Sudan Waffenruhe wird offenbar nicht eingehalten
Die zum Ende des Ramadans angekündigte Waffenruhe im Sudan wird anscheinend nicht eingehalten. Das Bundesverteidigungsministerium trifft Vorbereitungen für einen neuen Versuch, deutsche Staatsbürger aus dem afrikanischen Land zu evakuieren.
Auch eine Woche nach Ausbruch der Kämpfe zwischen den rivalisierenden Militärblöcken im Sudan ist keine Lösung für den Konflikt in Sicht. Trotz der Feierlichkeiten zum Ende des Ramadans ließen die Konfliktparteien auch am Freitag ihre Waffen nicht ruhen. Dabei hatten beide Seiten beteuert, eine Waffenruhe respektieren zu wollen. Augenzeugen berichteten laut der Nachrichtenagentur dpa von Explosionen und Schüssen in der Hauptstadt Khartum.
Das amerikanische Außenministerium bestätigte den Tod eines US-Bürgers im Sudan. Aufgrund der angespannten Lage in dem Staat im Nordosten Afrikas hatte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am späten Freitagnachmittag auf einer Pressekonferenz auf der US-Airbase Ramstein bereits erklärt, dass man sich auf verschiedene Optionen zur Evakuierung vorbereite: "Wir haben einige Truppen in das Land entsandt, um sicherzustellen, dass wir so viele Optionen wie möglich haben, falls wir zum Handeln aufgefordert werden." Es gebe aber noch keine Entscheidung über eine mögliche Evakuierung von US-Diplomaten.
Verteidigungsministerium will neuen Evakuierungsversuch starten
Die Bundesregierung berät über Evakuierungsoptionen für deutsche Staatsbürger. "Die Lage ist absolut dramatisch und absolut unübersichtlich", sagte Außenministerin Annalena Baerbock nach einer Sitzung des Krisenstabes im Auswärtigen Amt. Die Zahl der Deutschen, die sich für eine gewünschte Evakuierung meldeten, wachse täglich und bewege sich derzeit in einem "unteren dreistelligen Bereich".
Das Problem seien mittlerweile auch die Stromausfälle, so dass die zu Evakuierenden etwa ihre Handys nicht mehr aufladen und deshalb möglicherweise bald nicht mehr auf diesem Wege informiert werden könnten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Man sei mit etlichen Regierungen in Kontakt.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, die Bundeswehr treffe Vorbereitungen für einen neuen Anlauf zur Evakuierung deutscher Staatsbürger. Details zu Umfang, Personal und Material möglicher Evakuierungskräfte der Bundeswehr wurden nicht genannt. Am Mittwoch war der Versuch einer diplomatischen Evakuierung mit Maschinen der Luftwaffe, aber ohne größeren Einsatz von Soldaten, abgebrochen worden.
Roter Halbmond berichtet von Plünderungen
Zwei spanische Flugzeuge sollen Medienberichten zufolge Europäer und Lateinamerikaner aus dem Krisenland evakuieren. Einer der beiden Militärtransporter von Typ A400M sei bereits in Dschibuti am Horn von Afrika gelandet, berichteten spanische Medien. Eine dritte Maschine desselben Typs sei in Spanien in Bereitschaft. Jedes der Militärflugzeuge könne mehr als 100 Menschen transportieren. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Dschibuti liegt knapp 1200 Kilometer südöstlich von Khartum.
Der sudanesische Rote Halbmond berichtet von Plünderung seiner Lagerhäuser in der Hauptstadt Khartum. Bewaffnete Angreifer hätten acht Geländewagen und einen Lastwagen gestohlen, teilte die Hilfsorganisation mit. Da die Fahrzeuge mit dem Emblem des Roten Halbmonds markiert seien, könnten sie für "kriminelle oder kommerzielle" Aktivitäten zweckentfremdet werden, hieß es.
Bisher mehr als 410 Tote
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verloren seit Beginn der Kämpfe mindestens 413 Menschen ihr Leben, mehr als 3500 wurden verletzt. Augenzeugen berichteten auf Twitter auch am Freitagabend von Explosionen und Schüssen in der Hauptstadt Khartum.
Im seit Jahren politisch instabilen Land im Nordosten Afrikas kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der Oberbefehlshaber der Armee ist, mit seinen Truppen gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen Rapid Support Forces (RSF), und dessen Einheiten um die Vorherrschaft. Die beiden Männer führten das gold- und ölreiche Land mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup 2019 und einem weiteren 2021.