Konflikt im Sudan Neue Kämpfe - und Gespräche über eine Feuerpause
Auch zum Ende des Fastenmonats Ramadan kommt der Sudan nicht zur Ruhe. In der Hauptstadt Karthum wird weiter gekämpft. Doch es gibt auch neue Gespräche über eine Feuerpause. Die USA bestätigten unterdessen den Tod eines Amerikaners.
Die sudanesische Hauptstadt Khartum ist am Freitagmorgen erneut durch Bombenangriffe und Artilleriebeschuss erschüttert worden. "Die Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften und der Paramilitärgruppe RSF halten an. Gebäude, Einrichtungen und öffentliches Eigentum werden weiterhin zerstört", erklärte ein sudanesisches Ärztekomitee.
Bei dem gewaltsamen Machtkampf zwischen Sudans Machthaber, General Abdel Fattah al-Burhan, und dem einst mit ihm verbündeten Chef der RSF-Miliz, General Mohamed Hamdan Daglo, sind bisher mindestens 330 Menschen getötet worden. 3200 wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verletzt. Tausende Zivilisten versuchten gestern erneut aus Khartum zu flüchten.
Erneut Waffenruhe im Gespräch
Eine Koalition ziviler Organisationen teilte in den sozialen Medien mit, sie habe den rivalisierenden Gruppen eine dreitägige Waffenruhe vorgeschlagen. Der Vorschlag sei von beiden Seiten positiv aufgenommen worden. Die RSF teilte mit, sie wäre mit einer 72 Stunden dauernden Feuerpause einverstanden. Von Seiten des Militärs gab es noch keine Stellungnahme.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte bereits am Donnerstag zu einem dreitägigen Waffenstillstand aufgerufen, damit sich die Zivilbevölkerung in Sicherheit bringen könne. Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprachen sich für eine Feuerpause aus. Doch bislang waren alle Bemühungen um eine Waffenruhe gescheitert.
US-Regierung bestätigt Tod eines Amerikaners
Unterdessen bestätigte die US-Regierung den Tod eines amerikanischen Staatsbürgers im Sudan. Man stehe in Kontakt mit der Familie. Weitere Details nannte das Ministerium nicht. Offen blieben die Identität der Person und wie diese gestorben ist.
Washington kündigte zudem an, dass sich das US-Militär auf die Evakuierung von Beschäftigten der Botschaft vorbereite. Dazu seien zusätzliche Einheiten in Nachbarländer verlegt worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Pläne sollten eine "mögliche Ausreise des Botschaftspersonals sichern oder gegebenenfalls ermöglichen". Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.
Bundesregierung arbeitet weiter an Evakuierung
Die deutsche Außenministerin hatte am Abend erklärt, die Bundesregierung tue alles in ihrer Macht stehende, um den deutschen Staatsangehörigen im Sudan zu helfen. Einen ersten Versuch, Bundesbürger außer Landes zu bringen, hatte die Bundeswehr am Mittwoch aus Sicherheitsgründen abbrechen müssen. Ein Plan für den Einsatz der Luftwaffe dazu wurde wegen der unsicheren Lage in der umkämpften Hauptstadt Khartum gestoppt.
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johann Wadephul, kritisierte derweil die Informationspolitik der Bundesregierung zu einem möglichen Evakuierungseinsatz im Sudan. Die Bundeswehr habe bewiesen, dass sie solch schwierige Einsätze durchführen könne, sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Es ist aber wichtig, dass die Bundesregierung in einer solch kritischen Phase den engen Austausch mit dem Parlament sucht, auch zu Fragen einer etwaigen Mandatierung. Die bisherige Informationspolitik ist inakzeptabel."
Aus Verbündeten wurden Feinde
Die Kämpfe im Sudan sind das Ergebnis eines tiefen Risses zwischen der Armee und der paramilitärischen RSF, die 2013 von dem - später von Armee und RSF gemeinsam gestürzten - Langzeit-Herrscher Omar al-Baschir gegründet worden war.
Armeechef al-Burhan und RSF-Anführer Daglo waren seit der Machtübernahme 2019 Verbündete, trotz mancher Spannungen. Im Oktober 2021 führten beide auch den Militärputsch gegen die zivile Regierung an, wodurch der international unterstützte Übergang zur Demokratie gestoppt wurde.
Daglo, genannt Hemeti, nennt den Putsch inzwischen einen Fehler, während al-Burhan weiter daran festhält. Am Samstag brachen dann heftige Kämpfe zwischen den einstigen Verbündeten aus. Seitdem sitzen nun zahlreiche Einwohner der Hauptstadt Khartum nach Angaben der Vereinten Nationen in ihren Häusern fest, viele von ihnen ohne Strom oder fließendes Wasser. Nahrungsmittel, Benzin und Medikamente gingen bereits aus.
Nur wenige Läden hatten laut einer Reporterin der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag geöffnet, die Märkte der Stadt waren geschlossen. Zudem sei die Gesundheitsversorgung so gut wie zusammengebrochen, teilte das sudanesische Ärztekomitee mit. Augenzeugenberichten zufolge lagen Leichen auf den Straßen der Hauptstadt. Die Welthungerhilfe warnte vor "einer humanitären Tragödie". Das Welternährungsprogramm (WFP) erklärte, dass Millionen weitere Sudanesen durch den aktuellen Konflikt in Not geraten könnten.