Wirtschaftsunternehmen Fußball Wie sehr würde der BVB vom Meistertitel profitieren?
Für Borussia Dortmund wäre eine Deutsche Meisterschaft ein großer sportlicher Erfolg. Doch aus wirtschaftlicher Perspektive wären die Folgen für den BVB als Unternehmen wohl eher begrenzt.
Borussia Dortmund kann am letzten Spieltag der Bundesligasaison 2022/2023 am kommenden Wochenende den FC Bayern München als Serienmeister ablösen und erstmals seit der Saison 2011/2012 wieder selbst Deutscher Meister werden. Dazu würde ein Heimsieg gegen den Tabellen-Neunten Mainz 05 genügen.
Im DFB-Pokal war der BVB in dieser Saison im Viertelfinale gegen den RB Leipzig ausgeschieden. In der Champions League verlor man im Achtelfinale gegen den FC Chelsea. Aus sportlicher Sicht wäre die Meisterschaft also ein grandioser Erfolg - aber was würde sie für das Unternehmen Borussia Dortmund GmbH & KGaA bedeuten?
Bislang ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr
Die Meisterschaft wäre in jedem Falle ein gelungener Abschluss eines bislang auch aus wirtschaftlicher Sicht erfolgreichen Jahres. Vor rund zwei Wochen hatte der BVB die Bilanz für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres publiziert. In diesem Zeitraum des Geschäftsjahres, das für den BVB am 30. Juni enden wird, hat das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 322,4 Millionen Euro erzielt. Im Vorjahr waren es noch 277 Millionen. Das Konzernergebnis verbesserte sich von zuvor elf auf fast 25 Millionen Euro.
Aber die wirtschaftliche Situation des BVB dürfte sich durch einen Meistertitel zunächst kaum ändern. "Der direkte wirtschaftliche Effekt wäre zu vernachlässigen, da sich allein durch die Platzierung keine Veränderung in den relevanten TV-Geld-Ranglisten ergäben, denn der BVB bliebe hier in jedem Fall hinter dem FC Bayern München", erklärt Philipp Sennewald, Aktienexperte beim Analysehaus NuWays, gegenüber tagesschau.de.
Imagesteigerung für einen starken Kader
Aber das bedeutet nicht, dass es keinerlei positive Effekte geben wird - auch wenn sie eher indirekter Natur sein dürften. Ein wichtiger Faktor ist Sennewald zufolge der Imagegewinn: "Durch die Meisterschaft wird der BVB aller Voraussicht nach attraktiver für mögliche neue Sponsoren. Die Verträge mit Bestandssponsoren sollten darüber hinaus in diesem Fall Bonuszahlungen beinhalten. Außerdem wird der Verein für neue Spieler und Wechselwillige Spieler attraktiver", stellt der Experte fest. Das wiederum würde die Chance erhöhen, dass der BVB auch in der nächsten Saison einen konkurrenzfähigen Kader habe.
Und den kann der natürlich für die Champions League (CL) qualifizierte BVB gut gebrauchen: "Durch die Meisterschaft wäre der BVB gesetzt in Lostopf eins der CL", erläutert Sennewald. "Hierdurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf ein Weiterkommen als Gruppenerster, was die Chance auf möglichst hohe Prämienzahlungen erhöht."
Wirtschaftsfaktor Champions League
Welchen hohen finanziellen Stellenwert eine erfolgreich absolvierte Champions-League-Saison für die Vereine hat, zeigt auch ein Blick auf die Prämientabelle. In dieser Saison schüttete die UEFA rund 15,6 Millionen Euro bereits als Startprämie für die Teilnahme an der Gruppenphase aus. Trotz Prämien pro Sieg oder Unentschieden in dieser Phase des Wettbewerbs beginnt das Geldverdienen dann mit der Phase der K.o.-Spiele.
Für das diesjährige Erreichen des Achtelfinales erhielt der BVB 9,6 Millionen Euro. Der Einzug ins Viertelfinale hätte weitere 10,6 Millionen in die Kasse gespült, das Halbfinale wird mit weiteren 12,5 Millionen Euro vergütet, der Verlierer des diesjährigen Finales bekommt als Trostpreis 15,5 Millionen Euro, der Gewinner erhält 20 Millionen. Eine erfolgreich gespielte Champions League würde dank der hohen Prämien also einen erheblichen Beitrag zum Umsatz leisten.
Vorsicht bei Aktien von Sportvereinen
Die Aktie reagierte auf den Sieg heute mit einem Kurssprung um rund 14 Prozent und übersprang die Marke von fünf Euro. Im September des vergangenen Jahres hatte das Papier noch unter drei Euro notiert. Allein im Jahr 2023 steht bislang ein Kursplus von rund 38 Prozent zu Buche.
Aber beim Blick auf den Aktienkurs und dessen Bewertung ist zumindest Vorsicht geboten, erläutert Sennewald: "Der Kurs des BVB richtet sich mehr nach sportlichen Ereignissen als nach wirtschaftlichen." Der hohe Anteil an Investoren aus der Fanszene stelle ein gewisses Risiko dar, unterstreicht der Experte. Der Grund sei, dass sie sich nicht in besonderer Weise mit dem Börsenhandel auskennen, und die Aktie je nach dem Ergebnis eines Spieltages kaufen oder verkaufen würden. "Das kann zu unlogischen Kursbewegungen führen."
"Das beste Beispiel ist hier der heutige Tag, wo die Aktie in der Spitze um rund 14 Prozent steigt, obwohl die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen der Meisterschaft quasi gleich Null sind", erklärt Sennewald. Deshalb rät der Aktienanalyst: "Generell sollte man maximal einen kleinen Anteil seines Portfolios in Sportvereine wie den BVB, Juventus Turin oder Manchester United investieren."