Krise im Sudan Regierungschef Hamdok tritt zurück
Im Krisenstaat Sudan ist Ministerpräsident Hamdok überraschend zurückgetreten. Zuvor hatte es - wie schon seit Wochen - wieder Tote bei Protesten gegen die Militärregierung gegeben.
Der sudanesische Regierungschef Abdullah Hamdok, das zivile Gesicht der Übergangsregierung in dem nordostafrikanischen Land, hat angesichts der anhaltenden politischen Krise seinen Rücktritt erklärt. "Ich habe beschlossen, meinen Rücktritt bekanntzugeben und Platz für andere zu machen", sagte Hamdok am späten Abend im Staatsfernsehen. Er habe sein Versprechen, eine politische Katastrophe zu verhindern, nicht einhalten können, sagte er zur Erklärung.
Nun habe der Sudan angesichts seiner politischen Spaltung aber einen "gefährlichen Wendepunkt überschritten, der sein Überleben bedroht". Die politischen Kräfte im Land seien zerstritten, sagte Hamdok in seiner Rede an die Nation. Das Ringen um einen Konsens zwischen den am politischen Übergang beteiligten militärischen und zivilen Kräften sei erfolglos geblieben.
Er rief zur Vereinbarung einer "nationalen Charta" und eines neuen Plans auf, mit dem der Übergang zur Demokratie vollendet werden solle.
Wieder Tote bei Protesten
Am Sonntag waren bei erneuten Protesten gegen die Militärregierung nach Angaben von Ärzten drei Menschen getötet worden. In der Hauptstadt Khartum starb nach Angaben des prodemokratischen Ärztekomitees ein Demonstrant nach einem schweren Schlag gegen den Kopf. In der Zwillingsstadt Omdurman wurde ein Kundgebungsteilnehmer tödlich von einem Schuss in die Brust getroffen. Auch in den Städten Port Sudan und Njala in der Region Darfur demonstrierten Tausende.
Sudanesische Sicherheitskräfte lösten gewaltsam die Protestkundgebungen gegen die Militärregierung auf. Die Demonstrationen fanden trotz erhöhter Sicherheitsmaßnahmen statt, bei denen Brücken und Straßen in Khartum und Omdurman gesperrt und Internetverbindungen blockiert wurden, berichtete die Gruppe NetBlocs.
Schon vor wenigen Tagen war es im Sudan wie auch in den Wochen zuvor wieder zu blutigen Demonstrationen gegen die Übergangsregierung gekommen. Die Protestierenden forderten eine Machtübergabe des Militärs an eine zivile Regierung. Die Demonstranten warfen Hamdok Verrat vor.
Menschenrechtsverstöße und Korruption
Am 25. Oktober hatte das Militär in dem Land mit 44 Millionen Einwohnern die Macht übernommen und Regierungschef Hamdok entmachtet. Seitdem sind nach Angaben des Ärztekomitees bei Demonstrationen 56 Menschen getötet worden.
Nach Druck aus dem In- und Ausland wurde Hamdok am 21. November wieder eingesetzt. Laut einer Vereinbarung Hamdoks mit dem Militärmachthaber General Abdel Fattah al-Burhan durfte Hamdok ein Kabinett mit zivilen Vertretern bilden.
Al-Burhan stand jedoch als Anführer des Souveränen Rats gemeinsam mit Hamdok an der Spitze der neuen Übergangsregierung. Dem Souveränen Rat gehören auch Vertreter des Militärs an, denen schwere Menschenrechtsverstöße und Korruption vorgeworfen werden.