Treffen in Saudi-Arabien Verhandlungen über Waffenruhe im Sudan
Immer wieder wird die Waffenruhe im Sudan seit Beginn der schweren Kämpfe im April gebrochen. Nun wollen die Konfliktparteien in Saudi-Arabien direkt miteinander verhandeln - mit Unterstützung von internationalen Vertretern.
Drei Wochen nach dem Beginn der Kämpfe im Sudan sind die Konfliktparteien das erste Mal zu direkten Gespräche in Saudi-Arabien zusammengekommen. Wie Riad mitteilte, trafen Unterhändler beider Parteien am Samstag in Dschiddah ein: "Vertreter der sudanesischen Streitkräfte und der RSF" seien vor Ort, hieß es.
Die USA und Saudi-Arabien begrüßten den "Beginn von Vorgesprächen" in Dschiddah zwischen Vertretern des Militärmachthabers Abdel Fattah al-Burhan und der RSF-Miliz unter Befehlshaber Mohamed Hamdan Dagalo. Diese sollten die Interessen des Sudan und seiner Bevölkerung berücksichtigen und sich "aktiv einbringen", um eine "Waffenruhe und ein Ende des Konflikts" herbeizuführen.
Dem sudanesischen Volk müsse durch einen Waffenstillstand Leid erspart werden. Zudem müsse die Verfügbarkeit humanitärer Hilfe für die betroffenen Gebiete gewährleistet werden, heißt es in der Erklärung. Zu dem Treffen wird auch der Nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Jake Sullivan, erwartet.
Waffenruhen wiederholt gebrochen
Die sudanesische Armee und die RSF-Miliz erklärten, die Gesandten würden sich in Dschiddah treffen, um "die Einzelheiten der Waffenruhe zu besprechen", die mehrmals verlängert, aber nie eingehalten worden sei. Außerdem stehen den Konfliktparteien zufolge humanitäre Korridore in die Hauptstadt Khartum und ins benachbarte Omdurman auf der Tagesordnung. Beide Städte stehen im Zentrum der Kämpfe. Auch um den Schutz ziviler Infrastruktur werde es gehen.
Nach Angaben eines saudi-arabischen Diplomaten werden an den Gesprächen in Dschiddah neben dem US-Sicherheitsberater Sullivan zudem Vertreter Großbritanniens, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate teilnehmen.
Der UN-Gesandte für den Sudan, Volker Perthes, hatte vor Tagen erklärt, beide Kriegsparteien seien bereit, Gespräche über einen Waffenstillstand zu führen. Er nannte Saudi-Arabien als möglichen Ort für die Verhandlungen.
Mehr als 500 Tote - darunter viele Kinder
Seit Beginn der Kämpfe Mitte April wurden bereits wiederholt Waffenruhen ausgehandelt, die jedoch immer wieder von beiden Seiten gebrochen wurden. Bei den Kämpfen kamen nach offiziellen Angaben mehr als 500 Menschen ums Leben. Wegen der unübersichtlichen Lage gehen Experten aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher liegen dürfte. Mehr als 100.000 Menschen sind bereits geflohen.
Medien- und Augenzeugenberichten zufolge gab es am Samstag erneut heftige Explosionen im Zentrum der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Auch in Omdurman fielen demnach Schüsse. Die UN-Kinderschutzorganisation UNICEF warnte vor den tödlichen Folgen der anhaltenden Kämpfe für Kinder. Bereits 190 Kinder seien in den ersten elf Tagen des Konflikts getötet und 1700 verletzt worden, teilte UNICEF-Sprecher James Elder unter Berufung auf eine Partnerorganisation mit.
Die seit Beginn der Kampfhandlungen am 15. April erhobenen Zahlen stammten laut Elder von Gesundheitseinrichtungen in Khartum und Darfur. Sie schließen somit nur die Kinder ein, die es überhaupt in diesen Gegenden in die Zentren geschafft haben, wie Elder sagte. "Die Realität sieht sehr wahrscheinlich noch viel schlimmer aus."
Sondersitzung des Menschenrechtsrats
Der Menschenrechtsrat der UN setzte auf Antrag von Großbritannien, Norwegen, der Vereinigten Staaten und Deutschland für den 11. Mai eine Sondersitzung zur Situation im Sudan an.
Nach UN-Angaben vom Freitag könnten bei einem anhaltenden Konflikt zusätzliche zwei bis zweieinhalb Millionen Menschen im Sudan ihre Ernährung in den kommenden drei bis sechs Monaten nicht mehr sicherstellen. Damit wären im gesamten Land rund 19 Millionen Menschen akut hunger- und mangelernährungsgefährdet.