Krise im Sudan Waisenhaus in Khartum evakuiert
In der umkämpften sudanesischen Hauptstadt Khartum ist ein Waisenhaus evakuiert worden. Etwa 300 Kinder wurden laut UNICEF in Sicherheit gebracht. In dem Waisenhaus sollen mehr als 70 Kinder gestorben sein.
Aus einem Waisenhaus in Sudans umkämpfter Hauptstadt Khartum sind nach Angaben des Hilfswerks UNICEF 297 Kinder an einen sicheren Ort in dem nordostafrikanischen Land gebracht worden. Die Evakuierung sei ein Lichtblick inmitten des anhaltenden Konflikts im Sudan, erklärte Mandeep O'Brien, die Repräsentantin des Kinderhilfswerks im Sudan.
Die Kinder befinden sich demnach in der Obhut der Ministerien für Soziale Wohlfahrt und Gesundheit. UNICEF habe die Evakuierung unterstützt. Im gesamten Sudan mit einer Gesamtbevölkerung von knapp 44 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sind laut dem Kinderhilfswerk mehr als 13,6 Millionen Kinder dringend auf lebensrettende humanitäre Hilfe angewiesen.
Kinder in neue Einrichtung gebracht
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes, das die Evakuierung unterstützte, berichtete auf Twitter, dass 70 Betreuer mit den Kindern in die neue Einrichtung gebracht worden seien. Die Kinder hätten in den vergangenen Monaten "unglaublich schwierige Momente" erlebt.
Aktivist: Mehr als 70 Kinder gestorben
Der Aktivist Nasim Sirag, der die lokale Wohltätigkeitsorganisation Hadrien leitet, sagte der Nachrichtenagentur AP, dass die Waisen am späten Dienstag in eine neu gegründete Einrichtung in Madani, etwa 135 Kilometer südöstlich von Khartum, gebracht worden seien.
Seit Beginn des Krieges im Sudan am 15. April sind seinen Angaben zufolge mindestens 71 Kinder im Al-Maykoma-Waisenhaus gestorben. Sirags Wohltätigkeitsorganisation kümmert sich um die Bewohner von Pflegeheimen in Khartum.
Sirags Angaben zufolge sind die Kinder an Krankheiten gestorben oder verhungert. Sie und ihre Betreuer seien wegen der Gefechte in der Hauptstadt mehr als sieben Wochen in dem Waisenhaus eingeschlossen gewesen und hätten nicht versorgt werden können.
Verhandlungen bis auf Weiteres ausgesetzt
Im Sudan kämpfen Armeeführer Abdel Fattah al-Burhan und der Befehlshaber der Miliz Rapid Support Forces (RSF), Mohamed Hamdan Dagalo, um die Macht. Diplomatische Bemühungen für eine Beilegung des Konflikts waren bisher erfolglos. Hilfsorganisationen werden an ihrer Arbeit gehindert und angegriffen, obwohl beide Konfliktparteien humanitäre Feuerpausen zugesichert haben.
Seit Beginn der Gewalteskalation Mitte April hat es verschiedene Vereinbarungen für Feuerpausen gegeben, die jedoch immer wieder gebrochen wurden. Die vorerst letzte Waffenruhe lief am vergangenen Samstag aus. Von den USA und Saudi-Arabien moderierte Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien in der saudi-arabischen Stadt Dschidda sind bis auf Weiteres ausgesetzt.