Scheinwerfer am Nachthimmel über Kiew
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Krieg gegen die Ukraine ++ Nächtlicher Drohnenangriff auf Kiew ++

Stand: 29.08.2024 12:47 Uhr

In der Nacht hat die ukrainische Flugabwehr nach eigenen Angaben über Kiew mehr als zehn Drohnen abgefangen. Der ukrainische Außenminister Kuleba berichtet seinen EU-Kollegen über die jüngsten russischen Angriffe. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Russland eröffnet ein Strafverfahren gegen den früheren stellvertretenden Verteidigungsminister Pawel Popow. Er stehe unter Betrugsverdacht, teilt das staatliche Ermittlungskomitee mit. Der Vorwurf stehe in Zusammenhang mit dem Bau eines Themenparks mit Fokus auf das Militär in der Region um Moskau.

Angesichts der jüngsten russischen Luftangriffe hat die Ukraine die Militärhilfen der europäischen Verbündeten als zu schleppend kritisiert. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte am Rande eines informellen EU-Außenrats in Brüssel, es gebe teils "exzessiv lange" Zeitabstände zwischen Ankündigungen und Lieferungen - etwa bei "Patriot"-Systemen. ´

Russische Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau zwei Dörfer in der Ostukraine eingenommen. Es handelt sich demnach um Stelmachiwka in der Region Luhansk und Mykolajiwka in der Region Donezk, melden russische Nachrichtenagenturen. Der Generalstab der Ukraine teilt in einem Morgenbericht mit, dass ukrainische Streitkräfte Angriffe im Gebiet von Stelmachiwka abwehren.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Russland meldet die Einnahme zweier Dörfer in den Regionen Luhansk und Donezk.

Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski geht derzeit nicht von einer Bereitschaft Russlands zu Friedensgesprächen mit der Ukraine aus. "Russland fordert weiterhin die Kapitulation der Ukraine, und solange das der Fall ist, wird die Ukraine es nicht akzeptieren", sagte Sikorski in Warschau in einem Interview der Nachrichtenagentur PAP.  Er reagierte damit auf die Ankündigung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, noch vor der US-Wahl im November einen neuen Friedensplan vorstellen zu wollen.

Kremlchef Wladimir Putin und andere russische Politiker fordern, wenn sie über ein Ende des Krieges reden, stets große Gebietsabtretungen der Ukraine und eine moskaufreundliche Regierung in Kiew. Seit ukrainische Truppen in das russische Gebiet Kursk vorgedrungen sind, bezeichnen russische Stellen Gespräche als gänzlich unmöglich.

Tina Hassel berichtet vom EU-Außenministertreffen in Brüssel, zu dem unter anderem der ukrainische Außenminister Kuleba eingeladen ist.

Tina Hassel, ARD Brüssel, mit Hintergründen zu erstem EU-Außenminister-Treffen nach Sommerpause

tagesschau24, 29.08.2024 10:00 Uhr

Das ukrainische Militär hat eigenen Angaben zufolge in der Nacht zwei von Russland abgeschossene Raketen abgefangen. Zudem seien 60 von 74 auf die Ukraine gerichtete Drohnen zerstört worden, teilt das Militär auf Telegram mit.

"Luftstreitkräfte, Flugabwehrraketen, elektronische Kriegsführung und mobile Feuergruppen der ukrainischen Luftwaffe und der Verteidigungskräfte waren an der Abwehr des Luftangriffs beteiligt." Über der Hauptstadt Kiew seien 15 Drohnen abgeschossen worden, teilt der Chef der dortigen Militärverwaltung, Serhij Popko mit. Zunächst war lediglich von "mehr als zehn" Drohnen die Rede gewesen.

Der ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev, hat vor dem Hintergrund der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk die westlichen Partner aufgefordert, ihre Angst vor einer Eskalation zu überwinden. Der ukrainische Vorstoß in Kursk habe "sehr viel in der Wahrnehmung verändert", sagte Makeiev im Deutschlandfunk. "Wir brauchen viel mehr Mut von unseren Partnern", fügte der Botschafter hinzu.

Der Einsatz in Kursk habe "viele Mythen und rote Linien weggewischt", sagte Makeiev. Die Ukraine habe der ganzen Welt gezeigt, dass Russland besiegbar sei, "wenn man seine Schwächen sieht und sie auch nutzt".

Zu den russischen Vorwürfen, ukrainische Soldaten hätten das Atomkraftwerk in Kurtschatow in der Region Kursk beschossen, sagte der Botschafter: "Das ist Quatsch." Sein Appell an die Deutschen sei: "Bitte glaubt nicht das, was Russland sagt, denn Russland lügt." Die Ukraine sei sich "ganz im Klaren", was der Beschuss eines AKW für verheerende Folgen haben würde.

Die Ukraine bestätigt, Treibstofflager und ein Munitionsdepot auf russischem Boden angegriffen zu haben. Das Militär teilt auf Telegram mit, in den Oblasten Rostow, Woronesch und Kirow angegriffen zu haben. Ziel sei es, russische Energie- und Militärinfrastruktur sowie Transportwege zu zerstören. Russland hatte gestern von brennenden Öltanks nach ukrainischen Angriffen berichtet. Von ukrainischer Seite hatte es dazu zunächst keine Stellungnahmen gegeben.

Bei ukrainischen Angriffen in der russischen Grenzregion Belgorod ist nach Angaben der örtlichen Behörden eine Person getötet worden. "Die Stadt Schebekino wurde von den ukrainischen Streitkräften angegriffen", schrieb Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow im Onlinedienst Telegram. Dabei sei eine Person getötet worden, zwei weitere seien mit Verletzungen durch Granatsplitter in ein Krankenhaus gebracht worden.

Laut Gladkow wurde durch die Angriffe unter anderem ein Verwaltungsgebäude beschädigt. Das russische Verteidigungsministerium gab an, in der Nacht eine Drohne über der Region Belgorod abgeschossen zu haben. Zudem seien zwei Drohnen über der Grenzregion Brjansk und drei weitere über der annektierten Halbinsel Krim abgewehrt worden.

Die ukrainische Flugabwehr hat in der Nacht über Kiew mehr als zehn russische Drohnen abgefangen. Das teilt der Chef der Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt, Serhij Popko, mit. Es war der dritte Angriff auf Kiew innerhalb von vier Tagen.

Die Außenminister der Europäischen Union (EU) kommen heute Morgen in Brüssel mit ihrem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba zusammen. Kuleba will über die jüngste Welle russischer Luftangriffe gegen sein Land berichten.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte die Mitgliedsländer zu mehr Militärhilfen für Kiew aufgerufen und sich besorgt über Berichte zu möglichen Kürzungen in Deutschland geäußert.

Russlands Streitkräfte haben in der Nacht nach eigenen Angaben mehrere ukrainische Drohnenangriffe abgewehrt. In der Grenzregion Brjansk seien unbemannte Fluggeräte abgeschossen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf den Gouverneur des Gebiets. Verletzt wurde demnach niemand, Schäden habe es auch nicht gegeben. 

Zudem habe das russische Militär einen ukrainischen Angriff auf Sewastopol im Süden der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim abgewehrt. Zwei Drohnen seien über dem Meer abgeschossen worden, teilte der Gouverneur Michail Raswosschajew laut Tass mit. Zivile Einrichtungen in der Hafenstadt seien dabei nicht beschädigt worden.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte unterdessen mit, eigene Artillerieeinheiten hätten ein ukrainisches Drohnen-Kontrollzentrum samt Startvorrichtung und "Soldaten des Feindes" ausgeschaltet. Zum Ort des Geschehens wurden keine Angaben gemacht.

In der Ukraine gab es in der Nacht erneut in weiten Teilen des Landes Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe warnte vor größeren russischen Angriffen mit Kampfdrohnen. Unter anderem in der Hauptstadt Kiew sei die Luftabwehr aktiv gewesen, hieß es. 

Nach Ansicht der ukrainischen First Lady Olena Selenska sollen sich die Kinder des Landes nicht als Opfer eines Krieges, sondern als "eine Generation von Gewinnern" betrachten. Am Rande eines Rehabilitierungszentrums für Kinder in der Nähe der relativ sicheren Stadt Uschhorod sagte Selenska, sich der neuen Generation zu widmen sei eine moralische Verpflichtung und eine "strategische Priorität" für die Zukunft der Ukraine.

Viele der Kinder werden in Städte an der Front zurückkehren, nachdem sie einige Wochen in dem Camp verbracht haben, das von der Hilfsorganisation Voices of the Children ins Leben gerufen wurde und von der Olena-Selenska-Stiftung unterstützt wird - zu wenig Zeit, um über die Traumata hinwegzukommen, die sie durch den russischen Angriffskrieg gegen das Land wieder und wieder erleben.

Eine vollständig durch Spenden aus dem Ausland finanzierte Studie der Olena-Selenska-Stiftung kam in diesem Jahr zu dem Ergebnis, dass 44 Prozent der ukrainischen Kinder Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung aufweisen.

Das russische Außenministerium hat neue Einreiseverbote gegen 92 US-Bürger verhängt. Betroffen sind unter anderen Journalisten, die in der Vergangenheit in dem Land arbeiteten, Vertreter der US-Sicherheitsbehörden, Akademiker und Geschäftsleute. In einer Mitteilung des Ministeriums hieß es, die Einreiseverbote seien eine Reaktion auf den russlandfeindlichen Kurs der Regierung von US-Präsident Joe Biden, der darauf abziele, Moskau "eine strategische Niederlage" beizufügen.

Die neue Liste von Amerikanern, die nicht nach Russland reisen dürfen, enthält die Namen von elf aktuellen oder früheren Mitarbeitern des Wall Street Journal. Unter ihnen ist auch Emma Tucker, die Russland für die Verhaftung und Verurteilung ihres Kollegen Evan Gershkovich unter Spionagevorwürfen scharf kritisiert hatte. Auch gegen fünf Journalisten der New York Times wurden Einreiseverbote verhängt, so gegen den Leiter der Kiewer Reaktion der Zeitung, Andrew Kramer. Auch vier Mitarbeiter der Washington Post sind betroffen.

Die NATO-Länder haben die jüngsten russischen Luftangriffe auf die Ukraine scharf verurteilt. Polen plant neue Rekordausgaben für die Verteidigung.