Krieg gegen die Ukraine + Ukraine meldet Durchbruch russischer Verteidigungslinie +
Die Ukraine meldet den Durchbruch der ersten russischen Verteidigungslinie in der Region Saporischschja. Bei Angriffen auf Odessa ist die für den Getreideexport wichtige Hafen-Infrastruktur getroffen worden. Der Liveblog von Sonntag zum Nachlesen.
- Selenskyj wechselt Verteidigungsminister aus
- Ukraine: Erste russische Verteidigungslinie durchbrochen
- Angriffe auf Odessa: Hafen-Infrastruktur getroffen
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Wohl Vereinbarung mit Frankreich über Piloten-Ausbildung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mitgeteilt, er habe mit dem französischen Präsident Emmanuel Macron eine "sehr wichtige Vereinbarung über die Ausbildung unserer Piloten in Frankreich" getroffen. Er und Macron hätten auch darüber gesprochen, was Frankreich zum Schutz der Stadt Odessa und der dortigen Region beitragen könne, sagt Selenskyj in einer Videoansprache.
Ukraine will mehr Kampfdrohnen herstellen
Die Ukraine will die Herstellung von Kampfdrohen stark steigern. "Ich denke, dass es in diesem Herbst einen Boom bei der Produktion verschiedener ukrainischer Drohnen geben wird: fliegende, schwebende, kriechende und so weiter", sagte der Noch-Verteidigungsminister Olexij Resnikow der Agentur Ukrinform. Ukrainischen Drohnenangriffe auf russisches Territorium haben in den vergangenen Wochen zugenommen.
Selenskyj wechselt Verteidigungsminister aus
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wechselt seinen Verteidigungsminister Olexij Resnikow aus. Er werde dem Parlament den Chef des staatlichen Vermögensfonds, Rustem Umerow, als Nachfolger vorschlagen, teilte Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft mit. Der Schritt war seit Längerem erwartet worden.
Zur Begründung sagte Selenskyj, Resnikow habe 550 Tage auf dem Posten des Ministers seit Beginn des russischen Angriffskriegs verbracht. "Ich bin der Meinung, dass das Ministerium neue Herangehensweisen braucht und andere Formate der Zusammenarbeit mit den Soldaten und der Gesellschaft insgesamt", sagte Selenskyj.
Er werde das Parlament noch in dieser Woche bitten, Resnikow durch Rustem Umerow zu ersetzen. Selenskyj sagte, er gehe davon aus, dass die Ernennung Umerows von den Abgeordneten gebilligt werde. Umerow ist derzeit der Leiter des wichtigsten Privatisierungsfonds der Ukraine.
Rumänien verurteilt Drohnenangriffe in Donauregion
Rumänien hat die russischen Drohnenangriffe in der Donauregion, unweit seiner Grenze, verurteilt. Derartige Attacken gegen zivile Ziele seien "ungerechtfertigt und im tiefen Widerspruch zu den Regeln des internationalen humanitären Rechts", erklärte das Verteidigungsministerium. Zugleich versicherte es, dass "zu keiner Zeit" eine militärische Bedrohung für rumänische Gebiete oder Gewässer bestanden habe.
Die Donau-Häfen an der Grenze zu Rumänien sind seit Russlands Ausstieg aus dem Getreideabkommen im Juli zu wichtigen Umschlagplätzen für ukrainische Getreideexporte geworden. Seitdem griff Moskau verstärkt die ukrainische Hafeninfrastruktur am Schwarzen Meer und an der Donau an.
Bischöfe aus Ukraine wollen mit Papst über Russland reden
Vertreter der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine wollen mit Papst Franziskus über dessen Haltung zu Russland reden. "Der Papst versteht weder Russland noch seine Geschichte oder derzeitigen Verbrechen", sagte Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk im Vorfeld einer Bischofssynode in Rom. "Und wir sind diejenigen, die die Stimme der Wahrheit für das ukrainische Volk sein müssen, sogar vor dem Heiligen Vater in Rom." Das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine kündigte an, dass die bis zum 13. September in Rom versammelten Bischöfe seiner Kirche auch Franziskus treffen werden.
Vor Kurzem hatten Äußerungen des Papstes bei einer katholischen Jugendveranstaltung in Russland Empörung unter Ukrainern hervorgerufen. Ihm wurde daraufhin vorgeworfen, dass er russisches Großmachtdenken und Propaganda verbreite.
Ex-Förderer von Selenskyj festgenommen
Der ukrainische Oligarch Ihor Kolomojskyj ist wegen des Verdachts auf Betrug und Geldwäsche festgenommen worden. Ein Gericht in Kiew habe eine zweimonatige Untersuchungshaft für den früheren Unterstützer des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angeordnet, berichtete Radio Swoboda. Zugleich wurde demnach eine Kaution in Höhe von umgerechnet rund 12,7 Millionen Euro festgelegt.
Der ukrainische Sicherheitsdienst SBU erklärte, Kolomojskyj werde des Betrugs und der illegalen Beschaffung von Eigentum verdächtigt. Der Milliardär erschien am späten Samstagabend zu einer Anhörung in einem Kiewer Bezirksgericht.
Kolomojskyj hat seit Jahren einen zweifelhaften Ruf. Er steht auf einer US-Sanktionsliste und darf nicht in die USA einreisen, da ihm Korruption und demokratiefeindliche Bestrebungen vorgeworfen werden. Der Milliardär war vor der russischen Invasion im Land einer der reichsten Männer der Ukraine. Kolomojskyj hatte Selenskyj während dessen Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 2019 unterstützt. Später ging Selenskyj, der seit der russischen Invasion wiederholt der Korruption in der Ukraine den Kampf angesagt hat, auf Distanz zu dem Oligarchen.
Ukraine: Erste russische Verteidigungslinie durchbrochen
Bei ihrer Gegenoffensive haben die ukrainischen Streitkräfte nach Angaben des Brigadegenerals Oleksander Tarnawskyj in der Region Saporischschja die erste und stärkste von mehreren russischen Verteidigungslinien durchbrochen. Die ukrainischen Verteidiger befänden sich jetzt zwischen der ersten und der zweiten Verteidigungslinie der Russen im Süden, sagte der Kommandeur der im Gebiet Saporischschja eingesetzten Truppen in einem Interview der britischen Zeitung "Observer". Nun soll die nächste russische Linie angegriffen werden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Die ukrainischen Streitkräfte melden seit Tagen Fortschritte in der Region, über die auch das US-Institut für Kriegsstudien ISW am Samstag veröffentlichten Analyse schrieb. Dort war auch unter Berufung auf russische Quellen die Rede von Problemen der Moskauer Besatzungstruppen. Für Russland verschlechtere sich die Lage an der Front.
Im Gebiet Saporischschja hatte die ukrainische Armee zuletzt bei Robotyne nach wochenlangen Kämpfen russische Verteidigungsanlagen überwunden. Auch im Raum Bachmut im ostukrainischen Gebiet Donezk meldet das ukrainische Verteidigungsministerium immer wieder Geländegewinne im Kampf gegen die russischen Besatzer.
Angriffe auf Odessa: Hafen-Infrastruktur getroffen
Bei den russischen Drohnenangriffen in der Region Odessa ist auch die für den Getreideexport wichtige Hafen-Infrastruktur im Donaugebiet getroffen worden. Zwei Menschen seien verletzt worden, teilten die ukrainischen Verteidigungskräfte bei Telegram mit. Bei den Einschlägen am Hafen sei ein Feuer ausgebrochen, das rasch gelöscht worden sei. "Die massive Drohnenattacke dauerte mehr als dreieinhalb Stunden", hieß es in der Mitteilung.
Schraffiert die von Russland besetzten Gebiete.
Wo genau es die Einschläge in der Donauregion auf ukrainischer Seite gab, wurde nicht mitgeteilt. Kremlnahe Militärblogger berichteten ebenfalls über die Angriffe, darunter drei Drohnentreffer. Sie behaupteten, das russische Verteidigungsministerium habe so erneut für den ukrainischen Getreideexport wichtige Hafen-Infrastruktur außer Betrieb gesetzt. Der Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nannte die Angriffe einen Versuch, weltweit eine Nahrungsmittelkrise und Hunger zu provozieren.
Von unabhängiger Seite ließen sich die Angaben nicht überprüfen.
London: Russland wirbt Migranten als Soldaten an
Russland wirbt nach britischen Angaben Migranten aus Zentralasien sowie Menschen in Nachbarländern als Soldaten für den Krieg gegen die Ukraine an. "Es gibt mindestens sechs Millionen Migranten aus Zentralasien in Russland, die der Kreml vermutlich als potenzielle Rekruten ansieht", teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Russlands Ziel sei, vor der für 2024 geplanten Präsidentenwahl eine weitere unpopuläre Mobilmachung zu vermeiden. "Ausländer auszubeuten erlaubt dem Kreml angesichts steigender Verluste, zusätzliches Personal für seine Kriegsanstrengungen zu gewinnen", hieß es weiter.
Mit Stand Ende Juni habe Russland Werbeanzeigen in Nachbarstaaten wie Armenien oder Kasachstan geschaltet und locke mit einer Anzahlung von 495.000 Rubeln (aktuell 4750 Euro) und Monatslöhnen ab 190.000 Rubeln. Das ist deutlich mehr als der Durchschnittslohn. Seit spätestens Mai 2023 seien zentralasiatische Migranten in Russland angeworben worden mit dem Versprechen hoher Löhne und einer beschleunigten russischen Staatsbürgerschaft.
IOC: Keine Teilnahme von Russen an Asienspielen
Pläne für eine Teilnahme russischer und belarusischer Sportler bei den Asienspielen sind geplatzt. Das Internationale Olympische Komitee erklärte das Vorhaben für "nicht umsetzbar aus technischen Gründen", wie mehrere Medien berichteten. Damit können die Athleten aus beiden Ländern nicht über den Umweg der Asienspiele im chinesischen Hangzhou eine Qualifikation für die Sommerspiele in Paris erreichen.
Russland ist wegen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter von zahlreichen internationalen Wettbewerben vor allem in Europa ausgeschlossen, der Bann trifft auch den Verbündeten Belarus. Um dennoch rechtzeitig Qualifikationsnormen für Olympia 2024 erfüllen zu können, wollte Asiens Olympia-Komitee Russen und Belarusen zu den Asienspielen einladen.
Ukraine meldet Abschuss von 22 russischen Drohnen
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben mehrere russische Drohnenangriffe in der Region Odessa abgewehrt. 22 Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion seien dabei zerstört worden, teilte die ukrainische Luftwaffe im Onlinedienst Telegram mit. Insgesamt habe Russland bei den nächtlichen Angriffswellen 25 Drohnen eingesetzt.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Vorbereitung auf Treffen Putins mit Erdogan
Für Montag ist ein Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in der Schwarzmeerstadt Sotschi geplant. Nach der offiziellen Ankündigung des Treffens durch den Kreml am vergangenen Freitag laufen nun die letzten Vorbereitungen für die Gespräche. Im Zentrum des Treffens wird die Frage stehen, wie Getreideexporte aus der Ukraine künftig geregelt werden. Das von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelte Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer wurde von Russland im Juli nicht mehr verlängert. Die Regierung in Ankara versucht nun, Putin zur Rückkehr zu der Vereinbarung zu bewegen. Dafür hatte der Kreml allerdings Bedingungen formuliert.
Selenskyj: Zwei weitere Schiffe passieren Getreidekorridor
Ungeachtet der russischen Seeblockade haben laut ukrainischen Angaben zwei weitere Frachtschiffe den von Kiew eingerichteten Getreidekorridor passiert. "Die Ukraine stellt die Freiheit der Seefahrt im Schwarzen Meer wieder her", teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstagabend auf dem Twitter-Nachfolger X mit.
Die unter liberianischer Flagge fahrende "Anna-Theresa", ein Massengutfrachter mit etwa 56.000 Tonnen Roheisen an Bord, lief am Freitag aus dem ukrainischen Hafen von Juschne aus und wurde heute vor der Blauen Moschee in Istanbul gesichtet.
Nach dem Ausstieg Russlands aus dem Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer versucht Kiew, den Export trotz des Risikos durch russische Angriffe zu organisieren. Die Regierung in Moskau hatte gedroht, Schiffe, die ukrainische Häfen anlaufen, als Träger militärischer Fracht anzusehen. Das Verlassen der ukrainischen Häfen gilt demnach als geringeres Risiko. "Ich danke allen unseren Hafenarbeitern und allen, die das sichere Funktionieren des Korridors gewährleisten", sagte Selenskyj.
Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen
Nach scharfer Kritik hat die Nobelstiftung ihre Einladung des russischen Botschafters zu den Nobelpreisen zurückgezogen. Russland hat neue Angriffe auf Grenzregionen gemeldet. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.