US-Wahl 2024
New York stimmt ab "Wir werden überleben, egal wie die Wahl ausgeht"
In New York sind die Wahllokale seit dem frühen Morgen geöffnet. Bei den vergangenen Wahlen lagen die Demokraten hier immer vorn. Doch auch Donald Trumps Warnung vor einem wirtschaftlichen Abstieg findet Anklang.
Midtown New York, heute morgen um kurz vor sechs Uhr: Bei 11 Grad Außentemperatur kommen die ersten Männer und Frauen, um ihre Stimme in der polling station 41. Straße/11. Avenue abzugeben. Sie werden von Wahlhelfern begrüßt, die noch schnell letzte mit "Vote here; Vote aquí" beschriftete Schilder aufkleben und Absperrungen aufstellen.
Keine zehn Minuten später verlassen Olli und Daniel als erste das Wahllokal. Frei wählen zu können und dies gerade getan zu haben, macht sie glücklich. Mit ihren großen Kaffeebechern in der Hand erzählen sie ins ARD-Mikrophon, dass sie Kamala Harris gewählt haben. Sie trauen der Demokratin eher zu, das Land zu einen, als Donald Trump. Der Republikaner schüre Hass.
"Alles ist schlechter geworden"
244 Millionen Amerikaner haben heute die Wahl; 5,2 Millionen von ihnen leben in New York City. Lora und Alex sind zwei von ihnen. Auch sie sind extra früh aufgestanden, um ihr Wahlrecht zu nutzen. Es werde bestimmt viel los sein, meint Alex. Natürlich ist die Wahl geheim; die beiden stehen aber ganz klar zu ihrer Entscheidung: "Trump, Trump, Trump".
"Trump und die Republikaner haben mehr Respekt für mich und mein Leben. Hier ist alles schlechter geworden. Ich mag es nicht. Die USA sollten wieder so wie vor zehn, 15 Jahren sein", sagt Lora. "Make America great again", fügt Alex hinzu.
Wirtschaft als Wahlentscheider?
Auch Jason verlässt im Laufschritt das Wahllokal und biegt auf die 42. Straße ein, die Lebensader Manhattans, die zum Times Square führt. Für ihn ist Wählen eine demokratische Bürgerpflicht. Auch der Marketingleiter hat dem gebürtigen New Yorker Trump seine Stimme geben: Es gehe um die Wirtschaft und wie es den Menschen gehe, meint Jason und liegt damit im Trend der wahlentscheidenden Themen. "Wir haben im Moment eine hohe Inflation. Die Wohnkosten und Lebensmittel sind teuer. Es geht darum, wer diese Kosten stabilisieren und die Wirtschaft stabilisieren kann", sagt er.
Trump hatte immer wieder das US-Handelsdefizit angeprangert. Am Wahlmorgen wurde bekannt, dass es sich zuletzt deutlich vergrößert hat. Laut Handelsministerium stieg es im September um 19,2 Prozent zum Vormonat auf 84,4 Milliarden Dollar. Trump will 60 Prozent Zoll auf chinesische Waren und mindestens zehn Prozent auf alle anderen Importe erheben. Bei Harris erwarten Experten, dass sie sich vor allem um chinesische Importe kümmern wird.
Hochburg der Demokraten
Die Stadt und der Bundesstaat New York gelten als urdemokratisch. "Ich habe Kamala Harris gewählt", sagt eine Frau im Business-Look, die gerade auf dem Weg zur Arbeit ist. Doch die weit verbreitete liberal-demokratische Einstellung ist nicht der alleinige Grund für ihre Wahlentscheidung. Für sie ist der Republikaner Trump aus einem ganz anderen Grund nicht tragbar, nicht wählbar: " Ich wähle keinen Kriminellen." Der ehemalige Präsident Trump ist in New York in mehreren Verfahren verurteilt worden, unter anderem wegen sexueller Belästigung und Betrug.
"Wir werden sehen, was heute passiert. Wir werden überleben, egal wie die Wahl ausgeht. Das ist die Art und Weise, wie die Demokratie funktioniert", sagt die Frau im Business-Look. "Also unterstützen wir, wer auch immer gewinnt, unabhängig davon, was wir glauben, und wir machen weiter."
Ein Drittel haben schon gewählt
In New York kann noch bis heute Abend 21 Uhr Ortszeit (3 Uhr Mittwochmorgen MEZ) gewählt werden - auch in der 41. Straße/11. Avenue. Mindestens ein Drittel aller Wähler hat allerdings bereits per early voting oder Briefwahl abgestimmt.
Keiner kann sagen, wie lange das Auszählen dauert und wie knapp es in den als entscheidend geltenden sieben Swing States wird.