Spanische Exklave Melilla Tote bei Ansturm auf Grenzzaun
Wieder haben zahlreiche Migranten versucht, die Grenzanlagen zwischen Marokko und der spanischen Exklave Melilla zu überwinden. Nach Angaben der Behörden starben 18 Menschen. Es gab viele Festnahmen.
Nach dem Ansturm von rund 2000 Menschen auf den Grenzzaun zwischen Marokko und der spanischen Nordafrika-Exklave Melilla ist die Zahl der Todesopfer auf 18 gestiegen. 13 weitere Menschen seien ihren bei der versuchten Überwindung des meterhohen Grenzzaunes erlittenen Verletzungen erlegen, erklärten die Behörden der marokkanischen Provinz Nador in der Nacht. Zuvor hatte die Opferzahl bei fünf gelegen.
Nach Angaben des Innenministeriums kamen die Menschen im Gedränge oder durch Stürze vor dem Zaun ums Leben. 140 Sicherheitskräfte sowie 76 Migranten seien verletzt worden, hieß es weiter. Das Innenministerium warf den Migranten vor, Gewalt eingesetzt zu haben.
Viele der Menschen, die verhaftet wurden, sollen demnach sudanesischer Nationalität sein. Sie seien aus den umliegenden Wäldern gekommen, wo sie sich in den letzten Tagen versammelt hatten, um dann gemeinsam zu versuchen, die spanische Stadt in Nordafrika zu erreichen.
130 Personen gelangten in die Stadt
Die Vertretung der spanischen Zentralregierung in Melilla teilte mit, um die 2000 Menschen hätten versucht, die Stadt zu erreichen. Sie seien aber größtenteils sowohl von der spanischen Guardia Civil als auch von marokkanischen Sicherheitskräften aufgehalten worden.
Letztlich habe eine Gruppe von gut 400 Personen versucht, die Grenzanlagen zu überwinden. Der Großteil der gut 130 Menschen, die es geschafft haben, sei in einem vorläufigen Aufnahmezentrum untergebracht worden. 57 von ihnen wurden bei dem Vorfall verletzt, sowie 49 Sicherheitskräfte.
Sanchez lobt Zusammenarbeit
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez meldete sich aus Brüssel zu Wort und lobte die Zusammenarbeit spanischer und marokkanischer Behörden, um den in seinen Worten "gewaltsamen und organisierten Angriff" auf den Grenzzaun von Melilla zu beenden.
Am Vortag waren spanischen Medienberichten zufolge 116 marokkanische Beamte verletzt worden, als sie etwa 500 Migranten von der Grenzanlage fernhalten wollten. Ein Polizist habe auf der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt werden müssen. Bereits im März war es mehreren Hundert Migranten gelungen, über den Grenzzaun nach Melilla zu gelangen.
Übergang in die EU
Spanien und Marokko hatten erst im März ihre diplomatischen Beziehungen wieder normalisiert. Der jahrelange Streit wegen der früheren spanischen Kolonie Westsahara, die 1976 von Marokko annektiert wurde, hatte sie über Jahre belastet. Noch im vergangenem Jahr hatte Marokko offenbar als Vergeltungsaktion seine Kontrollen vor Melilla gelockert.
Die Regierung in Rabat beansprucht sowohl Melilla als auch die zweite Exklave Ceuta an der Meerenge von Gibraltar. In der Nähe der beiden Gebiete warten oft Zehntausende Afrikaner vorwiegend aus Ländern südlich der Sahara auf eine Chance, in die EU zu gelangen. Meistens versuchen mehrere Hundert Menschen auf einmal, die Grenzbeamten zu überraschen und so über die Grenze zu kommen.
Mit Informationen von Franka Welz, ARD-Studio Madrid