Maasai in Tansania Vertrieben für mehr Jagdsafaris?
In Tansania streiten Maasai mit der Regierung um ein Gebiet am Rande der Serengeti. Die Regierung spricht von Tierschutz, die Maasai glauben, dass dort reiche Touristen auf die Jagd gehen sollen. Nun eskalierte der Konflikt.
Kenia ist ihr Zufluchtsort. Im Schatten unter Bäumen haben sich etwa 70 Maasai versammelt. Männer, Frauen und einige Kinder. Sie wurden von ihrem Land im benachbarten Tansania, das sie als ihr eigenes ansehen, vertrieben.
Polizisten und Sicherheitskräfte seien mit Waffen gekommen, erzählt eine von ihnen. Ihren Namen will sie aus Angst vor den Behörden nicht nennen. Die Polizisten hätten ihnen gesagt, das Land gehöre der Regierung, sie sollten es verlassen. Als sie nicht wussten, wohin, hätten die Polizisten auf sie geschossen - "sogar auf Frauen und alte Leute. Sie haben unsere Häuser zerstört und unser Vieh geschlachtet." Daraufhin seien sie nach Kenia geflohen.
Wohin nun - und wie weiter? Diese Maasai haben eine Zuflucht in Kenia gefunden. Was aus ihnen werden soll, wissen sie nicht.
70.000 Menschen sollen umgesiedelt werden
In dem Konflikt geht es um ein rund 1500 Quadratkilometer großes Areal nahe dem berühmten Ngorongoro-Krater am Rande der Serengeti. Die tansanische Regierung sagt, dass sie hier ein Schutzgebiet einrichten will und die Maasai darum umgesiedelt werden sollen. Insgesamt sind etwa 70.000 Menschen betroffen.
Doch viele weigerten sich, ihre Felder aufzugeben. Ihrer Meinung nach geht es der Regierung nur um Geschäfte mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. Luxustouristen wollten in der tierreichen Savanne auf die Jagd gehen, sagt ein Mann, der sich als Priester vorstellt. Die Massai seien dabei mit ihren Viehherden im Weg. "Aber das ist das Land unserer Vorfahren, wir können es nicht einfach verlassen."
Hier siedelten die Vertriebenen in Tansania. Die Regierung sagt, zu viel Landwirtschaft mache eine Umsiedlung erforderlich.
Ein langjähriger Konflikt
Tatsächlich hat ein Unternehmen mit Sitz in Dubai schon seit den 1990er-Jahren eine Jagdlizenz in der Region. Um die Nutzung des Gebiets gab es immer wieder Auseinandersetzungen. Dieses Mal eskalierten sie besonders schnell.
Ein Polizist wurde nach Angaben der tansanischen Behörden getötet. Viele Maasai erlitten Schusswunden oder wurden niedergeprügelt.
Juma Ole Sampuerrap, ein Arzt in einer Gesundheitsstation hinter der Grenze in Kenia, behandelte einige davon. Seine Patienten seien verzweifelt, weil sie nichts mehr zu essen hätten, erzählt er. Viele der Vertriebenen hätten Felder gehabt, Mais und Bohnen angepflanzt, manche Kühe und Ziegen besessen - und hätten ihren ganzen Besitz zurücklassen müssen.
Schusswunden, Spuren von Schlägen - die Verletzungen der Maasai zeugen von der Gewalt, mit der sie vertrieben wurden.
Zu viel Landwirtschaft?
Die Felder der Maasai sind aus Sicht der tansanischen Behörden eines der Hauptprobleme. Sie zitieren eine Studie, wonach die landwirtschaftliche Fläche in den vergangenen Jahren um das Zweihundertfache zugenommen hat. Dadurch würde der Lebensraum der Wildtiere zu stark eingeschränkt.
Für die geflohenen Maasai in Kenia ist das nur ein Vorwand. Ihre große Sorge ist, dass sie nicht mehr zurückkehren können.
Gefühl der Aussichtslosigkeit
Sie könnten nur noch beten, sagt der Priester und zitiert ein Sprichwort: "Wenn du von einem Nashorn gejagt wirst und im Gras eine Schlange lauert, gibt es keinen Ausweg mehr." So gehe es ihnen jetzt.
Die tansanischen Behörden haben rund um das Gebiet inzwischen Pfähle eingeschlagen. Jetzt soll noch eine Straße angelegt werden. Für die Maasai wäre das die Grenze. Das Land dahinter, durch das ihre Vorfahren noch zogen, ist für sie jetzt tabu.