Wie reagiert Israel? Ölmärkte bleiben hochnervös
Die internationalen Märkte reagieren scheinbar gelassen auf die jüngste Eskalation in Nahost. Insbesondere am Ölmarkt wird aber eine Reaktion Israels mit Sorge erwartet.
Sowohl die Aktien- als auch die Rohstoffmärkte reagieren am Montag scheinbar gelassen auf den Großangriff des Iran auf Israel am Wochenende. Das mag auf den ersten Blick verwundern, zumal eine weitere Eskalation des Konflikts nicht ausgeschlossen werden kann.
Zum Teil erklärt sich diese Reaktion daraus, dass die Märkte bereits im Vorfeld auf einen Militärschlag des Iran eingestellt waren. So hatte etwa der deutsche Aktienindex DAX in den Tagen nach dem israelischen Luftangriff auf die iranische Vertretung in Damaskus am 1. April bereits deutlich nachgegeben. Bis Freitag waren die Kurse insgesamt um drei Prozent zurückgegangen.
Dass es am Montag wieder bergauf geht, begründeten Marktteilnehmer auch mit einer gewissen Erleichterung darüber, dass Israel und weitere Staaten den Raketen- und Drohnenangriff weitgehend abwehren konnten. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer wies zudem im Gespräch mit der ARD-Finanzredaktion darauf hin, dass keine der Parteien an einer weiteren Eskalation und einem Flächenbrand in der Region interessiert sei.
Wesentlich ist aber auch der Effekt, dass die Märkte nach einer Phase höchster Ungewissheit nun mit vollendeten Tatsachen zu tun haben. "Kaufen, wenn die Kanonen donnern", heißt das in der oft recht unempathischen Börsensprache.
Gold- und Ölpreise fallen zurück
Ähnliches ist an den Rohstoffmärkten zu beobachten. Auch das als "sicherer Hafen" betrachtete Gold steht am Montag unter Verkaufsdruck, nachdem der Goldpreis am Freitag historische Höchstkurse über 2.400 Dollar je Feinunze erreicht hatte.
Besonders empfindlich reagieren stets die Ölmärkte auf die Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten. Aber auch die Ölnotierungen fallen am Montag wieder zurück. Seit Mitte Dezember ist Rohöl allerdings unter dem Eindruck des Gaza-Kriegs und wegen saisonaler Effekte bereits deutlich teurer geworden. Ein Barrel (159 Liter) der europäischen Referenzsorte Brent war im Dezember zeitweise noch für unter 74 Dollar zu haben. Am Freitag war die Notierung zeitweise über 92 Dollar gesprungen.
Sorge vor Attacken im Persischen Golf
Weitere westliche Sanktionen dürften zwar nur einen begrenzten Effekt auf die Ölexporte des Iran haben, der in China seinen wichtigsten Abnehmer hat. Allerdings würden Militärschläge gegen die Ölinfrastruktur des Landes die Notierungen treiben.
Noch größer ist die Sorge der Märkte davor, dass der Iran Öltransporte und Energieanlagen im Persischen Golf attackieren und die Passage der Straße von Hormus gefährden könnte. Durch die Meerenge fließen etwa 90 Prozent der Energieexporte der Golfstaaten. Dass sie diese Transporte empfindlich stören kann, hat die Islamische Republik zuletzt im Jahr 2019 bewiesen, als sie im Konflikt um den Atomvertrag mit dem Westen etwa Öltanker kapern ließ.
Reaktion Israels entscheidend
Angesichts dieser Risiken bleiben die Rohstoffmärkte weiterhin sehr angespannt. Wie viele andere Experten weisen die Rohstoffanalysten der US-Investmentbank Goldman Sachs darauf hin, dass die weitere Preisentwicklung insbesondere von der Reaktion Israels abhängt. Die israelische Antwort werde das Ausmaß der Bedrohung für das Ölangebot aus der Region bestimmen, so Goldman Sachs. Die Reaktion Israels sei "höchst unsicher".
Die Analysten der Investmentbank RBC Capital Markets schrieben, dass die Lage im Nahen Osten nicht weiter eskalieren könne, wenn die israelische Regierung dem Rat der US-Regierung folge und auf Vergeltungsmaßnahmen verzichte.
Nach Medienberichten hat Israels Staatsführung noch nicht entschieden, wie sie auf den iranischen Angriff reagieren soll. Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte sind also in die nächste Phase der Unsicherheit eingetreten.