Sudan Neuer Versuch für Waffenruhe
Im Sudan gingen die Kämpfe zuletzt weiter, obwohl die RSF-Miliz eine Waffenruhe zugesagt hatte. Nun hat sich auch die Armee zu einer dreitägigen Feuerpause bereit erklärt. Zuvor waren mehrere Anläufe gescheitert.
Die sudanesischen Streitkräfte haben ihre Zustimmung zu einem dreitägigen Waffenstillstand bekanntgegeben. Die Feuerpause solle noch am Freitag in Kraft treten, damit die Bürger die Feiertage zum Ende des Ramadans begehen könnten, erklärte die Armee in einer Facebook-Mitteilung.
"Die Streitkräfte hoffen, dass die Rebellen alle Bedingungen der Waffenruhe einhalten und keine militärischen Aktionen unternehmen werden, die die Waffenruhe behindern könnten", hieß es weiter. Eine genaue Uhrzeit für den Beginn einer möglichen Feuerpause nannte das Militär nicht.
Eine Bestätigung durch die rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) blieb zunächst aus. Die Miliz hatte aber schon zuvor einem Waffenstillstand ab Freitagmorgen zugestimmt. Diese habe am muslimischen Feiertag Eid al-Fitr humanitäre Korridore für die Evakuierung der Bürger öffnen sollen, hatte die RSF bei Twitter geschrieben. Sudanesen sollten demnach die Möglichkeit haben, an dem für Muslime wichtigen Tag ihre Familien zu besuchen.
Luftangriffe und Raketenbeschuss
Medien- und Augenzeugenberichten zufolge war es jedoch im Laufe des Tages in der Hauptstadt Khartum erneut zu schweren Luftangriffen und Raketenbeschuss gekommen. Die Luftwaffe der sudanesischen Armee habe Ziele im Zentrum und Norden der Stadt sowie in der angrenzenden Stadt Omdurman beschossen. Die Angriffe erfolgten erneut in unmittelbarer Nähe von dicht besiedelten Wohngebieten. Bereits in der Nacht zum Freitag hatten Einwohner der Stadt von einer Intensivierung der Gefechte berichtet
Beide Seiten hatten sich in den vergangenen Tagen mehrmals auf einen Waffenstillstand geeinigt, diesen bislang jedoch immer wieder gebrochen. Viele Sudanesen sitzen seit Tagen in ihren Häusern, aber auch Schulen und anderen Einrichtungen fest. Tausende Menschen haben nach Angaben der UN kein Essen oder Zugang zu medizinischer Versorgung. Eine Feuerpause ist eine entscheidende Voraussetzung für mögliche Evakuierungsmissionen von ausländischen Staatsbürgern im Sudan.
General bekennt sich zum Ziel einer Zivilregierung
In einer Videobotschaft versicherte Armeechef Abdel Fattah Burhan, er stehe zur Übergabe der Macht an eine Zivilregierung. Das Militär sei zuversichtlich, "dieses Martyrium mit unserem Training, unserer Weisheit und Stärke überwinden und die Sicherheit und Einheit des Staates bewahren" zu können, sagte er in der Mitteilung anlässlich des Zuckerfests zum Ende des Fastenmonats Ramadan. Dies werde es den Streitkräften erlauben, "mit dem sicheren Übergang zur zivilen Herrschaft betraut zu werden".
Mit der Botschaft zeigte sich der General erstmals seit Aufflammen der Kämpfe gegen die von seinem Rivalen Mohammed Hamdan Dagalo geführten RSF. Wann oder wo das Video aufgenommen wurde, war jedoch unklar.
Burhan und Dagalo hatten vor 18 Monaten gemeinsam gegen prodemokratische Kräfte geputscht, sind jedoch darüber zerstritten, wie die RSF in die Streitkräfte integriert werden sollen. Auch Dagalo hat sich in dem Machtkampf als Verteidiger der Demokratie präsentiert. Burhan und Dagalo haben zwar wiederholt versprochen, das Land zu einer zivilen Regierung zu führen. Doch haben beide bislang keine Abkommen unterschrieben, die einen Machtverlust ihrer Truppen und einen Weg hin zu demokratischen Wahlen vorsehen würden.
Kämpfe seit einer Woche
Seit Samstag vergangener Woche gibt es heftige Kämpfe zwischen beiden Seiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kamen dadurch seit dem vergangenen Wochenende mindestens 413 Menschen ums Leben, mehr als 3500 wurden verletzt. Dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF zufolge starben auch neun Kinder.
WHO-Sprecherin Margaret Harris sagte zudem, es habe elf bestätigte Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen gegeben. Insgesamt hätten 20 Krankenhäuser, Kliniken und sonstige Gesundheitseinrichtungen ihren Betrieb einstellen müssen. Die WHO verlange uneingeschränkten Zugang für medizinische Helfer.
Bundeswehr bereitet Evakuierung vor
Die Bundeswehr trifft unterdessen Vorbereitungen für einen neuen Anlauf zur Evakuierung deutscher Staatsbürger. "Die Bundeswehr bereitet Möglichkeiten zur Rückführung deutscher Staatsbürger und weiterer zu schützender Personen aus dem Sudan vor", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums laut Nachrichtenagentur dpa. "Dabei steht der Schutz unserer Staatsbürger im Sudan im Vordergrund", sagte er. Details zu Umfang, Personal und Material möglicher Evakuierungskräfte der Bundeswehr nannte er nicht.
Am Mittwoch war der Versuch einer diplomatischen Evakuierung mit Maschinen der Luftwaffe, aber ohne größeren Einsatz von Soldaten abgebrochen worden, weil die Sicherheitslage in Khartum zu gefährlich für einen solchen Einsatz war. Es geht nach aktuellem Stand um die Rettung einer niedrigen dreistelligen Zahl deutscher Staatsbürger, die aber größer als 150 sei, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte.