
Mehrere Regionen betroffen Überflutungen und Dauerregen in Spanien
Seit Wochen kämpft Spanien mit Unwettern und Überflutungen. Die Lage ist längst nicht so dramatisch wie in Valencia vor knapp fünf Monaten - und doch weckt die Situation unangenehme Erinnerungen.
Am frühen Samstagmorgen landete das laute Warnsignal auf den Mobiltelefonen der Bewohner von Escalona. In der Kleinstadt südwestlich von Madrid war der Fluss Alberche über die Ufer getreten. Das Wasser habe so hoch gestanden wie seit vier Jahrzehnten nicht, so Bürgermeister Álvaro Gutiérrez. Fünf weitere Gemeinden entlang des Flusses wurden gewarnt, in Escalona mussten 100 Menschen ihre Häuser verlassen. Die größte Sorge macht dem Bürgermeister, dass es weiter heftig regnet. Und: Dass Wasser aus zwei nahe gelegenen Stauseen den Fluss weiter fluten könnten.
Auch flussabwärts drohen Gefahren, denn der Alberche mündet in den längsten Fluss der iberischen Halbinsel, den Tajo. Dementsprechend besorgt ist man beim Hydrografischen Institut. Präsident Antonio Yañez Cidad erklärt im spanischen Fernsehen RTVE, man sei schon seit dem 6. März mit dem Hochwassermanagement im Tajo-Becken beschäftigt. "Im Moment fließt der Alberche mit etwa 450 Kubikmetern pro Sekunde und der Tajo mit fast tausend Kubikmetern pro Sekunde" - das sorge für die angespannte Situation.
Mindestens drei Tote in Südspanien
Wie den Menschen in Escalona geht und ging es vielen Menschen in ganz unterschiedlichen Regionen Spaniens in den vergangenen Tagen und Wochen: Alarm auf den Handys und Empfehlungen, zu Hause zu bleiben, nicht Auto zu fahren und Flussufer zu meiden. Anfang der Woche hatte das Tief "Laurence" vor allem die südspanischen Regionen Andalusien und Murcia in den Alarmzustand versetzt. Mindestens drei Menschen kamen dort ums Leben, so die Behörden.
Jetzt ist die Lage vor allem im Norden und Westen und in Zentralspanien angespannt. In Madrid waren in der Nacht zwei große Stadtautobahnen teils gesperrt. Der eigentlich schmale Fluss Manzanares, der durch die spanische Hauptstadt fließt, hat extrem viel Wasser.
"Es ist noch nicht vorbei"
Francisco Martín von der Regionalregierung spricht vom feuchtesten März, den die Region Madrid seit Dokumentationsbeginn erlebt hat. Bereits in diesen ersten 20 Tagen des Monats habe man bereits die Niederschläge gemessen, die normalerweise im gesamten Frühjahr fallen. "Es ist der regenreichste Monat seit dem 19. Jahrhundert", so Martín. Er rät der Bevölkerung, aufmerksam und wachsam zu bleiben: "Es ist noch nicht vorbei!"
So sieht es auch die staatliche Wetteragentur Aemet. Tief "Martinho" soll noch bis Dienstag Regen, kühlere Temperaturen und sogar Schnee in höheren Lagen bringen. Und wenn gegen Ende der kommenden Woche die Temperaturen steigen, könnte die Schneeschmelze die nächste Welle von Überflutungen bringen.
Aus Erfahrungen in Valencia lernen
Davor haben sie vor allem in und um Avila Angst. In der mittelalterlichen Stadt nordwestlich von Madrid gleichen Teile der Stadt und ihrer Umgebung von oben einer Seenlandschaft. In Häusern und Garagen steht das Wasser. Auch die Stierkampfarena ist vollgelaufen, zeigen Bilder aus einem Polizeihubschrauber.
Nach einer angespannten Nacht eilte am Morgen der Regionalpräsident Alfonso Fernández Mañueco der Provinz Castilla und Leon in Avila zur Krisensitzung mit dem zuständigen Koordinationszentrum (Cecopi). Nach den Erfahrungen in Valencia, wo die Bewohner viel zu spät vor den Fluten gewarnt wurden und der Regionalpräsident wegen der Versäumnisse bis heute unter heftigem politischen Druck steht, dürften alle Verantwortlichen doppelt angespannt sein.
Wetteragentur warnt auch vor Schneefall
Und so geben sie in Avila trotz eines Abschwellens der Flüsse keine Entwarnung. "Wir müssen die Alarmbereitschaft aufrechterhalten", betont Fernández Mañueco. Die Aemet habe zwar die Intensität der Niederschläge in ihren Analysen reduziert, sie warne aber noch vor Schneefall in der Region. Avila liegt auf knapp 1.200 Meter Höhe. In den bis rund 2.500 Meter hohen Gebirgen rund um Avila bekommt die Skisaison gerade noch einen späten und überraschenden Schub.
Wie die Skitouristen dürften sich auch Landwirte trotz der angespannten Lage freuen, sorgen doch die ausdauernden Regenfälle dafür, dass die Stauseen gut gefüllt sind. In den vergangenen beiden Jahren begann in manchen Regionen Spaniens um diese Jahreszeit bereits der Wassernotstand. Dennoch: Aktuell überwiegen die Sorgen - nicht zuletzt, weil alle Spanierinnen und Spanier noch die katastrophalen Bilder der Überflutungen um Valencia vor Augen haben, bei denen mehr als 230 Menschen starben.