US-Amerikanischer Autobauer Ford will in Deutschland Tausende Stellen streichen
Der US-Autobauer Ford will bis Ende 2027 in Deutschland 2.900 Stellen abbauen. Die meisten Arbeitsplätze sollen im Kölner Werk wegfallen. Der Konzern begründet das unter anderem mit einer schwachen Nachfrage.
Der US-Automobilkonzern Ford streicht in Deutschland massiv Arbeitsplätze. Insgesamt sollen in Europa bis Ende 2027 etwa 4.000 Jobs wegfallen. In Deutschland seien es 2.900 Stellen, die meisten davon im Kölner Werk, teilte das Unternehmen mit. Über die Details werde mit der Arbeitnehmervertretung gesprochen.
Der Konzern verwies auf die schwierige Lage der Automobilindustrie in Europa mit einer schwachen Nachfrage, hohen Kosten bei der Umstellung auf die E-Mobilität, einem regen Wettbewerb und der Regulierung.
Erwartungen an Kölner Werk bislang nicht erfüllt
Ford beschäftigt nach eigenen Angaben in Köln, Saarlouis und Aachen knapp 16.500 Mitarbeiter. In Köln sind die Europazentrale und die Produktion von zwei Elektroauto-Modellen angesiedelt. Nach Betriebsratsangaben hat Ford in Köln derzeit etwa 11.500 Stellen - das hieße, dass dort etwa jede vierte Ford-Stelle gestrichen werden könnte. Zuletzt hatte der Autobauer bereits Kurzarbeit für das Werk angemeldet. Seit heute sind davon etwa 2.000 Beschäftigte betroffen.
Ford hatte in den Jahren 2023 und 2024 knapp zwei Milliarden Euro in seinen Kölner Standort investiert, um Elektroautos produzieren zu können. Die Herstellung des Kleinwagen-Verbrennermodells Fiesta wurde eingestellt. Inzwischen rollen in Köln zwei E-Automodelle von Ford vom Band - es sind die ersten Pkw-Serienmodelle aus Europa. Doch die hohen Erwartungen konnten bislang nicht ansatzweise erfüllt werden.
Zudem musste sich das Management neu aufstellen, als Deutschlandchef Martin Sander in diesem Sommer überraschend zu VW wechselte. Andere führende Manager kehrten Ford ebenfalls den Rücken. Um die Probleme zu lösen, setzt Ford nun weiter auf einen Schrumpfkurs. 2018 hatte der Autobauer noch knapp 20.000 Beschäftigte in Köln, Ende 2027 dürften es weniger als die Hälfte davon sein.
Arbeitnehmervertreter kündigen Widerstand an
Der Betriebsrat erklärte, er habe kein Verständnis für die Entscheidung des Unternehmens. "Es ist ein schwarzer Tag für Ford", sagte Betriebsratschef Benjamin Gruschka und übte scharfe Kritik am Management. "Ich kann mich nicht an so ein rücksichtsloses Vorgehen des Konzerns erinnern." Man werde "in den nächsten Wochen und Monaten erbitterten Widerstand" leisten.
Es werde bei Ford in Köln wahrscheinlich eine Auseinandersetzung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geben, wie es sie noch nie gegeben habe. "Wir werden diese Schrumpfung nicht unterstützen", so der Betriebsrat. Ähnlich äußerte sich die IG Metall und warnte, dass mit den Abbauplänen die verbliebenen deutschen Standorte "massiv in der weiteren Existenz bedroht" würden.
Wüst: "Weiterer schwerer Schlag für den Automobilstandort"
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst bezeichnete den angekündigten Stellenabbau als einen "weiteren schweren Schlag für den Automobilstandort Deutschland" und ein "ernstes Warnsignal für den Automobilstandort Köln". Die Landesregierung werde den weiteren Prozess eng begleiten. "Ich erwarte von Ford, dass das Unternehmen zu seiner Zusage steht, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten", sagte der CDU-Politiker dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Soziale Härten müssten unbedingt abgefedert und gemeinsam mit den Sozialpartnern Perspektiven geschaffen werden, so Wüst weiter. Er habe sich "bereits persönlich mit dem Betriebsrat ausgetauscht, um über die Hintergründe und die nächsten Schritte zu sprechen". Auch mit der Geschäftsführung stehe die Landesregierung in Kontakt. Wüst forderte darüber hinaus "endlich klares Signal des Bundes, um mit zielgerichteten und langfristig wirksamen Maßnahmen der aktuellen Nachfrageschwäche nach Elektrofahrzeugen zu begegnen".
Ford fordert bessere Marktbedingungen
Ford-Manager Marcus Wassenberg betonte, dass man auch für zukünftige Generationen ein starkes Geschäft in Europa betreiben wolle. "Wir müssen daher schwierige, aber entschlossene Maßnahmen zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von Ford in Europa umsetzen." Das Management untermauerte seinen Appell an die Bundespolitik, die Marktbedingungen zu verbessern. In Deutschland und Europa fehlten "eine konsistente und klare politische Agenda zur Förderung der Elektromobilität", moniert die Ford-Chefetage.
Hohe Verluste im Pkw-Segment - nicht nur bei Ford
Im Pkw-Segment habe Ford in den vergangenen Jahren hohe Verluste gemacht, hieß es vom Unternehmen weiter. Dort seien die Kosten der Umstellung auf Elektroautos hoch. Außerdem verwies das Unternehmen auf Stromer-Konkurrenten und strenge CO2-Emissionsziele. Solche Vorgaben sind aus Sicht von Ford ein Hemmschuh für das separate Geschäft mit Verbrennungsmotoren.
Mit seinen Problemen steht Ford derweil nicht allein da. Letztlich sind derzeit alle deutschen Autobauer stark unter Druck. Nach dem Wegfall einer staatlichen Elektroauto-Förderung brach die Nachfrage ein, auch die lahmende Konjunktur und Jobängste führen zu einer Kaufzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher. So kündigte auch Deutschlands größter Autobauer Volkswagen Werkschließungen und Entlassungen an. IG Metall und Betriebsrat sind nun zu Gehaltsverzicht bereit, um die Kosten zu senken.