Bemühungen um Waffenruhe UN befürchten weitere Kämpfe
Die Vereinten Nationen versuchen, im Konflikt im Sudan zu vermitteln. Generalsekretär Guterres sprach mit den verfeindeten Generälen. Der UN-Sondergesandte Perthes rechnet aber nicht mit schnellen Verhandlungen.
Sichtlich niedergeschlagen schaltete sich der UN-Sondergesandte Volker Perthes per Video aus der umkämpften sudanesischen Hauptstadt Khartum in die UN-Zentrale. Es gebe unablässig heftige Gefechte zwischen der sudanesischen Armee und paramilitärischen Kräften - auf den meisten Brücken, um den internationalen Flughafen und das Armeehauptquartier.
Es sei unklar, wer die Oberhand habe, so Perthes. "Um ehrlich zu sein, macht derzeit keine der beiden Seiten den Eindruck, dass sie eine Vermittlung für einen Frieden wünschten. Sie rufen ihre Rivalen vielmehr auf, sich zu ergeben", betonte er.
Nur kurze, brüchige Feuerpausen
Internationale Organisationen und Zivilisten würden bei den Gefechten zwischen der Armee und den Kämpfern der "Rapid Support Forces" (RSF) nicht geschützt. Die Lage sei unübersichtlich. Niemand verlasse freiwillig sein Haus, sagte der deutsche UN-Sondergesandte.
Seit Beginn der Kämpfe am Wochenende sei sein oberstes Ziel gewesen, täglich humanitäre Waffenpausen durchzusetzen, damit die Zivilbevölkerung durchatmen und sich mit dem Nötigsten versorgen könne. Beide Konfliktparteien hätten diese dreistündigen Pausen zugesagt - auch wenn sie nie ganz eingehalten würden. Perthes sagte weiter: "Wenn diese Pausen funktionieren, können wir von da weitersehen und vielleicht eine strukturiertere Waffenpause ansteuern. Es gibt politische Kräfte, die das unterstützen würden."
Humanitäre Hilfe ausgesetzt
Zuvor hatte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sich besorgt gezeigt. Dass die Kämpfe wiederaufgeflammt seien, verschärfe nicht nur eine bereits fragile Situation, sondern sie zwinge die UN und ihre humanitären Partner dazu, viele ihrer 250 Programme im Sudan vorübergehend einzustellen.
Auch in der Region Darfur werde gekämpft. Perthes erklärte, er habe die Aufklärung des Todes von drei Helfern des UN-Welternährungsprogramms bei der Regierung angemahnt. "Wir appellieren an die Behörden in diesem Land, diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die für diese Verbrechen an den drei Helfern verantwortlich sind."
"Fürchterlicher Verlust vieler Leben"
Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte den Ausbruch der Kämpfe aufs Schärfste. Er appellierte an die sudanesische Armee und die rivalisierenden Milizen der "Rapid Support Forces", ihre Feindseligkeiten beizulegen. "Die Situation hat bereits zu einem fürchterlichen Verlust vieler Leben geführt, unter den Opfern viele Zivilisten. Jede weitere Eskalation könnte verheerend für das Land und die ganze Region sein", so Guterres. Er dränge jeden, der Einfluss habe, ihn zu nutzen, um Frieden herbeizuführen.
Guterres kritisierte die Tötung und Verletzung von Zivilisten und humanitären Helfern sowie Plünderungen. "Ich ermahne alle Parteien, internationales Recht zu respektieren und die Sicherheit aller Helfer der Vereinten Nationen und anderer Gruppen."
Der Botschafter der EU ist in seiner Residenz in Khartum angegriffen worden. Das schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bei Twitter. Die sudanesischen Behörden seien dafür verantwortlich, die Sicherheit der diplomatischen Einrichtungen und ihres Personal zu garantieren, fügte er hinzu. Borrell machte keine Angaben dazu, ob der aus Irland stammende Botschafter Aidan O'Hara verletzt wurde.
EU-Sprecherin Nabila Massrali sagte der Nachrichtenagentur AFP zu O'Haras Zustand nach dem Angriff, er sei "okay". "Die EU-Delegation wurde nicht evakuiert." Es würden aber zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen geprüft.
UN-Sitzung hinter verschlossenen Türen
Guterres erklärte, er habe mit den beiden verfeindeten Militärführern im Sudan gesprochen. Er habe auch Kontakt zur Afrikanischen Union und Arabischen Liga. Einzelheiten nannte der UN-Generalsekretär aber nicht.
Die Sitzung des Sicherheitsrats selbst hatte hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Die drei afrikanischen Mitglieder des mächtigsten UN-Gremiums, Ghana, Gabun und Mosambik, forderten hinterher in einer gemeinsamen Erklärung eine "sofortige Waffenruhe".