Kämpfe im Sudan Kommt eine Feuerpause?
Die Konfliktparteien im Sudan sind offenbar zu einer 24-stündigen Waffenruhe bereit, Medien berichten bereits über eine Verständigung. Von Seiten der sudanesischen Armee gibt es jedoch auch Widerspruch.
Im Kampf um die Macht im Sudan sind das Militär und paramilitärische Kräfte offenbar zu einer Feuerpause bereit. Arabischen Medienberichten zufolge stimmte die sudanesische Armee einer Waffenruhe mit den rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) zu. Die 24-stündige Feuerpause solle am Dienstagabend beginnen, berichteten die Satellitensender Al Arabija und Al Dschasira unter Berufung auf einen Offizier.
Dem US-Fernsehsender CNN hatte der Oberbefehlshaber der sudanesischen Streitkräfte, Abdel Fattah al-Burhan, gesagt, er sei offen für einen Waffenstillstandsvorschlag der internationalen Gemeinschaft. Eine offizielle Zustimmung von Burhan blieb jedoch aus. Die RSF-Streitkräfte hatten sich ebenfalls für eine Feuerpause ausgesprochen.
Armeesprecher: Wissen nichts von Verständigung
Von den sudanesischen Streitkräften gab es allerdings auch Widerspruch. Ein Sprecher teilte auf der Facebook-Seite der Armee mit, nichts von einer "Verständigung mit Vermittlern und der internationalen Gemeinschaft" über einen Waffenstillstand zu wissen. Er warf der RSF vor, die Waffenruhe als Vorwand zu nutzen, um "die vernichtende Niederlage vertuschen, die sie innerhalb weniger Stunden erleiden werden".
Mehrere im Vorfeld vereinbarte Waffenruhen waren laut Angaben des UN-Sonderbeauftragen im Sudan, Volker Perthes, immer wieder gescheitert.
Etwa 270 Tote innerhalb weniger Tage
Seit Samstag kämpfen im Sudan die zwei mächtigsten Generäle des Landes und ihre Einheiten um die Vorherrschaft. Die beiden Männer hatten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021 geführt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wurden durch die aktuellen Gefechte 270 Menschen, Zivilisten wie Kämpfer, getötet und 2600 Personen verletzt.
Nach Angaben von Amnesty International richtete der Einsatz schwerer Waffen, darunter Artillerie, Panzer und Düsenflugzeugen, in dicht besiedelten Gebieten der Hauptstadt Khartum große Zerstörungen an. Zivilisten seien mitten im Gefechtsgebiet gefangen, so Amnesty. Wer in dem Machtkampf der rivalisierenden Lager die Oberhand hat, bleibt angesichts der unübersichtlichen Lage und der widersprüchlichen Angaben beider Konfliktparteien unklar. Bewohner der Hauptstadt berichteten von anhaltenden Schüssen und Explosionen.
Forderung nach humanitären Korridoren
Der Sudan-Chef der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Farid Abdulkadir, forderte humanitäre Korridore für festsitzende Verletzte und Zivilisten. Tausende Menschen haben laut den Vereinten Nationen kein Essen oder Zugang zu medizinischer Versorgung. Mindestens zwölf Krankenhäuser mussten im Großraum der Hauptstadt aufgrund von Beschädigungen durch die Kämpfe nach Angaben des Medizinerverbands Doctors' Syndicate schließen, berichtete die Nachrichtenagentur AP.
Im Bundesstaat Nord-Darfur hätten laut Ärzte ohne Grenzen alle Krankenhäuser wegen der Kämpfe schließen müssen. Auch Njala, die Hauptstadt des angrenzenden Bundesstaates Süd-Darfur, ist schwer von den Kampfhandlungen im Westen des Landes betroffen. Die Region Darfur treffen die schweren Auseinandersetzungen besonders hart. Seit Jahrzehnten wird die Region von Kämpfen zwischen verschiedenen Volksgruppen und Milizen und der sudanesischen Regierung erschüttert.
Bundeswehr bereitet Option für Evakuierung vor
Die Bundeswehr teilte indes mit, Unterstützung für das Auswärtige Amt im Falle einer militärisch abgesicherten Evakuierung deutscher Staatsbürger vorzubereiten. "Die Bundeswehr verfügt über spezialisierte Kräfte, die sich fortlaufend auf das Szenario einer Evakuierungsoperation vorbereiten und dafür permanent abrufbereit gehalten werden", sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Nachrichtenagentur dpa.
Ob es Pläne für die insgesamt 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vereinten Nation im Sudan gibt, darunter 800 Ausländer, wollte eine UN-Sprecherin in Genf nicht kommentieren. Die Absicht sei auf jeden Fall, vor Ort zu bleiben, und das humanitäre Mandat der UN zu erfüllen. Voraussetzung für diese Evakuierungsaktionen wäre ohnehin eine Waffenpause.