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Krieg gegen die Ukraine ++ Russland warnt NATO vor Raketeneinsatz ++

Stand: 13.09.2024 23:34 Uhr

Im Falle eines ukrainischen Einsatzes westlicher Präzisionswaffen gegen russische Ziele droht Moskau mit dem Einsatz von Nuklearwaffen. 49 ukrainische Soldaten sind aus russischer Kriegsgefangenschaft in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

13.09.2024 • 23:34 Uhr

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Die schweren Kämpfe im Osten des Landes halten nach Angaben des ukrainischen Militärs weiter an. Es habe 115 Gefechte gegeben, teilte der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mit. "Am heißesten war heute die Lage in Richtung Kurachowe, daneben war der Feind auch in Richtung Lyman und Pokrowsk aktiv", heißt es. Im Raum Kurachowe hätten die ukrainischen Verteidiger bislang 30 Angriffe abgewehrt, fünf weitere liefen noch. Kurachowe ist eine Kleinstadt südlich von Pokrowsk.

Lange Zeit galt Pokrowsk als die Hauptangriffsrichtung der russischen Truppen. Zuletzt konnten die Russen in dem Raum allerdings nur noch wenig Geländegewinne erzielen. Stattdessen verbreiterten sie ihre Angriffsachse Richtung Süden. Nahe Kurachowe versuchen sie nun die Bergarbeiterstadt Hirnyk einzunehmen, um ukrainische Kräfte so entweder einzuschließen oder zur Aufgabe ihrer Stellungen zu zwingen. Der russische Militärblog Dwa Majora schrieb von größeren Fortschritten in der Region für das Moskauer Militär.

Die US-Regierung erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen den staatlichen russischen Fernsehsender RT und beschuldigt ihn, sich in "die souveränen Angelegenheiten von Ländern auf der ganzen Welt" einzumischen. Dank neuer Informationen wisse man, dass RT über Cyber-Fähigkeiten verfüge und sich an verdeckten Informations- und Beeinflussungsoperationen beteilige sowie Hand in Hand mit dem russischen Militär arbeite, sagte US-Außenminister Antony Blinken. Der Sender betreibe zum Beispiel verdeckte Operationen, um russische Streitkräfte mit militärischer Ausrüstung auszustatten. Blinken kündigte weitere Sanktionen gegen den Sender an. 

20.03 Uhr - Russland hat nach Darstellung der Regierung in Kiew seit dem Beginn des Krieges 8060 von Iran entwickelte Shahed-Drohnen auf die Ukraine abgefeuert. Die Ukraine warf der Regierung in Teheran erstmals im Herbst 2022 vor, die Kamikazedrohnen an Russland zu liefern.

Die ukrainische Regierung hat nach Angaben von Premierminister Denys Shmyhal den Haushaltsentwurf für 2025 gebilligt. Der Entwurf, der dem Parlament vorgelegt werden soll, sieht demnach Einnahmen in Höhe von zwei Billionen Griwna (43,6 Milliarden Euro) und Ausgaben in Höhe von 3,6 Billionen Griwna (78,5 Milliarden Euro) vor. Er enthielt zudem eine Rückstellung von 2,22 Billionen Griwna (48,0 Milliarden Euro) für die Verteidigung, schrieb Shmyhal auf Telegram.

Russland hat vor Tagen eine Gegenoffensive gestartet, um Kiews Truppen wieder aus dem Grenzgebiet Kursk zu vertreiben. Die Rückeroberungsversuche sind nach Angaben vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj aber nicht von großem Erfolg gekrönt.

"Sie wollten dort schnell durchbrechen. [...] Ernsthafte Erfolge sehen wir bislang nicht", sagte der Staatschef bei einem Auftritt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew laut Nachrichtenagentur dpa. Moskau habe Kräfte aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw und dem Süden in den Abschnitt Kursk verlegen müssen, führt er aus.

In dieser Woche hat das russische Militär den ersten ernsthaften Versuch zur Vertreibung der ukrainischen Truppen in Kursk unternommen. Zwar berichtete der Kommandeur der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat, Generalmajor Apti Alaudinow, auf seinem Telegram-Kanal zunächst von angeblich großen Erfolgen, eine Bestätigung blieb jedoch bislang aus. 

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Unter Verweis auf seine Atomwaffen warnt Russland die Vereinigten Staaten und die NATO vor einem möglichen ukrainischen Einsatz weitreichender westlicher Präzisionswaffen gegen Ziele tief in russischem Territorium. "Das hier ist kein Spiel. Tatsache ist, dass die NATO irekt an Feindseligkeiten gegen eine Atommacht beteiligt sein wird. Ich denke, Sie sollten das nicht vergessen und über die Konsequenzen nachdenken", sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

"Das Nato-Militär wird Raketensysteme programmieren. Wir sprechen hier nicht davon, Kiew Langstreckenangriffe auf Russland zu erlauben, sondern vielmehr davon, eine Entscheidung für direkte Angriffe aus dem Westen zu treffen", so der Diplomat. Die Nato würde direkte Kriegspartei. Ähnlich hatte sich zuvor Russlands Präsident Wladimir Putin geäußert

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby, sagte, man nehme die Drohung mit Atomwaffen ernst. Putin habe bewiesen, dass er zu Eskalation und Aggression fähig sei. Die Ukraine fordert seit längerem von den USA und Großbritannien, den Einsatz weitreichender Raketen im russischen Hinterland zu erlauben. Die USA beschränken den Einsatz ihrer Waffen gegen Russland nach offizieller Darstellung auf die Abwehr der russischen Offensive gegen die ostukrainische Stadt Charkiw.

Die NATO und Rumänien haben den russischen Beschuss eines aus der Ukraine kommenden Handelsschiffs im Schwarzen Meer scharf verurteilt. Für solche Attacken gebe es keine Rechtfertigung, teilte eine NATO-Sprecherin mit. Der Angriff zeige einmal mehr den rücksichtslosen Charakter des russischen Angriffskriegs. Das rumänische Außenministerium sprach von einer "noch nie dagewesenen Eskalation"». Es handle sich um einen «schweren Verstoß gegen internationales humanitäres Recht». 

Der Frachter "Aya" sollte Weizen aus der Ukraine nach Ägypten transportieren und befand sich zum Zeitpunkt des Angriffs in internationalen Gewässern.  Russland gefährde "durch das systematische Bombardement der ukrainischen Infrastruktur und der Schiffe, die Getreide transportieren" zudem die Sicherheit der weltweiten Versorgung mit Nahrungsmitteln, erklärte das Ministerium in Bukarest weiter. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat für den September ein Treffen mit US-Präsident Joe Biden angekündigt. "Ich werde ihm den Plan für den Sieg vorstellen", sagte Selenskyj. "Eroberungskriege können gerecht auf mehreren Wegen beendet werden: Entweder wird die Besatzungsarmee mit Gewalt oder mit Diplomatie herausgedrängt." Für die erforderliche starke Position sei Kiew jedoch auf die Unterstützung der Vereinigten Staaten angewiesen.

In örtlichen Medien wird bereits seit einiger Zeit über eine Reise Selenskyjs zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York Ende September spekuliert. Selenskyj kritisierte in seiner Rede erneut die westliche Zögerlichkeit für den Einsatz von aus dem Westen gelieferten weitreichenden Waffen auf russischem Territorium.

Selenskyj äußerte sich auch über die ukrainische Offensive in der russischen Grenzregion Kursk. Diese habe das Vorrücken Moskaus im ukrainischen Osten "verlangsamt", sagte er. "In der Region Charkiw wurde der Feind aufgehalten, in der Region Donezk wurde der Fortschritt verlangsamt, obwohl es dort sehr schwierig ist."  Selenskyj zufolge kämpfen derzeit 40.000 russische Soldaten in Kursk.

Das britische Verteidigungsministerium hat Details zu den laut westlichen Angaben an Russland gelieferten iranischen Raketen veröffentlicht. Demnach handelt es sich um ballistische Kurzstrecken-Raketen vom Typ "Fath-360", die auch als "BM-120" bekannt sind.

Die Raketen, die 2020 erstmals vorgestellt wurden, können demnach einen 150 Kilogramm schweren Sprengkopf bis zu 120 Kilometer weit transportieren und ihr Ziel mit einer angeblichen Genauigkeit von 30 Metern treffen. Russlands Fähigkeit zu Präzisionsschlägen gegen das ukrainische Militär oder zivile Infrastruktur nahe der Front werde dadurch verbessert, hieß es in dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London zum Krieg in der Ukraine.

Rumänien hat den russischen Beschuss eines aus der Ukraine kommenden Handelsschiffs im Schwarzen Meer scharf verurteilt. Dies bedeute "eine noch nie dagewesene Eskalation" der Handlungen Russlands im Krieg gegen die Ukraine. Es sei ein "schwerer Verstoß gegen internationales humanitäres Recht", erklärte das Außenministerium in Bukarest.

Der Frachter "Aya" sollte Weizen aus der Ukraine nach Ägypten transportieren und befand sich zum Zeitpunkt des Angriffs in internationalen Gewässern. Russland gefährde "durch das systematische Bombardement der ukrainischen Infrastruktur und der Schiffe, die Getreide transportieren" zudem die Sicherheit der weltweiten Versorgung mit Nahrungsmitteln, erklärte das Ministerium in Bukarest weiter. 

Gestern hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X erklärt, dass eine russische Rakete ein mit Weizen beladenes Schiff getroffen habe, kurz nachdem es die ukrainischen Gewässer verlassen hatte.

"Wir erwarten Reaktionen von der Welt", schrieb er. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand. Als wichtiger Garant der Nahrungsmittelsicherheit werde sich die Ukraine weiterhin "alle Mühe geben, unsere Häfen, das Schwarze Meer und die Lebensmittelexporte in die globalen Märkte zu schützen", schrieb Selenskyj weiter.    

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Heimkehr von 49 Kriegsgefangenen aus Russland verkündet, darunter ehemalige Kämpfer am Mariupoler Stahlwerk Asowstal. "49 Ukrainer sind nach Hause zurückgekehrt", erklärte der Staatschef im Onlinedienst Telegram und stellte Fotos von in blau-gelben ukrainischen Nationalflaggen eingehüllten Soldaten und Soldatinnen dazu. 

Laut Selenskyj handelt es sich um Mitglieder von Armee, Nationalgarde, nationaler Polizei, dem Grenzschutz sowie um Zivilisten. Der Präsident teilte zunächst nicht mit, ob die Heimkehr das Ergebnis eines Gefangenenaustauschs mit Russland ist. Das Asowstal-Werk im südostukrainischen Mariupol war im Frühjahr 2022 von der russischen Armee belagert worden. Rund 2.000 ukrainische Kämpfer verschanzten sich fast einen Monat lang auf dem weitläufigen Werksgelände, bevor die Regierung in Kiew sie im Mai 2022 aufforderte, sich den Russen zu ergeben, um ihr Leben zu retten.

Für die Bundesregierung stellt derzeit nicht die Frage, ob sie der Ukraine den Einsatz von Waffen mit großer Reichweite gegen Ziele in Russland erlauben soll. Die aktuelle Diskussion drehe sich "um Waffen, die wir gar nicht geliefert haben", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Die in Rede stehenden Waffen seien "qualitativ andere", als die von Deutschland an die Ukraine gelieferten - und überträfen diese in ihrer Reichweite. Das Weitreichendste, was die Bundesrepublik geliefert habe, seien "Himars" Raketenwerfer mit 100 Kilometern und die Panzerhaubitze vom Typ 2000 mit 40 Kilometer Reichweite. Insofern seien auch keine Änderungen notwendig, betonte Hebestreit.

Zur bereits vielfach geforderten Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern an die Ukraine sagte der Regierungssprecher: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sei "da sehr entschieden - und da kann ich keinerlei Meinungsverschiebung erkennen." Scholz lehnt die Lieferung ab.

13.09.2024 • 12:29 Uhr

EU prüft Sanktionen gegen den Iran

Angesichts von Hinweisen auf Lieferungen iranischer Raketen an Russland erwägt die EU Sanktionen gegen die Islamische Republik. "Die Europäische Union hat den Iran wiederholt eindringlich davor gewarnt, ballistische Raketen an Russland zu liefern", sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Die Staatengemeinschaft werde "schnell und in Abstimmung mit internationalen Partnern reagieren". US-Außenminister Antony Blinken hatte vor einigen Tagen erklärt, Russland habe Raketen aus dem Iran erhalten. Der Iran hat dies dementiert.

Die Regierung in Moskau hat die Warnung von Präsident Wladimir Putin bekräftigt, eine Genehmigung für die Ukraine zum Einsatz von Raketen gegen Ziele in Russland werde den Krieg ausweiten. Putin hatte am Donnerstag gesagt, dies komme einer direkten Konfrontation mit dem Westen gleich. Dies würde das Wesen und den Umfang des Konflikts verändern. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow betonte, Putins Botschaft sei zweifellos bei den Adressaten angekommen.

Der Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Sergej Schoigu, hat sich in Pjöngjang zu Beratungen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un getroffen. Die beiden hätten in der nordkoreanischen Hauptstadt neben diversen bilateralen Themen auch die regionale und weltweite Sicherheitslage besprochen, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA mit Verweis auf Informationen aus dem Sicherheitsrat. Schoigu war früher Verteidigungsminister und hat als Sekretär des Sicherheitsrates weiterhin viel Einfluss.

Russland hat im Zuge des Krieges gegen die Ukraine seine Beziehungen zu dem abgeschotteten und international weitgehend isolierten Nordkorea ausgebaut. Die USA werfen Nordkorea vor, Russland mit Munition und Raketen zu beliefern. Beide Länder streiten dies ab.

Der katholische Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grusas, hat zu mehr Unterstützung für die Ukraine aufgerufen - auch militärisch. "Man sollte immer auf Diplomatie und Verhandlungen zurückgreifen, ohne geht es nicht", sagte Grusas, der auch Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen ist. Aber: "Solange die Aggression nicht gestoppt wird, werden Menschen sterben", sagte er im Interview mit dem Kölner Portal domradio.de.

Grusas warnte vor russischen Expansionsbestrebungen. "Das war im Zweiten Weltkrieg so, in Armenien, in Georgien und jetzt in der Ukraine." Diese Bestrebungen hörten nicht von selbst auf, so Grusas. "Das sagen nicht nur politische Beobachter, sondern auch die russische Propaganda selbst."

Frankreich hat den diplomatischen Geschäftsträger Irans ins Außenministerium in Paris einbestellt. Hintergrund sei die Lieferung ballistischer Raketen an Russland, war laut der Nachrichtenagentur Reuters aus diplomatischen Kreisen zu hören. US-Außenminister Antony Blinken hatte vor einigen Tagen erklärt, Russland habe Raketen aus dem Iran erhalten. Diese würden in den kommenden Wochen in der Ukraine eingesetzt. Der Iran hat das dementiert.

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europaparlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), warnt den Westen davor, sich vom russischen Präsidenten Wladimir Putin einschüchtern zu lassen. Im rbb24 Inforadio sagte Strack-Zimmermann, eine Chance für Diplomatie gebe es nur durch militärische Stärke der Ukraine.

Der militärische Druck müsse bleiben oder sogar steigen, um mit Putin "überhaupt in ein realistisches Gespräch zu kommen". Nur dann werde er erkennen, dass der Kriegsverlauf nicht zu seinen Gunsten verläuft. Nur aus der Stärke heraus könne die Ukraine überhaupt überleben, so die FDP-Politikerin.

Zuvor hatte Putin den Westen erneut davor gewarnt, der Ukraine zu erlauben, weitreichende Waffen gegen Ziele in Russland einzusetzen. In einem solchen Fall befände sich die NATO im Krieg mit Russland.

Inmitten neuer Drohungen aus Russland will US-Präsident Joe Biden mit dem britischen Premierminister Keir Starmer über die nächsten Schritte zur Unterstützung der Ukraine beraten. Im Mittelpunkt des heutigen Treffens in Washington dürfte die Frage stehen, ob der Ukraine erlaubt werden soll, mit lenkbaren Raketen Ziele weit in Russland zu attackieren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert dies seit Monaten.

Biden hatte kürzlich angedeutet, dass ein Kompromiss möglich sei. Die New York Times berichtete unter Berufung auf europäische Regierungsvertreter, dass die Regierung in Washington bereit zu sein scheine, der Ukraine die Verwendung von Raketen gegen Ziele in Russland zu genehmigen, unter der Bedingung, dass es sich nicht um Waffen handelt, die von den USA bereitgestellt wurden.

Polens Ministerpräsident Donald Tusk zeigt sich über die jüngsten Drohungen von Wladimir Putin im Zusammenhang mit dem möglichen Einsatz westlicher Waffen gegen Ziele in Russland nicht beunruhigt. Zwar müsse man die Ereignisse in der Ukraine und an der ukrainisch-russischen Front sehr ernst nehmen, sagt Tusk. "Den jüngsten Aussagen von Präsident Putin würde ich jedoch keine übermäßige Bedeutung beimessen." Diese zeigten eher die schwierige Lage, in der sich das russische Militär an der Front befinde.

Russlands Präsident hatte zuvor gesagt, dass der Westen direkt mit Russland kämpfen würde, wenn er der Ukraine erlaube, russisches Territorium mit Waffen aus seiner Produktion anzugreifen.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hält einen ukrainischen Einsatz westlicher Waffen gegen Ziele auf russischem Territorium grundsätzlich für möglich. "Das Völkerrecht lässt das zu", sagt Pistorius in Berlin. Es sei aber immer die Entscheidung der Partner, das zu erlauben, sagt der SPD-Politiker mit Blick auf Hinweise, dass die USA und Großbritannien kurz davor stehen könnten, einen solchen Einsatz zu ermöglichen.

Es stehe den Alliierten , die diese Waffen geliefert hätten, frei zu entscheiden. Das habe er nicht zu bewerten. Zur Reaktion des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der einen solchen Einsatz als weitere Eskalation wertet, sagt Pistorius: "Putins Drohungen sind Putins Drohungen, mehr muss man dazu nicht sagen." Und: "Er droht, wann immer es ihm beliebt, und lockt, wann immer er es für richtig hält."

Nach ersten Berichten russischer Medien hat sich der Inlandsgeheimdienst FSB selbst zum Entzug der Akkreditierung von sechs britischen Diplomaten geäußert. Er begründete den Schritt mit Spionagevorwürfen und einer gezielten "Bedrohung der russischen Sicherheit". Den Diplomaten werden demnach "subversive Aktivitäten" und das Sammeln geheimer Informationen vorgeworfen. Gleichzeitig bezeichnete der FSB die Entscheidung als "Vergeltung für die vielen unfreundlichen Akte Londons".

Dem FSB liegen eigenen Angaben nach "dokumentierte" Beweise vor, die Londons "Koordinierung einer Eskalation in der internationalen politischen und militärischen Situation" belegen würden. Die Abteilung für Osteuropa und Zentralasien des britischen Außenministeriums koordiniere Schritte, um Russland eine "strategische Niederlage" zuzufügen.

Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa erklärte, das Außenministerium in Moskau teile die Einschätzung des FSB "der Aktivitäten dieser sogenannten britischen Diplomaten". Der staatliche russische Fernsehsender Rossia-24 zeigte Fotos der sechs britischen Diplomaten und nannte ihre Namen. Die Bilder zeigten nach Angaben des Senders, wie die Diplomaten das Land verlassen. Die Entziehung der Akkreditierung eines Diplomaten hat demnach automatisch eine Ausweisung zur Folge. 

Wie die ukrainische Luftwaffe auf Telegram mitteilte, soll Russland in der Nacht ukrainische Gebiete erneut mit 26 Drohnen attackiert haben. 24 der Drohnen konnten demnach abgefangen werden.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Der Vorsitzende des russischen Parlaments, Wjatscheslaw Wolodin, hat die NATO beschuldigt, an den Kämpfen in der Ukraine beteiligt zu sein. "Sie führen Krieg gegen unser Land", schrieb Wolodin im Kurznachrichtendienst Telegram. Er deutete an, dass die NATO der Ukraine bei der Auswahl von Angriffszielen in Russland helfe, militärische Einsätze mit der ukrainischen Armee abstimme und generell der Regierung in Kiew Befehle erteile.

Einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge hat Russland sechs britischen Diplomaten die Akkreditierung entzogen und sie der Spionage beschuldigt. Die Agentur berief sich auf den russischen Inlandsgeheimdienst FSB. Demnach sollen die Aktivitäten der namentlich nicht genannten Diplomaten die Sicherheit Russlands bedrohen.

Der chinesische Verteidigungsminister Dong Jun hat bei einem internationalen Sicherheitsforum in Peking auf "Verhandlungen" als einzige Lösung für Konflikte wie den Krieg in der Ukraine gedrungen. Gleiches gelte für den Krieg im Gazastreifen. Um "die Krise in der Ukraine und den israelisch-palästinensischen Konflikt zu lösen, ist die Förderung von Frieden und Verhandlungen der einzige Ausweg", sagte Dong Jun. "Es gibt keinen Gewinner in Kriegen und Konflikten und Konfrontation führt nirgendwohin", fügte der Verteidigungsminister hinzu. 

Dong sprach sich auch gegen eine "Verbreitung nationaler Sicherheitskonzepte" aus, um sicherzustellen, dass "neue Technologien der gesamten Menschheit zugute kommen" - vermutlich eine Anspielung auf Bemühungen der USA, Peking den Zugang zu hochentwickelten Technologien zu versperren.

Russland bietet seinen Partnern an, die im Ukraine-Krieg gemachten Erkenntnisse weiterzugeben. Man habe einzigartige Erfahrungen im Kampf gegen verschiedene westliche Waffen gesammelt, sagt der russische Vizeverteidigungsminister Alexander Fomin auf einer Sicherheitskonferenz in China nach einem Bericht der Nachrichtenagentur RIA. Russland sei bereit, dieses Wissen mit Partnern zu teilen. Die Kämpfe hätten zu einer modernen Kriegsführung geführt. Russische Waffen seien in der Lage, westliche Waffen auszuschalten.

Bei einem russischen Angriff bei Charkiw wurden den regionalen Behörden zufolge drei Menschen getötet. Neun weitere Personen seien durch den Beschuss des Dorfes Borowa südöstlich der Stadt verletzt worden. Das ukrainische Innenministerium hatte zuvor berichtet, dass Rettungsdienste bereits wegen eines anderen Angriffs im Einsatz waren, als die Moskauer Truppen erneut schossen. Unter den Verletzten seien auch Rettungskräfte.

In der benachbarten Grenzregion Sumy sollen russische Streitkräfte nach Angaben örtlicher Behörden gestern 57 Mal Grenzgebiete beschossen haben. Eine Person sei nach einem Angriff in der Nähe der Stadt Jampil getötet worden. Die Region Sumy grenzt an die südrussische Region Kursk.

Der britische Premierminister Keir Starmer hat die Behauptung von Russlands Präsident Wladimir Putin zurückgewiesen, dass eine Freigabe weitreichender Waffen des Westens für Angriffe tief in russischem Territorium einer Kriegsbeteiligung der NATO gleichkäme. Großbritannien wolle keinen Konflikt mit Russland, sagte Starmer auf dem Weg nach Washington. "Die Ukraine hat ein Recht auf Selbstverteidigung", sagte Starmer. Dieses Recht unterstütze Großbritannien voll und ganz und biete in diesem Kontext Ausbildungsmöglichkeiten an. "Aber wir suchen keinen Konflikt mit Russland - das ist nicht im Geringsten unsere Absicht", betonte er.

Die britische Regierung äußert sich bislang nicht konkret zur Frage, was sie der Ukraine mit den von ihr zur Verfügung gestellten Waffen genau erlaubt.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat einen möglichen ukrainischen Einsatz westlicher weitreichender Präzisionswaffen gegen Ziele tief auf russischem Territorium als Kriegsbeteiligung der NATO gewertet. "Das wird bedeuten, dass die Länder der NATO, die USA, die europäischen Länder mit Russland kämpfen", sagte der Kremlchef auf die Frage eines Journalisten in St. Petersburg.

Putin erklärte weiter, damit würde sich das Wesen des Krieges ändern. "Wir werden entsprechende Entscheidungen treffen, ausgehend von den Bedrohungen, denen wir ausgesetzt sein werden", sagte er, ohne Details zu nennen.

13.09.2024 • 00:56 Uhr

Liveblog vom Donnerstag

Laut der ukrainischen Regierung hat Russland bei einem Angriff drei Mitarbeiter des Roten Kreuzes getötet. US-Außenminister Blinken hat in Polen weitere Gespräche über die Ukraine geführt. Die Entwicklungen vom Donnerstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 13. September 2024 um 07:15 Uhr.