DAX Kurve
marktbericht

Kurse fallen wieder Schaukelbörse im DAX geht weiter

Stand: 01.08.2024 10:03 Uhr

Fed-Chef Jerome Powell hat die Tür für eine erste Zinssenkung im September weit geöffnet - doch an den Märkten löst er damit keine Begeisterung aus. Der DAX schaukelt wieder nach unten.

Die Luft ist schon wieder raus am deutschen Aktienmarkt - trotz der Aussicht auf womöglich bald sinkende Leitzinsen in den USA. Der DAX startet mit Verlusten in den Handel, in den ersten Minuten geht es bis zu 0,6 Prozent auf 18.395 Punkte abwärts. Die typische Sommerbörse mit schwankenden Kursen bei tendenziell geringeren Umsätzen geht damit weiter. Gestern hatte der Deutsche Aktienindex noch 0,5 Prozent auf 18.509 Zähler hinzugewonnen.

In den vergangenen Monaten war ein Ausbruch des DAX nach oben immer wieder gescheitert - so auch im Juli. Das deutsche Börsenbarometer bleibt aus technischer Sicht weiterhin in seinem Abwärtstrendkanal gefangen. Erst ein Anstieg über die obere Trendkanallinie bei 18.572 Zählern würde dem DAX zu neuer Aufwärtsdynamik verhelfen.

Von der gestrigen Sitzung der US-Notenbank kommen keine frischen Kaufimpulse für die Märkte. Denn die US-Notenbank verhielt sich genau so, wie es die Märkte zuletzt antizipiert hatten: Sie beließ den geldpolitischen Schlüsselsatz bei 5,25 bis 5,5 Prozent. Zugleich erklärte Powell vor der Presse, unter bestimmten Bedingungen könne eine Zinssenkung bereits auf der nächsten Sitzung im September "auf den Tisch" kommen.

Unterm Strich bleiben damit die fundamentalen Bedingungen am Aktienmarkt gut. "Der klare Kurs Richtung Zinswende mit dem gleichzeitigen Blick auf die Risiken und der entsprechenden Handlungsbereitschaft sorgt weiterhin für ein extrem positives Umfeld für Aktien", ist Eckhard Schulte vom Vermögensverwalter MainSky Asset Management überzeugt. Schulte sieht "ein gutes Fundament für eine Fortsetzung der Rally".

An der Wall Street verblasste der Fed-Zinsentscheid dennoch fast schon zu einem Non-Event. Es war vor allem eine Erleichterungsrally im Chipsektor, die für bessere Stimmung an den US-Börsen sorgte.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss zur Wochenmitte 0,2 Prozent fester bei 40.842 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 rückte um 1,6 Prozent auf 5.522 Zähler vor und der Index der Technologiebörse Nasdaq um 2,6 Prozent auf 17.599 Stellen.

Am japanischen Aktienmarkt ging es am Morgen kräftig nach unten. Die Börse reagierte damit auf den Anstieg des Yen zum Dollar. Die Aktien exportorientierter Unternehmen kamen dadurch unter Druck. Auch Immobilientitel verzeichneten deutliche Verluste. Der Nikkei 225 verlor 2,5 Prozent auf 38.126 Punkte, der Topix-Index verzeichnete sogar den stärksten Rückgang seit April 2020.

Auch an den chinesischen Märkten wollte nach schwachen Daten aus der Industrie keine rechte Kauflaune aufkommen. Das verarbeitende Gewerbe in China war im Juli aufgrund von rückläufigen Auftragseingängen erstmals seit neun Monaten geschrumpft. Die Börse in Shanghai büßte 0,2 Prozent ein.

Im frühen Devisenhandel tendiert der Euro bei 1,0819 Dollar leicht abwärts. Wenig Bewegung auch am Goldmarkt: Dort kostet eine Feinunze des gelben Edelmetalls am Morgen 2.443 Dollar und damit 0,1 Prozent weniger.

Am Rohstoffmarkt ziehen angesichts der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten die Ölpreise weiter an. Würde sich der Konflikt auf andere Länder wie den Iran ausweiten, so könnte die globale Ölversorgung eingeschränkt werden. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuert sich um 0,5 Prozent auf 81,28 Dollar je Barrel (159 Liter).

Aus dem DAX haben am Morgen bereits zahlreiche Unternehmen ihre Quartalszahlen vorgelegt, darunter Vonovia. Der rasante Preisverfall der Immobilien hat sich beim deutschen Branchenprimus deutlich verlangsamt. Der Verkehrswert des Immobilienbestandes verringerte sich seit Jahresbeginn um 1,7 Prozent auf 82,46 Milliarden Euro zum Ende des ersten Halbjahres. Vonovia habe die Krise hinter sich gelassen, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch. Im ersten Halbjahr schrieb Vonovia unter dem Strich einen Fehlbetrag von 529 Millionen Euro - vor Jahresfrist waren es noch 4,1 Milliarden Euro gewesen.

Der Autobauer BMW hat im zweiten Quartal angesichts gestiegener Konkurrenz im wichtigen Markt China weniger verdient als erwartet. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern ging um fast elf Prozent auf knapp 3,9 Milliarden Euro zurück. Die Gewinnmarge im Autogeschäft bröckelte um knapp einen Prozentpunkt auf 8,4 Prozent ab. Unter dem Strich sank der Gewinn um fast neun Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.

Der Volkswagen-Konzern hat im zweiten Quartal angesichts der Probleme bei seinen größten Marken besser abgeschnitten als befürchtet. Das operative Ergebnis fiel um 2,4 Prozent auf 5,46 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem größeren Rückgang gerechnet. Unterm Strich sank der Gewinn jedoch um 4,2 Prozent auf 3,63 Milliarden Euro.

Zuwächse im Geschäft mit Arzneien und Halbleitermaterialien stützen den Darmstädter Merck-Konzern. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz leicht um ein Prozent auf gut 5,3 Milliarden Euro. Insbesondere mit Krebsmedikamenten konnte Merck zulegen. Unterm Strich drückte allerdings eine hohe Rückstellung den Gewinn um 14,3 Prozent in die Tiefe auf 605 Millionen Euro.

Der lahmende Welthandel lastet auf dem Logistik-Riesen DHL. Da die weltumspannenden Transport-Netzwerke nicht optimal ausgelastet sind, verdiente der Bonner Konzern im zweiten Quartal sowohl operativ als auch unterm Strich weniger. Das operative Ergebnis (Ebit) sank auf 1,35 von 1,70 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Minderheiten fiel auf 744 von 978 Millionen Euro.

Gute Geschäfte mit der Feinparfümerie sowie mit Zusätzen für Heimtiernahrung haben das Wachstum von Symrise im ersten Halbjahr angetrieben. Der Hersteller von Duftstoffen und Aromen steigerte sein operatives Ergebnis um 11,5 Prozent auf knapp 530 Millionen Euro, was etwas mehr ist als von Analysten im Mittel erwartet. Der Überschuss stieg von fast 188 auf gut 239 Millionen Euro.

Der Flugzeug-Zulieferer MTU Aero Engines macht nach eigenen Angaben Fortschritte bei der Rückrufaktion für schadhafte Triebwerke und schraubt die Renditeerwartungen nach oben. Die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) soll in diesem Jahr bei rund 13 Prozent liegen. Bisher hatte MTU von mehr als zwölf Prozent gesprochen.

Der LKW-Hersteller Daimler Truck hat seine Prognosen für das laufende Jahr gesenkt. Erwartet wird nun einen Absatz von 460.000 bis 480.000 Einheiten - 30.000 weniger als bislang vorhergesagt. Der Umsatz soll zwischen 53 und 55 (bislang: 55 bis 57) Milliarden Euro liegen. Zudem wird das operative Ergebnis (Ebit) deutlich unter dem Niveau des Vorjahres erwartet.

Der Diagnostikkonzern Qiagen hat sich im zweiten Quartal im Tagesgeschäft gut geschlagen, ist aber wegen der Einstellung eines PCR-Testsystems in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich fiel ein Verlust von 183 Millionen Dollar an nach einem Gewinn von 81 Millionen vor Jahresfrist. Der bereinigte Gewinn je Aktie legte um acht Prozent auf 55 Cent zu und übertraf damit die Erwartungen.

Das Werbegeschäft des Facebook-Konzerns Meta läuft auf Hochtouren. Im vergangenen Quartal sprang der Konzernumsatz im Jahresvergleich um 22 Prozent auf gut 39 Milliarden Dollar hoch, wie das Unternehmen gestern nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Gewinn stieg um 73 Prozent auf knapp 13,5 Milliarden Dollar.

In Erwartung einer anziehenden Nachfrage nach hochmodernen Handys mit Künstlicher Intelligenz (KI) hat Qualcomm einen überraschend positiven Ausblick geliefert. Der weltgrößte Anbieter von Smartphone-Chips rechnet für das laufende Quartal mit einem Umsatz zwischen 9,5 und 10,3 Milliarden Dollar. Den Gewinn sieht das Unternehmen bei 2,45 bis 2,65 Dollar je Aktie.

Der führende japanische Autobauer Toyota hat trotz eines Skandals um unzureichende Zertifizierungen den Gewinn im vergangenen Quartal leicht gesteigert. Wie der Volkswagen-Rivale heute bekanntgab, stieg der Nettogewinn in den drei Monaten von April bis Juni um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf einen Rekordwert von rund 1,33 Billionen Yen (rund 8,1 Milliarden Euro).

Der Milliardär Bill Ackman hat den Börsengang seines Fonds Pershing Square USA wenige Tage vor dem geplanten Debüt an der New Yorker Börse abgesagt. Im Vorfeld hatte Ackman die Pläne für den Börsengang zum zweiten Mal innerhalb einer Woche verkleinert, da mindestens ein prominenter Investor abgesprungen war. Außerdem hatten Aufsichtsbehörden das Projekt unter die Lupe genommen.