Umstrittene Kurzvideo-App Der steile Aufstieg von TikTok
Hunderte Millionen Nutzer, ein Marktwert von bis zu 60 Milliarden Dollar und Konflikte nicht nur mit der US-Regierung: Warum sorgt die chinesische App TikTok für so großes Aufsehen? Ein Überblick.
TikTok ist ein chinesisches Portal für Kurzvideos. Die TikTok-App, mit der die meisten Nutzer auf das Angebot zugreifen, wurde bis zum Frühjahr 2020 weltweit mehr als zwei Milliarden Mal heruntergeladen und hat nach Unternehmensangaben mehrere Hundert Millionen Nutzer, darunter 100 Millionen in den USA. Vor allem bei jungen Zielgruppen ist das Angebot sehr beliebt.
Die App ermöglicht es, Videos in einer Länge zwischen 15 und 60 Sekunden selbst zu erstellen, mit Effekten anzureichern und hochzuladen. Viele Nutzer beschränken sich aber auch darauf, Videos zu anzuschauen, nach denen sie gezielt suchen oder die ihnen vorgeschlagen werden. Der Algorithmus, mit dem TikTok seinen Nutzern ständig weitere Videos auf Basis ihrer Interessen anbietet, gilt als Herzstück der App und basiert auf Entwicklungen mit Hilfe künstlicher Intelligenz.
Mutterkonzern ByteDance 2012 gegründet
Eigentümer von TikTok ist das 2012 von Zhang Yiming gegründete chinesische Unternehmen ByteDance, das seinen Hauptsitz in Peking hat. 2016 startete der Konzern die chinesische TikTok-Version Douyin. 2017 kaufte ByteDance Mitsing-App Musical.ly und führte sie kurz darauf mit TikTok zusammen.
Der Mutterkonzern ByteDance legte TikTok und Musical.ly zusammen.
Die chinesische Version Douyin und die auf den Weltmarkt zugeschnittene TikTok-App ähneln sich optisch und in ihren Funktionen stark, unterscheiden sich aber bezüglich der Inhalte. ByteDance sieht sich immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, Inhalte zu zensieren oder mit technischen Mitteln in ihrer Reichweite zu minimieren, die sich kritisch mit der Politik der Regierung in Peking auseinandersetzen. Diese Vorwürfe richten sich gegen Douyin noch deutlich stärker als gegen TikTok. Auf eine Anfrage der NDR-Magazins ZAPP erklärte eine Unternehmenssprecherin: "TikTok entfernt keine Inhalte aufgrund ihrer politischen Ausrichtung."
Kritik an Umgang mit Nutzerdaten
Regierungen verschiedener Länder kritisieren TikTok zudem wegen des Umgangs mit Nutzerdaten. Damit verbindet sich in vielen Fällen die Sorge, dass die weltweit gesammelten Daten von Nutzern letztlich chinesischen Behörden zugänglich gemacht werden könnten. Der Konzern bestreitet dies.
Angesichts des drohenden Verbots in den USA zeichnet sich für das dortige TikTok-Geschäft derzeit folgende Lösung ab, die allerdings noch nicht feststeht. Es soll ein neues Unternehmen mit dem Namen "TikTok Global" entstehen. 12,5 Prozent der Anteile soll der US-Softwarekonzern Oracle übernehmen und 7,5 Prozent die Handelskette Walmart. Die restlichen 80 Prozent wären demnach im Besitz von ByteDance. Der Preis für die angestrebten Anteile von Oracle und Walmart solle nach dem Willen von ByteDance auf einem angenommenen TikTok-Wert von 60 Milliarden Dollar basieren, berichtete der Finanzdienst Bloomberg.
ByteDance-Gründer Zhang Yiming soll im Verwaltungsrat von "TikTok Global" sitzen.
In der Lesart der Regierung von US-Präsident Donald Trump hätten US-Konzerne bei Umsetzung des Plans letztlich eine Mehrheitskontrolle über "TikTok Global", weil derzeit etwa 40 Prozent der ByteDance-Anteile bei US-Investoren wie Sequoia und General Atlantic liegen. ByteDance bezeichnete es allerdings als "Gerücht", dass die Mehrheit in den Händen von US-Akteuren liegen werde.