Russische Wirtschaft Ölexporte auf höchstem Stand seit April 2020
Russland konnte im vergangenen Monat so viel Öl ins Ausland exportieren wie seit drei Jahren nicht mehr. Doch die Exporte spülen mittlerweile deutlich weniger Geld in russische Kassen.
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat für Russland massive Sanktionen seitens des Westens zur Folge. Ein Knackpunkt, der die russische Wirtschaft merklich schwächen soll, ist die Abkehr von russischen Energieressourcen. Doch nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) konnte Russland im vergangenen Monat so viel Öl ins Ausland verkaufen wie seit drei Jahren nicht mehr. Allerdings mit deutlichen Abstrichen beim Preis.
Im Monatsbericht der in Paris ansässigen IEA konnte Russland im März im Durchschnitt 8,1 Millionen Barrel Öl pro Tag in andere Länder exportieren. Eine Steigerung gegenüber Februar von rund 600.000 Barrel täglich - und der höchste Exportwert seit April 2020. Nach dem Wegfall der westlichen Abnehmerstaaten, darunter auch Deutschland, verkauft Russland nun sein Öl verstärkt nach China oder auch Indien.
Einbruch der Einnahmen um etwa 43 Prozent
Der Ölexport bringt Russland inzwischen aber deutlich weniger Einnahmen: Den Zahlen der IEA zufolge verdiente Russland im März rund 12,7 Milliarden US-Dollar am Öl-Verkauf ins Ausland. Im Vergleich zum Vormonat bedeutet das zwar ein Plus von etwa einer Milliarde US-Dollar. Im Jahresvergleich allerdings muss Russland einen Einbruch seiner Einnahmen um etwa 43 Prozent in Kauf nehmen.
Noch bis März des vergangenen Jahres war Russland der drittgrößte Ölproduzent der Welt und verantwortlich für rund zwölf Prozent der globalen Ölförderung. Knapp die Hälfte der russischen Ölexporte ging damals in die EU: 2021 importierten die Mitgliedsstaaten Rohöl im Wert von 48 Milliarden Euro und raffinierte Ölprodukte im Umfang von 23 Milliarden Euro. Allein Deutschland deckte vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und den darauffolgenden Strafmaßnahmen rund 35 Prozent seines Ölbedarfs mittels Einfuhren aus Russland.
Doch nach dem Kriegsausbruch strebte die Bundesregierung eine schnellstmögliche Abkehr von Energieressourcen aus Russland an - und seit Beginn dieses Jahres gelangt im Rahmen des von der EU beschlossenen Öl-Embargos gar kein Öl mehr von Russland durch die Bundesrepublik.
Geringere Produktion durch OPEC+
Zu dem Embargo kommt ein Preisdeckel für russisches Rohöl, auf den sich die EU, die G7-Staaten und Australien Anfang Dezember geeinigt hatten. Anfang Februar wurde der Preisdeckel auf sämtliche russische Ölprodukte ausgeweitet. Russland kündigte daraufhin an, seine Ölproduktion zu drosseln: ab März um 500.000 Barrel pro Tag.
Das Angebot an Rohöl auf dem Weltmarkt dürfte sich durch einen Beschluss des Ölverbunds OPEC+ noch zusätzlich reduzieren. Vor dem Hintergrund der im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedrigeren Ölpreise hatten acht Mitglieder Anfang April beschlossen, ihre Ölproduktion ab Mai zu drosseln. Insgesamt wird die Produktion ab kommenden Monat um voraussichtlich rund eine Million Barrel (je 159 Liter) pro Tag niedriger ausfallen - die von Russland eingeschränkte Produktion nicht eingerechnet.
Aus Sicht der IEA wird aber auch die weltweite Nachfrage nach Rohöl leicht abnehmen. Die Behörde schätzt den gesamten Bedarf auf durchschnittlich 101,9 Millionen Barrel pro Tag. Das sind 100.000 Barrel weniger als zuletzt erwartet.