Folgen des Ukraine-Kriegs Experten erwarten noch höhere Inflation
Die Deutschen müssen sich als Folge des Ukraine-Kriegs auf einen Preisschub einstellen. Die durch die Krise weiter steigenden Rohstoffpreise dürften die ohnehin hohe Inflation nach Experteneinschätzungen weiter anheizen.
Wegen des Kriegs in der Ukraine erwarten Experten in diesem Jahr einen noch stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise. Das geht aus einer Schätzung des ifo-Instituts hervor: "Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine drohen die Kosten für Gas und Öl weiter zu steigen und damit viele weitere Preise für die Verbraucher. Eine Fünf vor dem Komma der Inflationsrate im Gesamtjahr 2022 wird gerade wahrscheinlicher als eine Drei", sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo-Konjunkturprognosen.
Am Morgen legten die Ölpreise weiter zu: Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent stieg um 2,03 US-Dollar auf 101,11 US-Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 1,78 Dollar auf 94,60 Dollar zu. Bereits gestern waren die Rohstoffpreise in die Höhe geschossen, da Anleger durch die russischen Einmarsch eine Verknappung fürchten.
Öl- und Gaspreise treiben Importpreise in die Höhe
Bereits zuvor waren die Preise für Öl und Gas auf immer neue Höchstwerte geklettert. Nach neusten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verteuerte sich die Einfuhr von Energie im Januar um fast 144,4 Prozent. Die Preise für Erdgas lagen mehr als viermal so hoch wie im Januar 2021. Deutlich teurer waren auch Erdöl mit plus 66,8 Prozent und Mineralerzeugnisse mit plus 73,2 Prozent.
"Eine höhere Vorjahresveränderung hatte es zuletzt im Oktober 1974 im Rahmen der ersten Ölpreiskrise gegeben", hieß es dazu. Insgesamt erhöhten sich die Importpreise um 26,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Unternehmen wollen gestiegene Preise weitergeben
Diese Preissteigerungen wollen Unternehmen nach den regelmäßigen Umfragen des ifo-Instituts an die Endverbraucher weitergeben: Demnach planen rund zwei Drittel der Einzelhändler Preiserhöhungen, bei den Lebensmittelhändlern stieg der Index sogar auf mehr als 85 Punkte. Im Schnitt aller Branchen stieg dieser Index auf einen Höchststand von 47,1 Punkten. Dabei wurde ein neuer Höchstwert erreicht, nach 46,1 Punkten im Januar und 44,7 Punkten im Dezember.
DZ-Bank-Chefvolkswirt Michael Holstein rechnet ebenfalls damit, dass sich die aktuellen Entwicklungen auch auf die Verbraucherpreise auswirken werden: "Die Inflationsrate wird wohl zumindest kurzfristig noch weiter ansteigen, vor allem über eine weiter steigende Energierechnung für die Verbraucher."