Verhalten des Kanzlers Scholz' irritierendes Auftreten
Schlumpfig oder schlicht arrogant? Das Verhalten des Kanzlers wirft einmal mehr Fragen auf. Bei der Abschluss-Pressekonferenz des G7-Gipfels in Elmau konnte er es sich nicht verkneifen, eine Journalistin vorzuführen.
Das Auftreten von Olaf Scholz in der Öffentlichkeit ist öfter mal irritierend. Nicht nur, dass er gerne mitten im Satz längere Pausen macht, in denen sich der geneigte Zuhörer oder die interessierte Zuschauerin fragt: Kommt da noch was? Nein, Olaf Scholz hat auch die Gabe, seinem Gegenüber das Gefühl zu vermitteln: "Ich weiß, dass ich alles besser weiß."
Für einen Bundeskanzler ein eher unglücklicher Wesenszug. Den der SPD-Kanzlerkandidat Scholz im Übrigen sehr gut zu verbergen wusste, als er auf den Plätzen der Republik für seine Politik des Respekts warb. Nun aber ist Scholz Kanzler und der überhebliche Duktus in voller Montur zurück.
"Ja, könnte ich"
Zuletzt wurde das in Elmau für die Weltöffentlichkeit ersichtlich, als Scholz die Frage einer Journalistin, ob er konkretisieren könne, welche Sicherheitsgarantien das seien, die die G7 der Ukraine machten, mit einem schlichten "Ja, könnte ich" beantwortete. Und dann schwieg.
Müßig darüber zu diskutieren, dass Scholz formal und semantisch im Recht war. Natürlich kann er eine geschlossene Frage, also eine Frage, die mit Ja oder Nein oder Vielleicht beantwortet werden kann, genau so beantworten. Auch Merkel hätte diese Frage unter Umständen so beantwortet, nur hätte sie sich ziemlich sicher den Nachsatz, "könnte ich" - Pause - Grinsen - ein ungesagtes "Mach ich aber nicht" verkniffen.
Und das finale "Das war’s", das Scholz der Journalistin wie einen feuchten Lappen zuwarf, hätte Merkel ganz bestimmt unterlassen. Schulmeisterliches Verhalten war ihr sehr fremd, zumindest in der Öffentlichkeit.
Überheblichkeit als Wesenszug
Mit Scholz aber war - einmal mehr - sein Temperament durchgegangen. Eine latente Überheblichkeit ist diesem Kanzler immanent, das wird auch in unzähligen Interviews deutlich, in denen Scholz seinen Interviewpartnern mehr oder weniger klar zu verstehen gibt, wie viel - meistens aber wie wenig - er von ihnen hält.
Da hilft es auch nichts, dass er gelegentlich ein "Vielen Dank für Ihre Frage" einbaut, um die Frage dann wortreich nicht zu beantworten. Das wird dann gefährlich, wenn einer seine Politik wie im Falle des Ukraine-Kriegs den Menschen erklären soll, es aber erkennbar nicht hinbekommt.
Ist G7 Scholz zu Kopf gestiegen?
In Elmau kam unter Umständen hinzu, dass sich Scholz auf einem gefühlten Allzeithoch seiner Kanzlerschaft befand, beflügelt vom Erfolg, gelobt von US-Präsident Joe Biden, gepriesen vom britischen Premier Boris Johnson, abgeklatscht von Kanadas Präsident Justin Trudeau. Das kann den Blick auf die Niederungen des Alltags schon mal verstellen.
Gut möglich auch, dass Scholz seine Antwort wirklich für witzig hielt. Sein Humor, der sich im kleinen Kreis als eine Art kichernder Jungs-Humor manifestiert, ist in der Tat gewöhnungsbedürftig. Gepaart mit der Schadenfreude des Mächtigen "Ätsch, ich weiß was, und ich weiß es besser als du, und ich sage es dir trotzdem nicht", kommt das allerdings eher schlecht an. Und erzeugt definitiv keine Sympathie.
Manchmal wäre Schweigen angebracht
Mit dem Humor ist es so eine Sache, vor allem, wenn der auf Kosten von anderen geht. In diesem Fall auch noch auf Kosten einer Journalistin, deren Muttersprache erkennbar nicht das Deutsche ist. Scholz ist Scholz, er wird es bleiben. Er wird kein rheinischer Charmeur wie Armin Laschet, kein holzender Umarmer wie Markus Söder, kein mitleidender Dichter wie Robert Habeck.
In Fall von Elmau wäre Schweigen angebracht gewesen, Scholz kann sich auch in diesem Feld noch einiges von Merkel abschauen. Die nämlich schwieg strategisch, wenn sie es für angemessen hielt. Dass sie ihre Gesichtsmuskeln nicht immer unter Kontrolle hatte, ist ein anderes Thema. Überheblich war sie jedenfalls nie.