Tarifverhandlungen IG Metall droht VW mit Warnstreiks auch 2025
Bei VW stehen die Zeichen weiter auf Konfrontation: Vor der vierten Tarifrunde gibt es keine Annäherung. Erneut wurde in neun Werken die Arbeit niedergelegt. Auch 2025 drohen laut Gewerkschaft Warnstreiks.
Zum Start in die nächste Runde der Tarifverhandlungen beim Autobauer Volkswagen haben Vertreter der IG Metall dem Konzern mit weiteren Streiks gedroht. "Wenn es heute keine Bewegung gibt, dann startet 2025 unruhig", sagte IG-Metall-Chefunterhändler Thorsten Gröger vor Tausenden VW-Mitarbeitern in Wolfsburg. Die Gewerkschaft habe sich auf das Unternehmen zubewegt, nun müsse der Vorstand Kompromissbereitschaft zeigen. Andernfalls "gibt es 2025 auf den Sparhammer als Antwort nur eines: den Streikhammer", sagte er.
Kurz vor Beginn der vierten Verhandlungsrunde in dem Konflikt waren Zehntausende VW-Mitarbeiter für vier Stunden in den Ausstand getreten. Betriebsratschefin Daniela Cavallo bekräftigte vor den Streikenden, dass es mit ihr keine Massenentlassungen und Werksschließungen geben werde. "Und auch keine harten Einschnitte in unseren Haustarif, die dessen Niveau dauerhaft absenken." Der Konzernvorstand müsse jetzt von seinen Maximalforderungen abrücken
Fronten zwischen Konzern und Gewerkschaft verhärtet
Das Unternehmen fordert in dem Konflikt unter anderem eine Lohnkürzung von zehn Prozent und droht mit Werksschließungen, um Überkapazitäten in der Produktion abzubauen. Volkswagen-Chefunterhändler Arne Meiswinkel sagte, das Unternehmen benötige weiterhin eine kurzfristig umsetzbare und nachhaltig wirkende Kostenentlastung. "Nur so können wir in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wettbewerbsfähig bleiben", sagte Meiswinkel.
Die Arbeitnehmer wollen auf die Überkapazitäten mit einem Fonds antworten, der eine Arbeitszeitverkürzung an den besonders betroffenen Standorten finanzieren kann. Dazu bieten sie aber keinen Lohnverzicht an, sondern die Nutzung der jetzt anstehenden Tariferhöhung. VW-Chefunterhändler Meiswinkel sagte, der Vorschlag der Arbeitnehmerseite reiche nicht für eine nachhaltige Kostensenkung aus.
IG Metall fordert Investitionen statt weniger Geld
IG-Metall-Chefin Christiane Benner sagte, die Autoindustrie stecke zweifelsohne in einer Krise. "Diese Probleme lösen wir nicht mit der Schließung von Werken. Diese Probleme löst VW nicht mit der Kündigung von Beschäftigungssicherung. Diese Probleme lösen wir nicht mit weniger Geld", sagte die IG-Metall-Chefin. Die Gewerkschaft sei bereit für Kompromisse, dafür brauche es aber Innovationen, Qualifizierung und neue Modelle. Das VW-Management und dessen Fehlentscheidungen hätten den Konzern in die derzeitige Situation gebracht.
Am Wochenende hatte sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz in den Konflikt eingeschaltet und das Unternehmen aufgefordert, auf Werksschließungen zu verzichten. "Gerade weil Fehlentscheidungen des Managements zu der schwierigen Situation beigetragen haben, wäre das nicht in Ordnung", sagte er der Funke-Mediengruppe.
Zweiter großer Streiktag - bislang keine Annäherung
Tausende Beschäftigte in neun VW-Werken in ganz Deutschland legten aus Protest gegen den geplanten Sparkurs des Unternehmens ihre Arbeit nieder. In allen VW-Werken mit Haustarifvertrag der IG Metall sollten rund vier Stunden lang die Bänder still stehen, die Frühschicht legte nach Angaben der Gewerkschaft kollektiv entsprechend früher die Arbeit nieder.
Mit Ablauf der Friedenspflicht Anfang Dezember hatte es am vergangenen Montag Warnstreiks gegeben. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich etwa 100.000 Beschäftigte daran. Der Haustarif bei VW gilt für etwa 120.000 Angestellte, ausgenommen ist nur das Werk in Osnabrück. Die ersten drei Verhandlungsrunden hatten bislang keine Annäherung gebracht.