Equal Pay Day "Eklatante Ungerechtigkeit" - seit Jahren
Von heute an verdienen Frauen in Deutschland rechnerisch das gleiche wie Männer. Bis zum heutigen Tage haben sie de facto umsonst gearbeitet. Seit Jahren ändert sich daran kaum etwas.
Ulle Schauws ist sauer. Seit Jahren begeht nun Deutschland um diese Zeit im März den Equal Pay Day. Seit Jahren weisen die nackten Zahlen darauf hin, dass Frauen in Deutschland weniger Geld verdienen als Männer. Die Gründe dafür sind vielschichtig, das macht die Laune der grünen Frauenpolitikerin aber nicht besser: "Man hat schon das Gefühl, die Platte hat einen Sprung", klagt sie. Eine "eklatante Ungerechtigkeit" sei es, dass Menschen einfach aufgrund der Tatsache, dass sie das weibliche Geschlecht haben, schlechter bezahlt würden. "Das macht mich schlicht und ergreifend wütend."
Seit Jahren tut sich wenig
Laut Statistischem Bundesamt lag der durchschnittliche Bruttostundenlohn für Frauen in Deutschland im vergangenen Jahr bei 18,62 Euro, der für Männer dagegen um rund vier Euro höher bei 22,78. Zwischen dem Durchschnittsbruttolohn klafft also eine Lücke von 18 Prozent. Diese Lücke wird Gender Pay Gap genannt, also geschlechterbedingte Lücke bei der Bezahlung.
Die Ursachen dieser Lücke sind gesellschaftlich-strukturell: Frauen sind in gut bezahlten Führungspositionen sind seltener; gleichzeitig arbeiten überdurchschnittlich viele Frauen in schlecht bezahlten Branchen wie Pflege, Erziehung, Einzelhandel. Die frauenpolitische Sprecherin der FDP, Nicole Bauer, ist überzeugt, dass sich das nicht von heute auf morgen ändern lässt - und auch nicht nur über Gesetze.
FDP setzt auf Bildung
Bauer will früher ansetzen. Wenn Kinder eine gute Bildung bekommen, könnten sie alles werden, sagt sie. "Für mich ist es erstmal wichtig, dass unser Bildungssystem so ist, dass unsere Kinder selbst entscheiden können, welchen Weg sie einschlagen." Ob sie dann eine Lehre oder eine Ausbildung wählten oder aber Ingenieurwesen studierten, das sei dann später ihre persönliche Entscheidung. "Ich möchte am Ende starke Persönlichkeiten haben, die diese Entscheidung gemäß ihrem persönlichen Talent verwirklichen können", wünscht sich Bauer.
Sie selbst hat es vorgemacht: Bauer ist Diplom-Wirtschaftsingenieurin, hat also einen klassischen Männerberuf. Einig ist sich die FDP-Frau mit ihrer Kollegin von den Grünen, dass die bisherigen Maßnahmen wenig geholfen haben, um die bereinigte Lücke zu schließen. "Bereinigt" bedeutet, man schaut sich die Verdienste von Frauen und Männern mit gleicher oder vergleichbarer Qualifikation an. Dann beträgt die Lücke in Deutschland immer noch sechs Prozent.
Durchschnittlich 18,62 Euro bekommt eine Frau in Deutschland brutto in der Stunde. Bei einem Mann sind es gut vier Euro mehr: 22,78 Euro. So hat es das Statistische Bundesamt für das Jahr 2020 ausgerechnet. Die Lücke, Gender Pay Gap genannt, beträgt somit 18 Prozent. Sie hat überwiegend strukturelle Ursachen. Frauen sind seltener in gut bezahlten Führungspositionen und üben viel häufiger als Männer Berufe aus, die schlechter bezahlt sind: in der Pflege, in der Kinderbetreuung, im Einzelhandel, in Dienstleistungsberufen.
Die Statistiker vergleichen aber auch Männer und Frauen mit gleicher und gleichwertiger Qualifikation. Dann beträgt der Unterschied aber immer noch sechs Prozent. Das eigens geschaffene Entgeltransparenzgesetz hat daran nichts geändert; diese Zahl ist seit Jahren gleich. Kritiker sagen, Frauen hätten es nach wie vor sehr schwer, wirklich transparent zu erfahren, wie viel der männliche Kollege verdient.
Gesetze bringen bislang kaum was
Und das übrigens seit Jahren. Das Entgelttransparenzgesetz, das SPD und Union 2017 auf den Weg gebracht haben, hat daran nichts geändert. Und das ist für Grünen-Politikerin Schauws auch kein Wunder. Die Frauen seien hier in einer Holschuld, sie müssten selbst aktiv beim Unternehmen nachfragen, wie viel eigentlich der Kollege verdiene. Sie glaube, dass das insbesondere Frauen schwer falle - unabhängig davon, ob sie schon lange oder gerade erst neu in einem Unternehmen arbeiteten: "Das ist immer ein schwieriger Gang."
Die Grünen schlagen ein Verbandsklagerecht vor. Damit würden beispielsweise Gewerkschaften oder Vereine die ungleiche Bezahlung anklagen - und nicht die einzelne Frau. Trotzdem befürchtet die FDP-Politikerin Bauer, dass sich die Lohnlücke nie ganz schließen wird. "Menschen sind unterschiedlich, Ziele sind unterschiedlich, das werden wir sehr wahrscheinlich in den nächsten zehn Jahren oder auch länger darüber hinaus nicht erreichen."
Währenddessen plant die zuständige Frauenministerin Franziska Giffey von der SPD keine neuen gesetzlichen Änderungen, sondern sie lobt einen neuen Preis aus. Für den German Equal Pay Award können sich Firmen unter www.entgeltgleichheit-foerdern.de bewerben, die Lohnlücke ganz freiwillig und transparent schließen.