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Krieg gegen die Ukraine ++ Selenskyj entlässt Chef von Rüstungskonzern ++

Stand: 27.06.2023 23:01 Uhr

An der Spitze des staatlichen ukrainischen Rüstungskonzerns Ukroboronprom gibt es einen Wechsel. Präsident Selenskyj soll mit dem bisherigen Chef unzufrieden gewesen sein. In Kramatorsk sind bei einem Raketenangriff zwei Menschen getötet worden. Die Entwicklungen im Liveblog.

27.06.2023 • 23:01 Uhr

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Der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Blick auf den Söldneraufstand vor wenigen Tagen mangelnden Rückhalt in der Bevölkerung attestiert. "In dem Moment, in dem Militärkolonnen nach Moskau fuhren, um es zu besetzen, stand niemand auf, um Putin zu verteidigen", ließ Nawalny über sein Team in sozialen Netzwerken mitteilen. "Es gab um ihn (Putin) herum keinerlei nationale Einheit." Der Kremlchef sei offenbar noch unpopulärer in der Bevölkerung als der aufständische Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, meinte Nawalny.

"Für Russland gibt es keine größere Bedrohung als das Putin-Regime", fügte der Oppositionspolitiker hinzu, der international als politischer Gefangener gilt. Schließlich habe der Präsident viele der verurteilten Verbrecher, die für Prigoschins Truppe kämpften, einst selbst begnadigt. "Putins Regime ist für das Land so gefährlich, dass selbst sein unvermeidlicher Zusammenbruch das Risiko eines Bürgerkriegs mit sich bringt."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Chef des staatlichen Rüstungskonzerns Ukroboronprom, Jurij Hussjew, entlassen. Das entsprechende Dekret wurde am Dienstag vom Präsidentenbüro in Kiew veröffentlicht. Hussjew hatte den Posten seit Dezember 2020 inne.

Nachfolger soll Medienberichten zufolge der 31-jährige Chef des Panzerwerks im ostukrainischen Charkiw, Herman Smetanin, werden. Eine offizielle Bestätigung lag dazu zunächst nicht vor.

In der Holding Ukroboronprom sind alle Rüstungsunternehmen der Ukraine konzentriert. Angaben der Internetzeitung "Ukrajinska Prawda" nach hatte Selenskyj von Hussjew eine höhere Produktion der Kurzstreckenrakete Sapsan erwartet. Die in der Exportvariante Hrim-2 (Donner-2) genannte Rakete kann Ziele bis in 500 Kilometer Entfernung erreichen. Bisher ist Kiew bei der Störung der Logistik von Kriegsgegner Russland vor allem auf Raketen westlicher Herkunft angewiesen. Allerdings hat die ukrainische Armee russischen Angaben zufolge auch schon mehrfach Ziele auf der 2014 annektierten Halbinsel Krim mit Hrim-2-Raketen angegriffen.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat davor gewarnt, die Bedrohungen durch Russland nach dem Söldneraufstand am Wochenende weniger ernst zu nehmen. Es sei klar, dass der illegale Krieg von Kremlchef Wladimir Putin gegen die Ukraine in Russland Gräben vertieft und neue Spannungen geschaffen habe, sagte er am Rande von Vorgesprächen zum NATO-Gipfel im Juli.

Zugleich dürfe man Russland aber nicht unterschätzen. Wichtig sei es nun, die Ukraine weiter zu unterstützen. Vom Gipfel in litauischen Hauptstadt Vilnius erwarte er ein klares Signal in diese Richtung. "Die ukrainischen Streitkräfte setzen jetzt ihre Gegenoffensive fort. Die Kämpfe sind hart, aber sie machen Fortschritte", sagte Stoltenberg.

27.06.2023 • 20:17 Uhr

Raketenangriff auf Kramatorsk

Nach ukrainischen Angaben sind zwei russische Raketen in ein belebtes Viertel der ostukrainischen Stadt Kramatorsk eingeschlagen. Dem ukrainische Innenministerium zufolge gibt es zwei Tote. Zudem seien 22 Personen verletzt worden, erklärte Innenminister Ihor Klymenko auf Telegram.

Der Gouverneur der Region Donesk, Pawlo Kyrylenko, sagte dem ukrainischen Fernsehen, der Angriff habe sich in einem belebten Teil der Stadt ereignet: "Das ist das Stadtzentrum. Das waren öffentliche Restaurants, die von Zivilisten bevölkert waren." Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Eine russische Stellungnahme liegt nicht vor.

Die USA unterstützen die Ukraine nach eigenen Angaben mit weiterer Militärhilfe von bis zu 500 Millionen Dollar. Zu dem Paket gehörten Bradley-Kampffahrzeuge und gepanzerte Mannschaftstransporter des Typs Striker sowie Artilleriemunition, teilte das Verteidigungsministerium mit.

Die ukrainische Armee hat eigenen Angaben zufolge das Chaos um den Söldner-Aufstand in Russland am vergangenen Wochenende genutzt, um im eigenen Land nahe der östlichen Stadt Bachmut Angriffe gegen russischen Truppen zu starten. "Gerade halten die Angriffe am Abschnitt Bachmut bereits den vierten Tag an", schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar bei Telegram. Jeden Tag seien dabei "entlang der Flanken" Fortschritte erzielt worden.

In die von russischen Truppen besetzte Stadt Bachmut selbst seien die ukrainischen Einheiten dabei jedoch noch nicht vorgedrungen. Die russischen Soldaten würden dort jetzt die von den Ukrainern vorher errichteten Befestigungen nutzen. "Daher braucht es für die Befreiung dieser Landstriche größere Anstrengungen und Geduld", sagte Maljar. Die im ostukrainischen Gebiet Donezk gelegene Stadt Bachmut war in monatelangen Kämpfen maßgeblich von der russischen Söldnertruppe Wagner erobert worden, die damals noch an der Seite der regulären russischen Armee kämpfte.

Kremlchef Wladimir Putin soll nach Darstellung Lukaschenkos während des Aufstandes der Wagner-Söldner zunächst auf eine gewaltsame Lösung gesetzt haben. Putin habe ihn am Samstagvormittag angerufen und ihm die Lage geschildert, sagte der belarusische Präsident der Nachrichtenagentur Belta. Er habe verstanden, dass im Kreml bereits die harte Entscheidung getroffen worden sei, die Wagner-Leute "kaltzumachen", so Lukaschenko. Daraufhin habe er sich telefonisch mit Söldnerchef Prigoschin verbinden lassen.

"Die erste Runde haben wir 30 Minuten lang nur mit Schimpfwörtern miteinander geredet", so Lukaschenko weiter. Prigoschin sei "euphorisch" gewesen. Er habe ein Gespräch mit Putin sowie die Herausgabe von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Oberbefehlshaber Waleri Gerassimow verlangt und mit dem Marsch auf Moskau gedroht. Erst nach mehreren weiteren Gesprächsrunden habe Prigoschin am Nachmittag signalisiert, dass er seinen Aufstand abbrechen werden, wenn man ihm und seinen Leuten Sicherheitsgarantien gäbe. Daraufhin habe er Prigoschin angeboten, ihn und die Wagner-Kämpfer in seinem Land aufzunehmen.

Offenbar ist noch nicht ganz klar, ob Wagner-Chef Prigoschin sich noch auf dem Anflug nach Belarus befindet oder ob er bereits angekommen ist. "Ich kann sehen, dass Prigoschin schon im Flugzeug ist", sagte der belarusische Präsident Lukaschenko laut Staatsmedien bei einem Treffen mit Offizieren. "Ja, tatsächlich, heute ist er in Belarus", fügte er hinzu. Dabei blieb unklar, ob der Wagner-Chef bereits angekommen war.

Nach einer Überprüfung der Bunker in der Ukraine hat die Regierung des Landes den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko getadelt. Zudem werden die Chefs zweier Bezirke der Militärverwaltung und zwei amtierende weitere Chefs ihrer Posten entbunden. Hintergrund ist der Tod von drei Menschen, die während eines russischen Militärangriffes aus den Bunkern ausgeschlossen worden waren.

Der belarusische Machthaber Alexander Lukaschenko hat den russischen Wagner-Söldnern nach eigenen Angaben eine verlassene Militärbasis als Unterkunft angeboten. "Wir haben einen Zaun, wir haben alles - schlagen Sie Ihre Zelte auf", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Belta den Präsidenten. Man werde für die Söldner keine Lager aufbauen, hieß es weiter. Zudem gebe es keine Pläne, Rekrutierungsbüros für Wagner in Belarus zu eröffnen.

Lukaschenko stellte die Wagner-Kämpfer als mögliche Bereicherung für seine Armee dar. "Die Leute verstehen nicht, dass wir pragmatisch an die Sache herangehen", sagte er. "Sie standen an vorderster Front, das sind Angriffstrupps. Sie werden uns erzählen, was jetzt wichtig ist." Die Wagner-Leute könnten beispielsweise berichten, welche Waffen gut funktioniert hätten und welche nicht, wie man erfolgreich angreife oder sich verteidige. "Das ist sehr wertvoll. Das müssen wir uns von den Wagner-Kämpfern holen."

Die Wagner-Söldner konnten laut dem Direktor der russischen Nationalgarde zufolge so schnell vorankommen, weil die Regierungskräfte sich auf die Verteidigung Moskaus konzentriert hätten. "Es ist ganz einfach: Wir haben unsere ganzen Kräfte in Moskau zusammengezogen", sagte Viktor Solotow, ein enger Verbündeter von Präsident Wladimir Putin. In Zukunft sollen die etwa 340.000 Nationalgardisten auch mit schweren Waffen und Panzern ausgerüstet werden. Wagner-Chef Prigoschin zufolge fuhren seine Kämpfer am Samstag 780 Kilometer durch Westrussland und kamen bis auf 200 Kilometer auf Moskau heran.

Der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, ist nach offiziellen Angaben in Belarus eingetroffen. "Ja, wirklich, er ist heute in Belarus", sagte Machthaber Alexander Lukaschenko der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge. Prigoschin und einige seiner Söldner seien willkommen, in dem Land "für einige Zeit" auf eigene Kosten zu leben. Dem Wagner-Chef war im Fall einer Ausreise nach Belarus vom Kreml Straffreiheit zugesichert worden.

Die Wagner-Söldnertruppe wurde nach Angaben von Russlands Präsident Wladimir Putin vollständig durch den russischen Staat finanziert. Zwischen Mai 2022 und Mai 2023 habe der Staat dafür 86 Milliarden Rubel (rund 924 Millionen Euro) ausgegeben, sagte Putin während eines Treffens mit Sicherheitskräften.

Fast genauso viel habe Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin im selben Zeitraum durch seine Lebensmittel- und Cateringgeschäfte eingenommen. Putin kündigte an, die Behörden würden genau untersuchen, wie das Geld ausgegeben worden sei, das die Wagner-Truppe und dessen Chef erhielten.

Der Kreml sieht das Machtgefüge in Russland nach dem bewaffneten Aufstand der Wagner-Söldner nicht erschüttert. Es gebe jetzt eine Menge "ultra-emotionaler Hysterie" unter Experten und "Pseudo-Experten", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Das habe nichts mit der Realität zu tun. Auch einer Schwächung des russischen Präsidenten Wladimir Putin widersprach er. Die Ereignisse hätten vielmehr gezeigt, wie sehr die Gesellschaft hinter dem Präsidenten stehe, sagte Peskow.

Peskow rechtfertigte auch die Straffreiheit der Wagner-Söldner und ihres Chefs Prigoschin, nachdem Putin noch am Samstag angekündigt hatte, die Drahtzieher des Aufstandes würden ihrer "unausweichlichen Bestrafung" zugeführt. Es habe eine klare Vereinbarung gegeben, das schlimmste Szenario zu vermeiden. Dafür habe es bestimmte Versprechen und "Garantien" Putins gegeben, die nun umgesetzt würden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dringt darauf, dass die NATO bei ihrem Gipfel in Litauen im Juli eine Aufnahme seines Landes in das Militärbündnis vorantreibt. "Es gibt allen Grund für eine politische Einladung an die Ukraine, dem Bündnis beizutreten", schrieb er in einem Beitrag auf Telegram. Kiew arbeite daran, dass die Entscheidungen des Gipfels in Vilnius "wirklich bedeutsam" würden.

Aus Sicht seines Machthabers Alexander Lukaschenko kann Belarus von einer Präsenz der Wagner-Söldner profitieren. Sein Land wolle von ihrer Erfahrung lernen, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Belta den Präsidenten. "Wenn ihre Kommandeure zu uns kommen und uns helfen … uns sagen, was gerade wichtig ist … das ist von unschätzbarem Wert".

Es bestehe kein Grund, sich wegen der Präsenz der Söldner zu fürchten. "Wir werden sie genau im Auge behalten." Lukaschenko hatte am Wochenende ein Abkommen zur Beendigung des Aufstands der Wagner-Einheiten in Russland vermittelt. Dieses sieht vor, dass sich die Söldner entweder den regulären Streitkräften Russlands anschließen, zu ihren Familien zurückkehren oder mit ihrem Anführer Jewgeni Prigoschin ins belarusische Exil ziehen.

Südafrika hat angekündigt, die afrikanische Friedensinitiative für ein Ende des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine fortzsetzen. Sowohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als auch Russlands Präsident Wladimir Putin hätten ein weiteres Treffen mit den afrikanischen Staatschefs zugesagt, sagte die südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor nach einem Treffen mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria.

"Wir sind sehr daran interessiert, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu einem Ende kommt. Wir möchten, dass in der internationalen Gemeinschaft Frieden herrscht", betonte sie. Baerbock sagte, sie sei dankbar, dass bei den Gesprächen mit Putin die Friedensordnung der UN-Charta in den Mittelpunkt gerückt worden sei.

Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa war kürzlich mit einer afrikanischen Delegation zu Vermittlungsbemühungen in Russland und der Ukraine, allerdings ohne erkennbaren Erfolg. Offiziell erklärt sich Südafrika in dem Konflikt neutral und hatte sich bei einer UN-Abstimmung zur Verurteilung des Angriffs enthalten.

Bundesaußenministerin Annalena Baberock hat Russlands Präsident Wladimir Putin vorgeworfen, sein eigenes Land zu zerstören. "Die Situation vom vergangenen Wochenende macht erneut deutlich, dass Putin mit dem völkerrechtswidrigen Angriff (auf die Ukraine) auch die Sicherheit in seinem eigenen Land gefährdet", sagte sie bei einem Besuch in Südafrika in Anspielung auf den abgebrochenen Söldner-Aufstand in Russland.

Putin mache "sein Land kaputt". Die Vorgänge in Russland selbst seien eine innere Angelegenheit des Landes, betonte die Grünen-Politikerin. Putin müsse den Angriff auf die Ukraine aber stoppen. "Daher ist Frieden für uns das Allerwichtigste."

Die südafrikanische Außenministerin, Naledi Pandor, äußerte sich zurückhaltender. Ob es sich wirklich um eine Meuterei der Wagner-Truppe gehandelt habe, sei nicht sicher, sagte sie. Es könne sich auch um etwas anderes bis hin zu einem "komödiantischen Akt" gehandelt haben. Sie bezweifle, "dass einige wenige, selbst wenn es sich um Wagner-Soldaten handelt, wirklich in der Lage wären, den Marsch nach Moskau zu vollenden und eine Bedrohung für die etablierten Kräfte dort darzustellen".

Pandor erklärte, dass der Meutereiversuch keinen Einfluss auf die Absicht ihres Landes habe, mit den Behörden in Moskau und Kiew über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Südafrika bezeichnet sich in dem Konflikt selbst als neutral.

Die russische Nationalgarde soll nach dem gescheiterten Söldner-Aufstand mit schweren Waffen und Panzern ausgerüstet werden. Dies kündigt der Chef der Nationalgarde, Viktor Solotow, der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge an.

Während des Marschs von Kämpfern der Söldner-Gruppe Wagner auf Moskau waren Einheiten der Nationalgarde zur Sicherung der Hauptstadt im Einsatz. Die Wagner-Söldner wären nicht in der Lage gewesen, Moskau einzunehmen, wenn sie ihren Marsch fortgesetzt hätten, sagt Solotow der Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Der NATO-Partner Tschechien setzt seine Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine fort. Von Januar bis Mai dieses Jahres seien 24 Panzer, 76 Schützenpanzer und 16 Luftabwehr-Fahrzeuge an Kiew übergeben worden, sagte Ministerpräsident Petr Fiala. Hinzu kämen 57.000 Schuss Artilleriemunition sowie weitere Materialien wie Ersatzteile und Schutzausrüstung gegen atomare, biologische und chemische Gefahren. Die Ukraine kämpfe für die Sicherheit ganz Europas, betonte der liberalkonservative Regierungschef.

Nach dem Ende des Aufstands der Wagner-Söldner hat Russlands Präsident Wladimir Putin den Sicherheitsdiensten für ihren Einsatz gedankt. Soldaten und Mitarbeiter der Geheimdienste hätten sich dem Versuch einer Revolte am 24. Juni entgegengestellt, sagte Putin bei einer Rede vor rund 2500 Angehörigen der russischen Sicherheitskräfte, der Nationalgarde und der Armee vor dem Kreml. Auch Verteidigungsminister Sergej Schoigu war vor Ort.

"Sie haben die verfassungsmäßige Ordnung, das Leben, die Sicherheit und die Freiheit unserer Bürger verteidigt, unsere Heimat vor Erschütterungen bewahrt, faktisch einen Bürgerkrieg verhindert", sagte er. "Wir wussten, dass wir gewinnen, die Aufständischen hätten Moskau nicht eingenommen", betonte er. Auch das Volk habe dem Militär beigestanden. Putin bat zudem um eine Schweigeminute zu Ehren der russischen Militärpiloten, die am Samstag bei ihren Angriffen auf die Wagner-Kolonne getötet wurden.

Russischer Präsident Putin dankt Nationalgarde und dem Geheimdienst für ihre Unterstützung bei "Wagner"-Aufstand

Judith Schacht, WDR, tagesschau, 27.06.2023 14:00 Uhr

Der von Papst Franziskus ernannte Sonderbeauftragte des Vatikans für den Ukraine-Krieg, Kardinal Matteo Zuppi, besucht Moskau. Als Gesandter des Oberhauptes der katholischen Kirche werde Zuppi am Mittwoch und Donnerstag Russland besuchen, um "Gesten der Menschlichkeit" zu fördern, wie der Heilige Stuhl mitteilte. Die Reise soll demnach dazu beitragen, "eine Lösung für die derzeitige tragische Situation und Wege für einen gerechten Frieden zu finden".

Zuppi reiste bereits Anfang Juni in der Rolle des Gesandten des Pontifex nach Kiew. Damals war das Ziel, der Ukraine zuzuhören und auszuloten, welche Möglichkeiten es gibt, einen gerechten Frieden zu erreichen. Der Besuch sollte zudem zum Abbau der Spannungen in Russlands Krieg gegen die Ukraine beitragen. Zuppi traf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und besuchte die Stadt Butscha bei Kiew.

Einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros zufolge haben russische Akteure seit dem Überfall auf die Ukraine Hunderte Zivilisten gefoltert. 77 seien insgesamt getötet worden, sagte die Leiterin des UN-Menschenrechtsbüros in der Ukraine, Matilda Bogner. "Das ist ein Kriegsverbrechen." Einige dieser Tötungen seien bereits in einem Bericht im Dezember erwähnt worden.

Das Büro dokumentierte seit Beginn des Krieges im Februar 2022 und bis Mai 2023 insgesamt 864 Fälle von Menschen, die von russischer Seite meist in besetzten Gebieten festgenommen wurden. Fast alle hätten von Folter berichtet, sagte Bogner. "Die russischen Streitkräfte, Strafverfolgungs- und Strafvollzugsbehörden haben in großem Umfang zivile Gefangene gefoltert und misshandelt", sagte Bogner. Darunter seien Personen des öffentlichen Lebens, humanitäre Helferinnen und Helfer, Priester und Lehrerinnen und Lehrer gewesen. Auf ukrainischer Seite dokumentierte das Büro 75 Fälle von festgenommenen Zivilisten, die auch mehrheitlich von Misshandlung und Folter berichtet hätten.

Das Büro zählt nur Fälle, in denen es die Umstände selbst klären konnte. Die wahren Zahlen der festgehaltenen Zivilisten seien womöglich mehr als doppelt so hoch, sagte Bogner.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat der Nachrichtenagentur RIA zufolge seine strafrechtlichen Ermittlungen gegen Wagner-Söldner wegen der Rebellion am Wochenende eingestellt. Die Abmachung unter Vermittlung des belarusischen Präsidenten Alexander Lukaschenko sicherte Wagner-Chef Jegweni Prigoschin nach dem Abbruch des Aufstands Straffreiheit zu. Auch die Söldner sollen demnach ebenfalls straffrei in das Nachbarland ziehen oder in Russland bleiben. Dort könnten sie sich der Armee anschließen.

Nach ihrem abrupt beendeten Aufstand wird die Söldnergrupppe Wagner einem Medienbericht zufolge ihre militärische Ausrüstung an das russische Verteidigungsministerium übergeben. Vorbereitungen für diesen Schritt liefen, meldete die russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das Ministerium.

"Söldner-Truppe soll entwaffnet werden", Ina Ruck, ARD Moskau, zu möglicher Zukunft der "Wagner"-Gruppe

Mittagsmagazin, 27.06.2023 13:00 Uhr

Während des Aufstands der Wagner-Söldner am Wochenende in Russland ist die belarusische Armee nach Angaben von Machthaber Alexander Lukaschenko in Gefechtsbereitschaft versetzt worden. "Ich habe alle Befehle gegeben, um die Armee in volle Gefechtsbereitschaft zu versetzen", sagte Lukaschenko nach Angaben von belarusischen Nachrichtenagenturen.

Der langjährige Machthaber in Belarus war am Samstag als Vermittler zwischen dem Kreml und Wagner-Chef Jewegni Prigoschin eingeschaltet gewesen, der schließlich den Abbruch der Revolte verkündet hatte.

Nach dem Aufstand seiner Söldnertruppe ist der Aufenthaltsort von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin weiterhin unklar. Das auf die Beobachtung von Militäraktivitäten spezialisierte, unabhängige Projekt Belaruski Hajun teilte aber mit, ein Privatjet Prigoschins sei am frühen Morgen auf einem Militärflugplatz außerhalb der belarusischen Hauptstadt Minsk gelandet. Ob der Wagner-Chef an Bord war, blieb unklar. Zuvor hatte es auch Berichte gegeben, Prigoschin sei in einem Hotel in Minsk gesehen worden.

Der Kreml hatte mitgeteilt, Priogschin werde als Teil einer Vereinbarung, die den Wagner-Aufstand am Samstag beendete, nach Belarus ins Exil gehen. Er selbst hatte das aber nicht bestätigt und sich seither auch nicht zu seinem Aufenthaltsort geäußert.

Israel hat den ukrainischen Botschafter Jewhen Kornijtschuk einbestellt. Hintergrund seien dessen "wiederholte Äußerungen gegen die israelische Politik".

Die ukrainische Botschaft in Tel Aviv hatte am Sonntag auf ihrer Facebook-Seite geschrieben, die rechts-religiöse Regierung Benjamin Netanyahus habe leider "den Weg der engen Zusammenarbeit" mit Russland gewählt und treibe regen Handel mit Moskau. Netanyahu versuche stets, "Israels absolute Tatenlosigkeit mit Blick auf Hilfe bei der Verteidigung in den vergangenen eineinhalb Jahren" zu rechtfertigen, hieß es zudem.

Bei einem Interview mit der "Jerusalem Post" hatte Netanyahu am 22. Juni gesagt, es bestehe die Sorge, "dass Systeme, die wir der Ukraine geben, gegen uns eingesetzt werden könnten, weil sie in iranische Hände fallen könnten". Westliche Panzerabwehrwaffen befänden sich bereits an den Grenzen Israels. Die ukrainische Botschaft bezeichnete diese Aussagen Netanyahus als "erfunden und spekulativ".

Rheinmetall liefert im Auftrag der niederländischen Regierung 14 "Leopard 2A4" Kampfpanzer an die Ukraine. Der Auftrag umfasse ein niedriges dreistelliges Millionen-Euro-Volumen, teilte Rheinmetall mit. Eine entsprechende Vereinbarung sei auch mit der Bundesregierung getroffen worden. Die Niederlande und Dänemark hatten bereits im April angekündigt, die Panzer gemeinsam erwerben zu wollen.

Der erste der 14 Kampfpanzer solle im Januar 2024 an die Ukraine ausgeliefert werden, die übrigen Fahrzeuge sollen im Laufe des Jahres 2024 folgen. Es handele es sich um überholte "Leopard 2A4", die Rheinmetall aus früheren Beständen verschiedener Nutzerstaaten übernommen habe.

Die ukrainische Gegenoffensive ist in ein Gebiet vorgestoßen, das bereits seit 2014 von russischen Truppen besetzt ist. Das geht aus dem britischen Geheimdienstbericht zum Krieg in der Ukraine hervor. Demnach haben Mitglieder der ukrainischen Luftstreitkräfte kleine Vorstöße im Osten des Dorfes Krasnohoriwka nahe der Stadt Donezk gemacht. "Jüngste vielfache und gleichzeitige ukrainische Angriffe" im gesamten Donbass haben demnach Kräfte der international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk und tschetschenische Einheiten, die dort operieren, überfordert.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Über der Ostsee führen russische Kampfjets nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums taktische Übungen durch. "Die Besatzungen der Su-27 der Baltischen Flotte feuerten aus der Luft auf Marschflugkörper und feindliche Flugzeugattrappen", teilte das Ministerium über die Nachrichten-App Telegram mit.

"Das Hauptziel der Übung ist es, die Bereitschaft der Flugbesatzung zu testen, Kampf- und Spezialaufgaben wie vorgesehen durchzuführen." Die Besatzungen der Kampfjets würden jedoch nicht nur ihre Fähigkeiten verbessern, sondern seien auch "rund um die Uhr im Kampfeinsatz", um den Luftraum der russischen Exklave Kaliningrad zu schützen.

Vor dem Hintergrund des Aufstandes der Söldnergruppe Wagner dringt der russische Unterhändler Leonid Slutski auf eine Vertragsarmee mit mindestens sieben Millionen Menschen an militärischem und zivilem Personal. "Das Land braucht keine PMCs (private Sicherheits- und Militärunternehmen) und dergleichen", sagte Slutski, Chef der Liberaldemokratischen Partei, auf der Nachrichten-App Telegram. "Es gibt Probleme in der regulären Armee, aber PMCs können sie nicht lösen."

Ende 2022 befürwortete der russische Präsident Wladimir Putin eine Aufstockung der Armee von 1,15 Millionen auf 1,5 Millionen Soldaten, darunter 695.000 Vertragssoldaten. Die Aufstockung auf sieben Millionen würde enorme Haushaltsausgaben erfordern.

Führende Politiker Russlands und der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben nach Angaben des Kremls und der staatlichen Nachrichtenagentur der VAE in einem Telefonat über die Wagner-Revolte vom Samstag gesprochen. "Nachdem er (der Präsident der VAE) umfassende Informationen erhalten hatte, erklärte der emiratische Führer seine volle Unterstützung für das Vorgehen der russischen Führung", teilte die Nachrichtenagentur WAM mit.

Scheich Mohammed bin Zayed al-Nahayan und der russische Präsident Wladimir Putin hätten die bilateralen Beziehungen erörtert und die Notwendigkeit bekräftigt, die Stabilität Russlands und die Sicherheit seiner Bevölkerung zu wahren.

Die ukrainische Gegenoffensive verläuft nach Darstellung von Präsident Wolodymyr Selenskyj erfolgreich. "Heute sind unsere Soldaten an allen Richtungen im Vormarsch, es ist ein glücklicher Tag", sagte er am Montagabend in seiner täglichen Videoansprache. Er wünsche den Soldaten mehr solcher Tage.

Vor seiner Rede, die er in einem Zug hielt, hatte Selenskyj mehrere Frontabschnitte besucht. Es sei ein ausgefüllter und emotionaler Tag gewesen, sagte der Präsident. Er habe sowohl den Raum Bachmut als auch den Süden des Landes in Saporischschja besucht und mehrere Auszeichnungen verteilt, unter anderem zwei goldene Sterne für Helden der Ukraine - die höchste Auszeichnung des Landes.

Angesichts der jüngsten Erfolge gab sich Selenskyj überzeugt vom Sieg gegen die russischen Besatzer. So hatte die Führung in Kiew am Montag die Rückeroberung einer weiteren Ortschaft im Gebiet Saporischschja vermeldet.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Laut Präsident Selenskyj läuft ukrainische Gegenoffensive erfolgreich

tagesschau, 27.06.2023 09:00 Uhr

US-Präsident Biden gibt sich zurückhaltend mit öffentlichen Einschätzungen zu den Ereignissen in Russland. Bulgariens neue Regierung billigt weitere Militärhilfe für Ukraine.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 27. Juni 2023 um 14:00 Uhr.