E-Autos China droht bei Strafzöllen mit Gegenmaßnahmen
China ist verärgert über die Ankündigung der Europäischen Union, chinesische E-Autos mit Strafzöllen zu belegen. Es gebe keine Wettbewerbsverzerrungen durch Subventionen, heißt es aus Peking.
Chinas Handelsministerium hat die Ankündigung der EU von Strafzöllen auf chinesische E-Autos scharf kritisiert und Gegenmaßnahmen angedeutet. In einer Mitteilung heißt es, die Staats- und Parteiführung werde den weiteren Prozess der europäischen Seite aufmerksam verfolgen und entschlossen alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Rechte und Interessen chinesischer Firmen zu schützen.
Bereits im Vorfeld hatte das Außenministerium in Peking mehrfach mit Gegenmaßnahmen gedroht. Ohne konkret zu werden. Außenamtssprecher Lin Jian warf der EU Protektionismus vor. Die Zölle würden den Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und der EU, den Lieferketten und letztlich auch den Interessen Europas selbst schaden.
EU sieht unfaire Förderung chinesischer Hersteller
Die EU-Kommission in Brüssel wirft China vor, seinen Autoherstellern übermäßige Subventionen zu zahlen und den europäischen Markt mit billigen E-Autos zu fluten. Analysten warnen seit Jahren, dass China durch die gezielte Förderung mehrerer Industrien große Überkapazitäten schafft, die zu immer günstigeren Preisen führen.
Um den europäischen Markt zu schützen, verkündete die EU-Kommission hohe vorläufige Strafzölle auf E-Autos aus China. Je nach Hersteller sind diese unterschiedlich. Geplant ist für BYD ein Zollsatz von 17,4 Prozent, für Geely 20 Prozent und für den staatlichen chinesischen Volkswagen-Partnerkonzern SAIC 38,1 Prozent.
USA haben Zölle bereits vervierfacht
Der in Shanghai ansässige amerikanische Autoexperte Bill Russo erklärt, die Herangehensweise der EU sei maßvoller als das, was die USA getan hätten. "Washington hat im Grunde genommen eine riesige Mauer errichtet und den chinesischen Unternehmen gesagt, wir wollen euch nicht hier haben." Mitte Mai hatten die USA die Zölle auf importierte chinesische E-Autos auf 100 Prozent vervierfacht.
Die Ankündigung der EU kann dagegen zunächst als Warnung verstanden werden, denn ob die Zölle tatsächlich fällig werden, hängt der EU-Kommission zufolge davon ab, ob mit China eine andere Lösung gefunden werden kann.
Demonstrative Gelassenheit bei chinesischen Experten
Zeng Zhilin, ein chinesischer Autoexperte in Shanghai meint, die Zölle dürften auf chinesische Anbieter wie BYD keinen großen Effekt haben. Die Hersteller verkaufen ihre Autos in Europa teils doppelt so teuer wie auf dem chinesischen Heimatmarkt. Bereits eine Studie des Recherche-Instituts Rhodium kam im Vorfeld zu dem Schluss, dass selbst mit einem Zollsatz von 30 Prozent viele chinesische E-Modelle immer noch einen hohen Gewinn in der EU erzielen könnten.
Deutsche Hersteller gegen Strafzölle
Die deutschen Autohersteller hatten sich aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen Chinas gegen die Zölle ausgesprochen. Sie sind stark abhängig vom chinesischen Automarkt. Maximilian Butek von der Deutschen Auslandshandelskammer in China warnt vor einem Handelskrieg. Es herrsche jetzt eine gewisse Nervosität, welche Gegenmaßnahme die chinesische Seite ergreifen könnte.
"Wir ermutigen alle Beteiligten, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht mit Zöllen zu überbieten. Das wäre ein Spiel ohne Gewinner." Butek ist überzeugt, dass man dem Wettbewerb aus China am besten begegne, indem der Standort Europa an seiner Wettbewerbsfähigkeit arbeite und noch bessere Produkte auf den Markt bringe.