Zuwanderung Ostdeutschland möchte ausländische Fachkräfte gewinnen
Der Fachkräftemangel in vielen Unternehmen ist groß, vor allem im Osten: Für zwei Menschen, die in Rente gehen, rückt etwa einer nach. Die ostdeutschen Bundesländer wollen nun attraktiver werden für ausländische Fachkräfte.
Die ostdeutschen Bundesländer leiden besonders stark unter dem Geburtenknick. Für zwei Menschen, die in Rente gehen, rückt momentan nur etwa einer nach. Das führt zu einem massiven Fachkräftemangel in einigen Branchen. Um dem entgegenzuwirken, möchten die ostdeutschen Länder attraktiver für ausländische Fachkräfte werden. "Die Fachkräftesicherung ist eine existenzielle Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung der Wirtschaft in Ostdeutschland", sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).
Nötig sei Zuwanderung über den Arbeitsmarkt, aber nicht in die Sozialsysteme. "Das ist ein Problem im gesamten europäischen Raum, in Deutschland, aber besonders stark in Ostdeutschland", sagte Haseloff. Deshalb wollen die Regierungschefs der ostdeutschen Länder am Freitag in Berlin zur Ministerpräsidentenkonferenz-Ost mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) über mögliche Lösungsansätze beraten. Dabei könnte es auch darum gehen, wie Menschen aus der Ukraine, die bereits in Deutschland leben, besser in Arbeit gebracht werden können.
Tausenden Unternehmen fehlen Fachkräfte
Dass der Osten unter einem starken Fachkräftemangel leidet, bestätigte auch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach ist in allen ostdeutschen Bundesländern (außer Berlin) zwischen 2022 und 2023 die Zahl der deutschen Beschäftigten, unter anderem altersbedingt, zurückgegangen. "Tausende Unternehmen leiden unter fehlenden Fachkräften", heißt es in der Studie.
Ausländische Beschäftigte konnten diesen Rückgang zumindest etwas ausgleichen: So sei zum Beispiel in Sachsen die Zahl der deutschen Arbeitnehmer von 2022 auf 2023 um rund 7.500 gesunken. Mit einem Zuwachs von 14.800 Beschäftigen haben internationale Arbeitskräfte diesen Rückgang nicht nur ausgeglichen, sondern sogar für ein Beschäftigungswachstum gesorgt. "Menschen aus Drittstaaten machen dabei mit rund 8.700 den größten Anteil aus - und halten damit die Wirtschaft in Ostdeutschland am Laufen", so die Studie.
Verschärfung des Fachkräftemangels bei Ärzten
Neben dem Werben für ausländische Fachkräfte stehen bei der Konferenz am Freitag zudem der Ausbau der Eisenbahninfrastruktur und die flächendeckende medizinische Versorgung auf dem Tagesplan. Auch im Gesundheitssektor droht eine Verschärfung des Fachkräftemangels, da viele Ärzte bis 2030 in den Ruhestand gehen. Haseloff hat sich dafür ausgesprochen, dass die Länder bei der Vergabe von Medizinstudienplätzen mehr Freiheiten erhalten.
Bei zulassungsbeschränkten Studiengängen wie Medizin ist die Studienplatzvergabe bundeseinheitlich geregelt. In Sachsen-Anhalt wird etwa bemängelt, dass viele junge Menschen aus anderen Teilen Deutschlands zum Studium in das Bundesland kommen und es nach dem Abschluss wieder verlassen. Haseloff hat eine Änderung des von allen Ländern geschlossenen Staatsvertrags ins Spiel gebracht. Mögliche Optionen sind, dass mehr Studienplätze an Landeskinder vergeben oder Anreize geschaffen werden, um mehr Absolventinnen und Absolventen nach dem Studium in den jeweiligen Ländern zu halten.
Außerdem beraten die Regierungschefs über die Möglichkeiten der Telemedizin, um insbesondere die Versorgung der Menschen im ländlichen Raum sicherzustellen. Die Sitzung am Freitag ist die letzte unter dem Vorsitz Sachsen-Anhalts. Dieser geht mit dem 1. Dezember 2024 turnusmäßig an Thüringen über. Welcher Regierungschef diese Rolle ausfüllen wird, ist aufgrund der laufenden Koalitionsverhandlungen noch unklar.