Vor neuen Jobdaten Wall Street in der Warteschleife
Vor neuen Daten vom Arbeitsmarkt, die morgen erwartet werden, haben sich die US-Anleger bedeckt gehalten. Zuvor hatte der DAX seinen jüngsten Rekordlauf fortgesetzt.
Nach den jüngsten Rekorden und vor neuen Daten vom Arbeitsmarkt haben es die Anleger an der Wall Street heute ruhiger angehen lassen. Zwar wurden im Verlauf knapp neue Bestmarken markiert, durch das hohe Niveau der Indizes genügen aber derzeit schon kleinste Bewegungen, um neue Rekorde zu erzielen. Insgesamt tendierte der Markt verhalten.
Der Leitindex Dow Jones Industrial stand am Ende um 0,55 Prozent im Minus bei 44.765 Zählern. Im Verlauf hatte er im Tageshoch bei 45.059 Punkten gestanden und damit knapp unter der gestrigen Bestmarke von 45.073 Punkten.
Der marktbreite S&P 500 hingegen erreichte bei 6.094 Punkten eine neue Bestmarke, schloss am Ende aber 0,2 Prozent leichter bei 6.075 Zählern. Ein neues Rekordhoch erzielte im Verlauf auch die Nasdaq bei 19.790 Punkten um am Ende um 0,18 Prozent leichter bei 19.700 Zählern aus dem Handel zu gehen. Der Auswahlindex Nasdaq 100 kletterte zunächst ebenfalls leicht zur neuen Bestmarke von 21.517 Zählern und endete letztlich um 0,31 Prozent leichter bei 21.425 Stellen.
Am Vortag schon hatten der Auswahlindex Nasdaq 100 und der marktbreite S&P 500 einmal mehr Bestmarken aufgestellt. Sie hatten unter anderem von Aussagen des Fed-Präsidenten Jerome Powell profitiert, der der US-Wirtschaft bei einer Podiumsdiskussion eine "bemerkenswert gute Verfassung" attestierte. Zum möglichen Ausmaß künftiger Zinsschritte der Fed hatte Powell am Mittwoch keine Aussagen gemacht.
Die nächste Zinsentscheidung steht am 18. Dezember auf dem Programm. Nachdem die Währungshüter im September die Zinswende nach der großen Inflationswelle mit einer deutlichen Senkung um 0,50 Prozentpunkte eingeläutet hatten, wird am Markt nun ein kleinerer Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte erwartet.
Jetzt warten die Anleger gespannt auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag, der ein wichtiger Faktor für die Geldpolitik der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve ist. Experten zeigen sich im Vorfeld vorsichtig.
"Wir erwarten, dass Sonderfaktoren wie das Wetter, das Ende des Boeing-Streiks und die Auswirkungen der US-Wahl die Interpretation der Arbeitsmarktdaten schwierig machen werden", schrieben die Ökonomen der französischen Großbank BNP Paribas. "Wir erwarten einen mehrdeutigen November-Bericht mit einem starken Beschäftigungswachstum, einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit und moderaten Lohnzuwächsen. Unser Base-Case-Szenario ist allerdings nach wie vor, dass die Fed die Zinsen im Dezember weiter senkt."
Eine angehobene Prognose schickte American Airlines auf einen Höhenflug. Die Aktie der US-Fluggesellschaft schoss um 16,8 Prozent in die Höhe. Mit 17,38 Dollar war sie so teuer wie seit Juli 2023 nicht mehr.
American Airlines erwartet nun für das vierte Quartal einen bereinigten Gewinn zwischen 0,55 und 0,75 Dollar je Aktie. Zuvor war das Unternehmen von 0,25 bis 0,50 Dollar ausgegangen. Hintergrund sei eine Wiederbelebung der Nachfrage nach Inlandsreisen während der Feiertage zum Jahresende.
Auch die Rivalen Southwest und JetBlue haben aus diesem Grund ihre Prognosen für das Weihnachtsquartal hochgeschraubt. Die Titel von Southwest legten zwei Prozent zu. Börsianer griffen auch bei den Aktien anderer US-Fluggesellschaften zu: United, Delta und Alaska gewannen zwischen 2,43 und 3,2 Prozent.
"Die Hausse nährt die Hausse" ist ein altes Börsensprichwort. Denn niemand will einen Rekordlauf wie aktuell verpassen, im Ergebnis steigen die Kurse immer weiter. Zumal mit Blick auf die Jahresschlusskurse, die den Kunden zum Ende des Geschäftsjahres in ihren Depots ausgewiesen werden.
Allen aktuellen Risiken zum Trotz ging die DAX-Rally heute ungebrochen weiter. Es war die vierte Rekordsitzung in Serie, wobei der neue Bestwert jetzt bei 20.373 Punkten liegt. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 20.358 Punkten nahe seines Tages- und Rekordhochs und rückte damit um weitere 0,63 Prozent vor.
Auch gestern hatte der DAX seine Rekordjagd fortgesetzt. Er legte bis zu 1,2 Prozent auf ein Allzeithoch von 20.260,61 Zählern zu, bevor er mit 20.232 Punkten 1,1 Prozent fester aus dem Handel ging. Der MDAX der mittelgroßen Werte legte 1,16 Prozent zu auf 27.132 Zähler.
Offenbar können sich die Anleger trotz des jüngsten Hochlaufs noch nicht dazu entschließen, Kasse zu machen. Der DAX legte in den vergangenen sechs Tagen mehr als 1.000 Punkte zu. Im Börsenjahr 2024 können sich die Investoren bislang über einen Gewinn von über 20 Prozent freuen. Nach aktuellem Stand wäre es das zweitbeste Jahr der vergangenen zehn Jahre. Nur 2019 legte der Leitindex noch stärker zu.
"Der Deutsche Aktienindex kennt in diesen Tagen kein Halten mehr und viele Anleger schütteln nur noch ungläubig den Kopf", schreibt Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Von einer monatelangen, lethargischen Seitwärtsbewegung habe der Index zuletzt "blitzschnell in einen dynamischen Rally-Modus umgeschaltet". Allerdings werde die Luft auf dem erreichten Niveau dünner. Investoren dürften dazu neigen, Gewinne mitzunehmen, sollte die Rally nicht unvermindert weitergehen.
Zwar gibt es durchaus genügend Argumente für mehr Vorsicht, die Rekordstimmung überwiegt aber. Die anhaltend schwache Verfassung der heimischen Wirtschaft, die unsichere politische Lage in Frankreich und auch in Deutschland mit einer möglicherweise drohenden europäischen Schuldenkrise 2.0 oder die schwierige geostrategisch Lage, werden weiter ignoriert.
Dafür setzen die Märkte vor allem in den USA nach dem Wahlsieg von Donald Trump mehr denn je auf steigende Gewinne der Unternehmen, wovon sich die Anleger auch hierzulande positive Effekte versprechen. Zumal gerade im DAX viele Unternehmen vertreten sind, die ihre Gewinne im Ausland erwirtschaften und damit von der heimischen Wachstumsschwäche weniger betroffen sind. Zudem sinken die Zinsen sowohl in den USA als auch in Europa, was stets kräftigen Rückenwind für Dividendenpapiere bedeutet.
Aus dem Unternehmenssektor ist die Nachrichtenlage überschaubar. Gewinne und Verluste gingen im DAX quer durch alle Branchen. Siemens Energy waren gefragt und standen ohne neue Nachrichten über drei Prozent höher und an der DAX-Spitze.
Am DAX-Ende lagen Sartorius Vorzüge nach einem negativen Analystenkommentar von Bernstein. Airbus und MTU holten anfänglich stärkere Verluste im Verlauf hingegen wieder auf.
Der mit hohen Verlusten im Satellitengeschäft ringende Airbus-Konzern hat den angekündigten Stellenabbau in seiner Rüstungs- und Raumfahrtsparte konkretisiert. Wie der Konzern mitteilte, geht es konkret um 2.043 Stellen, gut die Hälfte davon in der Raumfahrtsparte und knapp 700 in Deutschland.
Die deutsche Industrie hat im Oktober nach einem zuvor ungewöhnlich starken Zuwachs wieder weniger Aufträge erhalten. Die Bestellungen fielen wegen des schrumpfenden Inlandsgeschäfts um 1,5 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im September hatte es noch einen starken Anstieg von revidiert 7,2 Prozent gegeben, der damit noch größer ausfiel als zunächst mit 4,2 Prozent angegeben.
"Die Auftragslage zeigt klipp und klar, warum die Stimmung der Unternehmen schlecht ist", sagt der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Für eine Wende zum Besseren gibt es weiterhin keine belastbaren Hinweise."
Der Bitcoin hat seine Rekordrally fortgesetzt und ist erstmals über die Marke von 100.000 Dollar gestiegen. In der Spitze kletterte die bekannteste und wichtigste Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp bis auf 103.625 Dollar, um danach aber wieder knapp unter die neue Marke zu fallen.
Als einer der stärksten Preistreiber gilt der Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen in den USA. Viele Investoren verbinden mit ihm die Hoffnung auf eine Lockerung der Regulierungen für Kryptowährungen. Seit dem Wahlerfolg Trumps Anfang November ist der Preis für einen Bitcoin um etwa 30.000 Dollar gestiegen.
Der Sturz der Regierung in Frankreich hat die Euro-Anleger zunächst nicht aus dem Takt gebracht. Die Gemeinschaftswährung baute am Nachmittag Gewinne aus und handelte zuletzt im US-Handel 1,0585 Dollar um gut 0,7 Prozent fester. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0540 (Mittwoch: 1,0492) Dollar fest.
"Das Ende der Barnier-Regierung war an den Märkten bereits eingepreist," sagt Thomas Altmann von QC Partners. "Von daher hat das erfolgreiche Misstrauensvotum zu keinen neuen Verwerfungen geführt."
Der Energiekonzern RWE steht womöglich vor einem Verkauf seiner Beteiligung am Netzbetreiber Amprion. RWE wende sich an mögliche Käufer für seinen Minderheitsanteil an Amprion, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg heute unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Demnach könnte die Beteiligung rund 2 Milliarden Euro wert und für Infrastruktur- und Pensionsfonds interessant sein. Die Abwägungen seien im Gange, RWE könne seine Pläne daher noch ändern.
Bei der Deutschen Börse kommt es zu einem großangelegten Umbau in der Führungsspitze. Clara-Christina Streit (55) soll mit Ablauf der Hauptversammlung 2025 neue Aufsichtsratschefin werden, wie der DAX-Konzern in Eschborn bei Frankfurt mitteilte. Zudem verkündete das Unternehmen zwei neue Vorstände.
Streit, die derzeit Chefaufseherin beim Immobilienkonzern Vonovia und Vorsitzende der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex ist, soll den Posten von Martin Jetter übernehmen. Streit ist seit 2019 Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Börse und soll unmittelbar nach dem Aktionärstreffen in einer außerordentlichen Sitzung an die Spitze des Kontrollgremiums gewählt werden.
Neuer Finanzchef der Deutschen Börse soll Jens Schulte werden, derzeit Finanzvorstand der Thyssenkrupp AG. Der 53-Jährige werde Gregor Pottmeyer ablösen, der schon seit 2009 Finanzchef der Deutschen Börse ist und dessen Vertrag Ende 2025 ausläuft.
Christian Kromann (52) soll zudem zum Jahreswechsel Vorstand für das Ressort Investment Management Solutions werden, in dem die Deutsche Börse Geschäfte mit Indizes, Software und Daten, etwa für nachhaltige Investments und Anlagestrategien (ESG) bündelt. Aktuell wird der Bereich Investment Management Solutions von Co-Vorstandschef Stephan Leithner verantwortet, der zum Jahreswechsel alleiniger Vorstandschef der Deutschen Börse wird. Er folgt auf Theodor Weimer, der die Deutsche Börse nach sieben Jahren Ende 2024 verlässt.
Hellofresh stiegen im MDAX um fast 11 Prozent, angetrieben von einer Kaufempfehlung der US-Bank Jefferies für die Papiere des Versenders von Kochboxen. In ihrem Fahrwasser gewinnen Delivery Hero ebenfalls.
Die US-Bank JPMorgan hat derweil das Kursziel für Hellofresh von 14 auf 16 Euro angehoben und die Einstufung auf "Overweight" belassen. Wer "hungrig nach Outperformance" ist, dem empfiehlt der Analyst Marcus Diebel in seinem heute vorliegenden Internet-Branchenausblick grundsätzlich eher Essenslieferanten als Kleinanzeigen-Anbieter. Delivery Hero, Just Eat, Hellofresh und neu auch Deliveroo werden allesamt empfohlen.
Auch die Aktie des Metallspezialisten Aurubis gewann im MDAX deutlich rund 10 Prozent. Das Unternehmen will seinen Aktionären nach einem Gewinnanstieg für das vergangene Jahr eine höhere Dividende zahlen. So sollen mit 1,50 Euro je Aktie zehn Cent mehr ausgeschüttet werden als im Vorjahr.
Aurubis profitierte im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) unter anderem von leicht gestiegenen Schmelz- und Raffinierlöhnen und einem signifikant höheren Metallergebnis. Zudem wirkten sich gesunkene Energiekosten und die Erlöse aus der Veräußerung des Standorts in Buffalo (USA) positiv auf das Gesamtergebnis aus.
Der Gebrauchtwagenhändler Auto1 und die Biotech-Firma Evotec kehren kurz vor Weihnachten in den Nebenwerteindex MDAX der Deutschen Börse zurück. Sie ersetzen in dem 50 Unternehmen umfassenden Index den Metall-Recycler Befesa sowie den Auto- und Industriezulieferer Stabilus, die in den Kleinwerteindex SDAX absteigen, wie die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx mitteilte.
Die Hamburger Evotec hatte den MDAX erst im September verlassen müssen, seither haben die Aktien aber angesichts eines möglichen Verkaufs des Unternehmens wieder angezogen. Auto1 gehörte bis zum Frühjahr 2022 schon einmal dem MDAX an. Im Leitindex DAX der 40 schwersten Börsenwerte gibt es wie erwartet keine Veränderungen.
Elon Musks Startup xAI hat sechs Milliarden Dollar frisches Kapital bei Investoren eingesammelt. Damit soll die Entwicklung der eigenen Künstlichen Intelligenz (KI) vorangetrieben werden, teilte das Unternehmen heute mit.
Wenige Stunden zuvor hatte es angekündigt, die Zahl der KI-Prozessoren im firmeneigenen Supercomputer "Colossus" auf mindestens eine Million verzehnfachen zu wollen. Einem Medienbericht zufolge wird xAI im Rahmen der aktuellen Finanzierungsrunde mit insgesamt mehr als 50 Milliarden Dollar bewertet. Im Oktober hatte der Rivale und ChatGPT-Entwickler OpenAI 6,6 Milliarden Dollar eingesammelt und wird auf 157 Milliarden Dollar taxiert.
Zahlreiche Naturkatastrophen wie Hurrikane, Gewitter und Überschwemmungen haben im laufenden Jahr weltweit schwere Schäden angerichtet. Insbesondere die USA waren stark davon betroffen, aber auch Überschwemmungen in Europa und in den Vereinigten Arabischen Emiraten belasten die Bilanz. Der Rückversicherer Swiss Re schätzt, dass Naturkatastrophen rund um den Globus im Jahr 2024 bislang einen wirtschaftlichen Schaden von 310 Milliarden Dollar verursacht haben. Das waren sechs Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Und nimmt man die von Menschen verursachten Katastrophen hinzu, beläuft sich der Gesamtschaden auf geschätzte 320 Milliarden.