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Geldanlagen in Investmentfonds Fondsgewinne ausschütten oder ansammeln?

Stand: 25.10.2024 14:26 Uhr

Wer mit Investmentfonds ansparen oder vorsorgen will, hat oft zwei Fonds-Varianten zur Auswahl. Sie gehen unterschiedlich mit Erträgen um, die im Fonds anfallen. Welche Variante macht für wen Sinn?

Von Andreas Braun, ARD-Finanzredaktion

Viele Fondsgesellschaften bieten zwei Fonds-Spielarten mit der selben Fondsstrategie an. Sie unterscheiden sich nur in ihrem Umgang mit Gewinnen, die innerhalb des Fonds anfallen. Das hat aus Sicht von Anlegerinnen und Anlegern mehrere Effekte.

Sogenannte "ausschüttende" Fonds geben Erträge in gewissen Abständen an die Anlegerinnen und Anleger weiter. Auf dem Depotkonto erscheint hier dann und wann ein Geldbetrag in bar. Bei einer zweiten Fonds-Variante ist das nicht der Fall. Hier werden die Erträge "thesauriert", auf deutsch: wieder angelegt.

Andreas Braun, HR, zu ausschüttenden Fonds

tagesschau24, 25.10.2024 09:00 Uhr

Dividenden, Zinsen oder Mieteinnahmen

Welche Erträge die Fonds ausschütten, hängt von der Art des Fonds ab, erläutert Henrik Arning vom VZ Vermögenszentrum: "Wenn es ein Aktienfonds ist, dann schüttet dieser natürlich Dividenden aus. Bei einem Rentenfonds sind es die Zinserträge der Anleihen, die dort angefallen sind. Und wenn man in einen Immobilienfonds investiert, dann werden die Mieteinnahmen ausgeschüttet, die die Immobilien im Fonds abwerfen."

Die Höhe der Ausschüttungen, aber auch die Ausschüttungshäufigkeit, ist von Fonds zu Fonds verschieden - das hängt auch von der Präferenz der Anleger im jeweiligen Land ab. Während in den USA quartalsweise oder sogar monatliche Ausschüttungen bei Investmentfonds üblich sind, schüttet die Mehrzahl der in Deutschland aufgelegten Fonds halbjährlich oder jährlich aus.

Fondsmanagement legt Ausschüttungen fest

In welchen zeitlichen Abständen Geld aufs Depotkonto fließt, ist im Fondsprospekt festgelegt, in den Anlegerinnen und Anleger bereits vor dem Fondskauf einen Blick werfen sollten. Das Fondsmanagement habe bei seiner "Ausschüttungspolitik" weitgehend freie Hand, sagt Ali Masarwah von der Fonds-Plattform Envestor: "Es gibt Fonds, die ganz feste Ausschüttungsprofile haben, auch wenn die Wertpapiere in dem Fonds keine solche Regelmäßigkeit bei Erträgen aufweisen. Sprich, Sie haben als Fondsmanager die Freiheit, die Erträge so zu gestalten, wie es dem Bedürfnis der Anleger entspricht".

Die zweite Spielart von Investmentfonds verwendet die Erträge, die innerhalb des Fonds anfangen, ganz anders: Für diesen Vorgang haben die Finanzexperten den Begriff der "Thesaurierung" geprägt. Das griechische "Thesauros" bedeutet so viel wie "Schatzhaus", also ein Ort an dem der Reichtum angesammelt wird. Und genau das passiert bei der Thesaurierung. Die Zinsen oder Dividenden, die im Fonds anfallen, werden umgehend wieder ins Fondsvermögen investiert. Dabei müssen diese Reinvestitionen allerdings nicht in die selbe Aktie oder Anleihe fließen, die die Erträge abgeworfen haben. Das Fondsmanagement entscheidet vielmehr, wo die Gewinne wieder verwendet werden und neue Rendite erzeugen sollen.

Abgeltungssteuer sofort bei Ausschüttung

Kleine Unterschiede ergeben sich bei den Fondsvarianten in Sachen Besteuerung. Denn werden die Erträge an die Anleger ausgeschüttet, greift der Fiskus gleich voll mit der Abgeltungssteuer zu. Bei den thesaurierenden Fonds wird jährlich eine Vorabpauschale als Steuer fällig, doch der Großteil der Erträge wird erst beim Verkauf versteuert. Dadurch ergibt sich bei thesaurierenden Fonds ein kleiner "Steuerstundungseffekt".

Werden die Erträge nicht ausgeschüttet, sondern thesauriert, haben die Fonds zudem auch einen leichten Renditevorteil. Denn die angesammelten Erträge sorgen innerhalb des Fonds für einen günstigen Zinseszins-Effekt, meint Ali Masarwah von Envestor: "Das ist ja das, was das exponentielle Kapitalwachstum ermöglicht und Anleger wohlhabend macht. Wer langfristig in einen thesaurierenden Fonds investiert, wird in aller Regel höhere Erträge erwirtschaften, als wenn der Anleger selbst die Ausschüttungen der Fonds selber zur Wiederanlage bringt". Auf der Renditeseite hat die Wiederanlage also einen zweiten Pluspunkt.

Ruheständler mit Kapitalbedarf

Dennoch erfreuen sich auch ausschüttende Fonds in Deutschland einer großen Beliebtheit bei Fonds-Sparerinnen und -Sparern. Die regelmäßigen Ausschüttungen erscheinen vor allem dann attraktiv, wenn man im Alter stets einen kleineren oder größeren Betrag aus dem Fondsvermögen nutzen will, meint auch Fondsexperte Arning: "Für einen klassischen Ruheständler, der einen gewissen Entnahmebedarf hat, da kann es Sinn machen, auch die Portfoliostruktur Richtung Ausschüttung zu legen, damit er diesen Bedarf bedienen kann."

Kritischer sieht Ali Masarwah die ausschüttenden Fondsprodukte vor allem dann, wenn sogenannte "Dividendenfonds" mit hohen Ausschüttungen Kundengelder anwerben: "Dividendenstarke Unternehmen liefern typischerweise nicht das starke Kapitalwachstum wie der durchschnittliche Markt", so Masarwah. Die hohen Ausschüttungen verschleierten damit die eigentlich schlechtere Wertentwicklung der Produkte.

Auszahlplan statt Ausschüttung

Die Alternative zur Fondsausschüttung für Sparer, die regelmäßig Kapital aus einem Fonds abziehen wollen, ist laut Masarwah ein Auszahlplan. "Es ist im Grunde egal, ob man einen Fonds hat, der ausschüttet oder ob man einen Auszahlplan nutzt, der auf einen Fonds gelegt wird."

Bei einem solchen Auszahlplan werden regelmäßig Anteile am Fonds verkauft, und der Erlös wird an den Anleger überwiesen. Damit relativiert sich auch dieser Vorteil der ausschüttenden Fondsvariante. Allerdings sollten Sparerinnen und Sparer darauf achten, ob Auszahlpläne bei ihrem Depotanbieter in der gewünschten Form möglich sind und möglichst kostenlos genutzt werden können.