Anwohner schließen die Fenster eines Wohnhauses mit Sperrholz in Dobropillja in der Region Donezk in der Ostukraine.

Krieg in der Ukraine Neue Angriffe, neue Befürchtungen

Stand: 01.05.2022 09:26 Uhr

Die Ukraine rechnet mit weiter zunehmendem militärischen Druck im Osten des Landes. Präsident Selenskyj appellierte an die russischen Soldaten. Nach eigenen Angaben schossen ukrainische Truppen Kampfjets und Drohnen ab.

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verstärkt Russland seine Streitkräfte im Osten des Landes. "Russland sammelt zusätzliche Kräfte für neue Angriffe gegen unser Militär im Osten des Landes", sagte Selenskyj in seiner regelmäßigen Videoansprache. Damit versuche Russland den militärischen Druck im Donbass zu erhöhen. Er appellierte an das russische Militär: "Jeder russische Soldat kann immer noch sein Leben retten. Es ist besser für Sie, in Russland zu überleben, als in unserem Land zu sterben."

Der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch berichtete laut der Agentur Unian, dass seit bereits vier Tagen keine Truppenbewegungen aus Russland in Richtung Ukraine beobachtet wurden. Nach Russland hingegen werde "eine große Anzahl kaputter Ausrüstung, Verwundeter und Toter" zurückgebracht.

Derweil melden ukrainische Behörden weitere russische Raketenangriffe auf Ziele im Süden und Osten der Ukraine.

Ukraine: Russische Kampfjets abgeschossen

Nach eigenen Angaben schossen ukrainische Truppen am Samstag zwei russische Kampfflugzeuge und mehrere Drohnen ab. Die Flugzeuge vom Typ Su-25 sowie vier der sieben abgeschossenen Drohnen seien im Osten der Ukraine getroffen worden, teilten die Luftwaffe und die Armee in der Nacht auf Facebook mit. Weiterhin seien auf der von Russland kontrollierten Schlangeninsel im Schwarzen Meer drei Flugabwehrpanzer, das Flugabwehrsystem Strela-10 sowie ein Funkwagen zerstört worden, so das Einsatzkommando "Süd" auf Facebook.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Tote bei Angriffen auf Dörfer in Cherson

Laut russischen Angaben nahmen ukrainische Streitkräfte Dörfer in der Region Cherson unter Beschuss. Dabei seien Zivilisten getötet und verletzt worden, berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA mit Bezug auf das russische Verteidigungsministerium. Das Ministerium teilte mit, ukrainische Streitkräfte hätten eine Schule, einen Kindergarten und einen Friedhof in den Dörfern Kyseliwka und Schyroka Balka beschossen. Es machte keine Angabe über den Zeitpunkt des Angriffes oder die Zahl der Toten und Verletzten. Die Ukraine reagierte bisher nicht auf den Bericht. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Selenskyj: 23.000 getötete russische Soldaten

23.000 russische Soldaten sind nach ukrainischen Angaben seit Beginn des Kriegs in der Ukraine gefallen. Außerdem seien bereits mehr als 1000 russische Panzer sowie fast 2500 andere Militärfahrzeuge zerstört worden, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. Die tatsächlichen militärischen Verluste sind schwer abzuschätzen.

Moskau gesteht bislang mehr als 1000 gefallene Soldaten ein und beziffert seinerseits die Zahl der gefallenen ukrainischen Kämpfer auf mehr als 23.000.

Ukrainisches und US-Militär stimmen Waffenlieferungen ab

Das ukrainische und das US-Militär stimmten sich nach ukrainischen Angaben erneut über die Lieferung von Waffen, Munition und weiterer Ausrüstung ab. Der Prozess dazu werde ständig streng kontrolliert, hieß es nach einem Telefonat zwischen dem ukrainischen Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj und US-Generalstabschef Mark Milley. Er betonte, dass die ukrainische Armee von sowjetischer Ausrüstung auf NATO-Modelle umsteigen müsse. "Und je früher wir diesen Prozess beginnen, desto eher werden wir ihn abschließen", hieß es.

US-Präsident Joe Biden hatte zuvor angekündigt, er wolle weitere 33 Milliarden US-Dollar für Kiew beantragen. Davon ist ein großer Teil für Militärhilfen vorgesehen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 01. Mai 2022 um 07:28 Uhr.