Sneakers als Geldanlage Rendite im Schuhkarton
Sneakers als lohnendes Investment? Während der Pandemie hat das viele interessiert. Doch das Geschäft braucht viel Sachverstand - und gewaltige Wertsteigerungen sind die große Ausnahme.
Campingliege an Campingliege, Schlafsäcke, Decken, Menschentrauben: So kann es vor Sportläden schon mal aussehen, wenn der Verkaufsstart eines neuen trendigen Sneakers ansteht. Stundenlang warten die Fans, teils über Nacht, und hoffen, wenigstens eins der begehrten Paare ergattern zu können. Bestimmte, seltene Sneakers gelten durchaus als Statussymbole.
Wer im Laden leer ausgeht, versucht es auf anderen Wegen - über Internet-Börsen zum Beispiel - und ist oft bereit, für die Schätzchen richtig was hinzublättern. Genau das hat Sneakers in den vergangenen Jahren zu beliebten Anlageobjekten gemacht.
Zum Beispiel für Philipp Kassel, 29. Der Betriebswirt hat klein angefangen. Aus seiner Leidenschaft für trendige Schuhe wurde seine Firma 7perplex. Jetzt lebt Kassel davon, dass er seine - teils prominenten - Kundinnen und Kunden mit den ausgefallensten Modellen versorgt.
1900 Euro Startpreis für Nike-Dior-Kooperation
Sein bisher bestes Geschäft schloss er ab, als er einen kleinen Stand in einem Kaufhaus hatte: "Der Kunde kam zu mir, hat auf den Air Dior Sneaker in einer Vitrine gezeigt. Ich glaube, der Schuh hat damals 20.000 Euro, 30.000 Euro gekostet, ich weiß es nicht mehr genau", sagt Kassel. "Der kam in Polo-Shirt, Shorts und Schlappen, zeigt auf den Schuh und sagte 'Den nehme ich'. Da hab ich ihn erst mal aufklären wollen, dass das hochpreisige, limitierte Sneaker sind und habe ihm eine Hausnummer gesagt. Dann guckt der mich ganz kühl an und fragt: 'Wo kann ich jetzt bezahlen?'"
Besagte Sneakers waren eine Kooperation von Nike mit dem Luxuslabel Dior und standen anfangs für rund 1900 Euro im Laden. Der Wert hat sich auf dem Zweitmarkt mehr als verzehnfacht.
Solche immensen Wertsteigerungen sind allerdings die Ausnahme. Normalerweise kosten Sneakers im Laden zwischen 150 und 200 Euro. Auf dem Zweitmarkt können sie auf 300 bis 400 Euro steigen, teils aber auch bis in den niedrigen vierstelligen Bereich.
Mehrere Faktoren bedingen Wertsteigerung
Zwei Dinge entscheiden über den Wert des Anlageobjekts: Promifaktor und Exklusivität. Heißt: Große Sportmarken wie Nike oder Adidas kooperieren mit Top-Athleten, Musikerinnen, Rappern oder eben ganzen Luxusmarken. Zusätzlich wird das Angebot künstlich verknappt, von vorneherein wird nur eine begrenzte Zahl dieser begehrten Paare auf den Markt gebracht.
Aber auch Sneakers ohne Promifaktor und ohne künstliche Verknappung können im Wert steigen: wenn sie zum Beispiel von Influencern entdeckt werden, die Nachfrage anspringt und das Angebot dann deutlich übersteigt.
Sneakers auf Verdacht kaufen funktioniert eher nicht
Also einfach auf Verdacht einige der neuesten Sneakers-Modelle von Nike und anderen Marken kaufen und abwarten? Das funktioniert nicht, sagt Edgar Suppes, Mitbegründer der Sneakers-Plattform Grailify. "Das Thema 'Sneakers als Investment' ist besonders in der Corona-Zeit in den Fokus gerückt. Ich glaube, viele haben sich in diesen Gold Rush begeben, weil sie gesehen haben: Viele Leute haben mit Sneakers sehr hohe Renditen erzielt. Und das wollten sie nachmachen", sagt Suppes. Viele Menschen hätten daraufhin plan- und ziellos Sneakers gekauft.
"Jetzt nach der Pandemie hat man gesehen, dass wahnsinnig viele dieser Schuhe günstiger waren, als sie zum Release waren. Da haben sich viele Leute die Finger verbrannt", so Suppes. Heißt: Ohne Ahnung wird es nichts, man muss sich in das Thema einarbeiten.
Vorsicht vor Fälschungen
Außerdem sei der Markt voller Fälschungen, sagt Philipp Kassel. Dagegen müsse man sich absichern. "Bei ebay gibt es zum Beispiel das Käuferschutzprogramm für limitierte Sneakers. Dort schickt man die Schuhe nicht an den Kunden, sondern an ebay. Die haben Partner, die prüfen, ob die Schuhe original sind. Und geben die Schuhe dann erst weiter an den Kunden."
Fazit: Sneakers als Investment sind durchaus riskant. Den Markt zu sondieren ist aufwendig. Es ist etwas für Fans. Was gerade für sie besonders hart sein dürfte: Wer in Sneakers investiert, darf sie nur anschauen, nicht tragen. Denn Anziehen führt zu rapidem Wertverlust. Es sei denn, Trägerin oder Träger hat einen großen Namen, wie zum Beispiel Michael Jordan.