Hebron, einer in Nablus und einer in Kalandija. Auch in der Nähe von Ramallah sei en Palästinenser getötet worden.
Das Militär erklärte, das Vorgehen in Dschenin habe auch einen Luftangriff umfasst. Kämpfer der militant-islamistischen Hamas, die im Gazastreifen regiert, nicht aber im Westjordanland, seien getötet worden, nachdem sie Sprengsätze auf Soldaten geschleudert hätten. Es seien auch unter den Straßen des Flüchtlingslagers Dschenin vergrabene Sprengsätze gefunden worden, ebenso ein unterirdisches Munitionslager.
In Nablus zerstörten israelische Streitkräfte das Haus eines militanten Palästinensers, dem sie vorwarfen, für einen Schusswaffenangriff in der Stadt Huwara verantwortlich zu sein, bei dem in diesem Jahr zwei Israelis getötet wurden. Im gesamten Westjordanland nahm das Militär 37 Palästinenser fest, von denen 17 als Hamas-Kämpfer identifiziert wurden.
UN brauchen mehr als eine Milliarde US-Dollar für Palästinenser-Hilfe
Die Vereinten Nationen und ihre Partnerorganisationen brauchen bis zum Ende des Jahres 1,2 Milliarden US-Dollar für die Versorgung der notleidenden palästinensischen Bevölkerung. Das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) rief internationale Geber auf, das Geld (umgerechnet 1,13 Milliarden Euro) bereitzustellen. Damit sollten Essen, Wasser, Medizin, Unterkünfte, Hygieneartikel und andere Hilfsgüter finanziert werden.
Insgesamt solle die Hilfe 2,7 Millionen Menschen zugutekommen: der gesamten Bevölkerung des von Israel weitgehend abgeriegelten Gaza-Streifens sowie 500.000 Menschen im Westjordanland. Gestern rollten OCHA zufolge 102 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern aus Ägypten über den Grenzübergang Rafah in den Gaza-Streifen. Dies sei der größte Konvoi seit der Wiederaufnahme der Hilfslieferungen am 21. Oktober.
Die Gesamtzahl der einfahrenden LKW habe sich auf insgesamt 374 erhöht. Die Einfuhr von Treibstoff werde von den israelischen Behörden weiterhin verboten. Vor der israelischen Blockade des Gaza-Streifens erreichten täglich Hunderte LKW mit Hilfsgütern das Gebiet.
Libanon meldet Beschuss im Grenzgebiet
In den Stunden vor der erwarteten Rede des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah hat Israel die Ausläufer mehrerer Städte entlang der Grenze mit dem Nachbarland beschossen. Das meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur.
Die Rede Nasrallahs wird seine erste seit Beginn des jüngsten Gaza-Krieges sein. Sie fällt in eine Zeit zunehmender Zusammenstöße zwischen der libanesischen Schiitenmiliz und bewaffneten Palästinensergruppen mit Israel.
Gestern hatte die Hisbollah simultane Angriffe auf 19 israelische Militärposten durch Mörserbeschuss, Panzerabwehrraketen und mit Sprengstoff beladene Drohnen bekanntgegeben. Die von der Hisbollah erstmals in dem aktuellen Konflikt eingesetzten Drohnen griffen eine israelische Stellung im Bereich der politisch umstrittenen Schebaa-Farmen an.
Israel blickt mit Sorge auf Hisbollah-Rede
Israel blickt mit Sorge auf die angekündigte Rede des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah. ARD-Korrespondent Oliver Mayer-Rüth in Tel Aviv schätzt die Lage ein.
Erneut Angriffe aus Gaza auf Israel
Nach rund zwölfstündiger Pause ist es erneut zu Raketenangriffen aus dem Gazastreifen auf Israel gekommen. In der weitgehend evakuierten Grenzstadt Kissufim heulten am Morgen die Warnsirenen. Berichte über Verletzte oder Schäden gab es zunächst keine.
Erdogan wirft Israel "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vor
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat erneut Kritik am Vorgehen Israels im Gazastreifen geäußert. "Seit genau 28 Tagen werden in Gaza Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen", sagte Erdogan.
Der türkische Staatschef hatte die islamistische Hamas zuvor als Befreiungsorganisation bezeichnet und Israel "Barbarismus" vorgeworfen.
US-Außenminister in Israel eingetroffen
US-Außenminister Antony Blinken ist zu erneuten Gesprächen in Israel eingetroffen. Er landete am Morgen in Tel Aviv. Bei seinen Gesprächen mit Regierungsvertretern will er dem Land nicht nur erneut die US-Unterstützung gegen die Terrororganisation Hamas zusichern, sondern sich auch für den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen einsetzen.
Geplant sind Gespräche mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und die Teilnahme an einer Sitzung des Sicherheitskabinetts.
Der US-Außenminister war bereits wenige Tage nach dem Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober in das Land gereist. Die USA sind ein historisch enger Verbündeter Israels. Die US-Regierung blickt aber zugleich kritisch auf die massiven Gegenangriffe Israels auf den Gazastreifen als Antwort auf den Hamas-Angriff. Washington befürchtet unter anderem eine Ausweitung des Kriegs.
Israel meldet Tod mehrerer Terroristen
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben bei heftigen nächtlichen Kämpfen im Gazastreifen mehrere Terroristen getötet. Soldaten hätten in der Nacht gegen eine Reihe von Terrorkommandos gekämpft, gab das israelische Militär am Morgen auf Telegram bekannt.
Die Soldaten hätten sich unter schwerem Beschuss einen langen Kampf geliefert, hieß es ohne Angaben zum Ort der Kämpfe. Die Terroristen hätten dabei Panzerabwehrraketen abgefeuert, Sprengsätze gezündet und versucht, auf Fahrzeuge der israelischen Soldaten zu klettern. Dabei seien sie getötet geworden.
Gaza-Stadt offenbar umstellt
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben die Stadt Gaza eingekreist. Der militärische Arm der Hamas drohte laut Nachrichtenagentur AFP, dass der Einmarsch in den Gazastreifen sich für die israelischen Truppen zum "Fluch" entwickeln werde.
VAE warnen vor Übergreifen des Krieges
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) warnen vor der Gefahr des regionalen Übergreifens des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen. "Während wir weiter daran arbeiten, diesen Krieg zu stoppen, können wir die regionalen Auswirkungen und die Notwendigkeit, die überhitzte Situation abzukühlen, nicht ignorieren", sagt Noura al Kaabi, Staatsministerin für auswärtige Angelegenheiten, auf einer politischen Konferenz in der Hauptstadt Abu Dhabi.
Die Gefahr eines regionalen Übergreifens und einer weiteren Eskalation sei real, ebenso wie das Risiko, dass extremistische Gruppen die Situation nutzten, um Ideologien zu verbreiten, die alle in einem Kreislauf der Gewalt gefangen hielten.
Schuster kritisiert muslimische Verbände
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat die abwartende Haltung vieler muslimischer Verbände nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel kritisiert: "Ich hätte mir gewünscht, dass die muslimischen Verbände Hamas ganz klar verurteilt hätten", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Von da haben wir leider sehr, sehr wenig gehört." Der Rechtsstaat solle gegen Aufstachelung zum Hass auf Juden alle Möglichkeiten nutzen: "Wer keinen Aufenthaltstitel hat und antisemitisch hetzt, muss ausgewiesen werden. Wer einen Aufenthaltstitel hat oder einen deutschen Pass, der muss strafrechtlich verfolgt und empfindlich bestraft werden."
Mit Blick auf den 85. Jahrestag der sogenannten Pogromnacht der Nationalsozialisten am 9. November 1938 sagte Schuster, wenn heute wieder Brandsätze auf eine Synagoge geworfen würden, wecke das Erinnerungen an ein historisches Trauma. Dennoch sei die Situation heute anders: "Von politischer Seite gibt es heute ganz klare Stellungnahmen für Israel und für jüdisches Leben in Deutschland, von staatlicher Seite gibt es bestmöglichen Schutz für jüdische Einrichtungen. Das macht den wesentlichen Unterschied." Er warnte vor falschen historischen Bezügen und kritisierte, dass sich der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan vor einigen Tagen im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt einen gelben Stern an sein Sakko geheftet hatte: "Das geht in Richtung Relativierung der Schoah."
Guterres wirft Israel unverhältnismäßige Einsätze im Westjordanland vor
UN-Generalsekretär António Guterres hat Israel eine unverhältnismäßige Gewaltanwendung bei Einsätzen im Westjordanland vorgeworfen. In einigen Fällen seien Tötungen im israelisch besetzten Gebiet scheinbar "außergerichtlichen Hinrichtungen gleichgekommen", hieß es in einem neuen UN-Bericht.
Israelische Sicherheitskräfte hätten innerhalb einer zweijährigen Phase, die Ende Mai endete, im Westjordanland und in Ostjerusalem 304 Palästinenser getötet, darunter 61 Jungen und zwei Mädchen, ergänzte der UN-Generalsekretär. In zahlreichen Fällen, die das UN-Menschenrechtsbüro dokumentiert habe, hätten "israelische Sicherheitskräfte offenbar unnötig Gewalt angewandt" oder auf eine unverhältnismäßige Weise, die zu einem "möglichen willkürlichen Verlust des Lebens" geführt habe. Das sei gemäß dem humanitären Völkerrecht verboten.
In dem genannten Zeitraum von zwei Jahren sei auch die Zahl der Palästinenser in israelischer Haft stark gestiegen, schrieb Guterres. Israel habe das Recht auf Meinungsfreiheit, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit und Bewegungsfreiheit weiter eingeschränkt.
Blinken reist erneut nach Israel
US-Außenminister Antony Blinken besucht heute erneut Israel. Bei seinen Gesprächen mit Regierungsvertretern will er dem Land nicht nur erneut die US-Unterstützung gegen die Terrororganisation Hamas zusichern, sondern sich auch für den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen einsetzen. Dabei dürfte es auch um eine Ausweitung der Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet gehen. Von Israel aus wird Blinken nach Jordanien weiterreisen.
Der US-Außenminister war bereits wenige Tage nach dem Hamas-Angriff in das Land gereist. Die USA sind ein historischer und enger Verbündeter Israels. Die US-Regierung blickt aber zugleich kritisch auf die massiven Gegenangriffe Israels auf den Gazastreifen. Washington befürchtet unter anderem eine Ausweitung des Kriegs.
Bahrains Botschafter nicht mehr in Israel
Der bahrainische Botschafter in Israel ist in seine Heimat zurückgegangen. Die Rückkehr von Chaled Yusif Al-Dschalahma liege "schon eine Weile" zurück, hieß es in einer Erklärung, die die staatliche Nachrichtenagentur verbreitete. Ob der Golfstaat seine diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Israel gekappt hat, wurde nicht gesagt. Allerdings deutete das bahrainische Unterhaus erst am Donnerstag einen möglichen Bruch im Verhältnis beider Länder an. Das israelische Außenministerium betonte indes, die Beziehungen seien stabil. Mitte Oktober hatte die israelische Botschaft in Bahrains Hauptstadt Manama jedoch wegen Sicherheitsbedenken ihr Personal abgezogen.
Bahrain gehört zu den arabischen Ländern, die 2020 ihre Beziehungen zu Israel normalisierten. Durch den Krieg sind diese Beziehungen aber gespannt.
Chiles Präsident kritisiert Israel
Der chilenische Präsident Gabriel Boric hat nach eigenen Angaben im Gespräch mit US-Präsident Joe Biden auf Israels Verstoß gegen das Völkerrecht hingewiesen. "Es besteht kein Zweifel, dass die Reaktion unverhältnismäßig war und gegen das humanitäre Völkerrecht verstößt", sagte er nach dem Treffen. "Die Angriffe der Hamas sind ungerechtfertigt und verdienen eine weltweite Verurteilung, aber auch die Reaktion der Regierung von Benjamin Netanyahu verdient unsere schärfste Verurteilung", so der Präsident. Das Recht eines Staates, sich selbst zu verteidigen, habe Grenzen.
Boric hatte in dieser Woche bereits die Luftangriffe des israelischen Militärs auf den Gazastreifen verurteilt und seinen Botschafter aus Israel abberufen.
US-Präsident Biden empfing Gabriel Boric im Weißen Haus.
Laut Palästinensern zwei Tote im Westjordanland
Bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland sind laut palästinensischen Angaben zwei Menschen getötet worden. Wie das palästinensische Gesundheitsministerium erklärte, fand der Angriff im Flüchtlingslager Dschenin statt. Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass Streitkräfte "derzeit Terrorismusbekämpfungsmaßnahmen in dem Gebiet durchführen", ohne nähere Angaben zu machen.
Am Donnerstag waren im Westjordanland drei Palästinenser bei israelischen Einsätzen getötet worden. Zwei von ihnen seien bei einer Razzia in al Bireh nahe Ramallah erschossen, ein dritter sei in der nördlichen Stadt Kalkilia getötet worden, erklärte das palästinensische Gesundheitsministerium. Ein Israeli wurde nach Angaben von Rettungskräften getötet, als sein Auto nahe der Siedlung Einav im Nordwesten des Palästinensergebiets unter Beschuss geriet.
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums im Westjordanland wurden dort seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober rund 130 Palästinenser bei Zusammenstößen mit Soldaten oder jüdischen Siedlern getötet.
Israel hält Mittel für Autonomiebehörde zurück
Israel will beim Transfer von Steuereinnahmen an die palästinensische Autonomiebehörde die für den von der Terrororganisation Hamas regierten Gazastreifen bestimmten Mittel zurückhalten. Nach einer Debatte darüber, ob die Überweisung wegen des Kampfes gegen die Hamas vorgenommen werden solle, erklärte das israelische Kabinett, dass es auch Gelder zum Ausgleich von Stipendien einbehalten werde, die die palästinensische Autonomiebehörde an militante Palästinenser und deren Familien zahlt.
Die palästinensische Autonomiebehörde, die sich in der Vergangenheit weigerte, gekürzte Steuerzahlungen zu akzeptieren, gab keinen unmittelbaren Kommentar ab.
Beschluss des US-Repräsentantenhauses zu Israel-Hilfe
Das US-Repräsentantenhaus hat Militärhilfe in Höhe von 14,5 Milliarden Dollar für Israel bewilligt. Anders als in derartigen Fällen üblich, verlangte der neue Vorsitzende, der Republikaner Mike Johnson, jedoch, dass die Soforthilfe durch Kürzungen der Staatsausgaben an anderer Stelle gegenfinanziert werden solle.
Das republikanische Vorhaben wird voraussichtlich nie in Kraft treten. Die Demokraten kritisierten, dieser Ansatz verzögere die Hilfe für Israel nur. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, kündigte an, dass der "erstaunlich unseriöse" Gesetzentwurf keine Chance haben werde, im Senat verabschiedet zu werden. US-Präsident Joe Biden sagte, er werde sein Veto gegen den Gesetzentwurf einlegen.
Festsitzende Arbeiter sollen zurück nach Gaza
Seit dem Beginn des Kriegs in Israel festsitzende Arbeiter aus dem Gazastreifen sollen in das abgeriegelte Gebiet zurückgeschickt werden. Medienberichten zufolge sind Hunderte oder gar einige Tausend Arbeiter betroffen. Es sollen auch keine Palästinenser von dort mehr zum Arbeiten nach Israel kommen dürfen, beschloss das Sicherheitskabinett nach Angaben des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu.
Vor dem Großangriff der Hamas-Terroristen und anderer Extremisten auf Israel am 7. Oktober war es üblich, dass Tausende Palästinenser mit Sondergenehmigungen nach Israel einreisen und dort einer Arbeit nachgehen durften. Israel wollte mit diesen wirtschaftlichen Anreizen einen Ausweg aus der Armut im Gazastreifen bieten, den Zulauf für die dort herrschenden Islamisten reduzieren und so mehr Sicherheit in der Region schaffen.
Israelischen Medienberichten zufolge halten sich einige von ihnen inzwischen im Westjordanland auf. Viele würden auch auf einem Stützpunkt der Armee festgehalten. Beobachtern zufolge spielten womöglich einige der Arbeiter aus dem Gazastreifen der Hamas Information zu und halfen so dabei, deren Massaker am 7. Oktober in israelischen Grenzorten zu ermöglichen.
Der Liveblog vom Donnerstag zum Nachlesen
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben Gaza-Stadt umstellt. Das UN-Palästinenserhilfswerk meldet Tote in mehreren Notunterkünften nach Luftangriffen im Gazastreifen.