Erfolgreiche deutsche Unternehmen "Lasst uns wieder machen"
Es herrscht schlechte Stimmung am Wirtschaftsstandort Deutschland. Und doch gibt es Unternehmen, deren Geschichten Mut machen. Ein Mittelständler und ein Start-up-Gründer erzählen, wie sie trotz Krise erfolgreich sind.
Von Krise ist bei Denios in Bad Oeynhausen nicht viel zu spüren. In diesem Jahr erwartet das Unternehmen ein Umsatzplus von zehn Prozent. Denios ist das, was man einen "Hidden Champion" nennt - in der breiten Öffentlichkeit unbekannt, aber in einer kleinen Nische Weltmarktführer.
Das Unternehmen hat sich auf die Lagerung von Gefahrenstoffen spezialisiert, verkauft beispielsweise feuerfeste Baucontainer oder Transportboxen für beschädigte Lithium-Ionen-Akkus. Als Denios vor knapp 40 Jahren gegründet wurde, spielten solche Akkus noch überhaupt keine Rolle. Das Erfolgsrezept sei es eben, sich immer wieder neu zu erfinden, so Gründer und Geschäftsführer Helmut Dennig.
So auch beim Auslandsgeschäft. Während sich viele deutsche Firmen vor Konkurrenz aus China fürchten, ist das Land für Denios ein Glücksfall. Sein Unternehmen habe früh erkannt, dass es in China durch die schnelle Industrialisierung eine Notwendigkeit für Umweltschutz gebe, so Unternehmenschef Dennig: "Da wir uns in erster Linie mit Umweltschutz und Sicherheit beschäftigen, war klar, dass das für uns ein außerordentlich guter Markt ist."
"Grundlethargie" bei einigen Firmen?
An Kritik gegenüber der Politik spart Geschäftsführer Dennig nicht. Diese mische sich viel zu sehr in die Unternehmen ein und erzeuge ein Übermaß an Bürokratie - vom Lieferkettengesetz bis zur Datenschutz-Grundverordnung. Eine Kritik, die von vielen Firmen zu hören ist.
Zugleich komme bei einigen deutschen Firmen aber noch ein selbstgemachtes Problem hinzu, so der Geschäftsführer: Der Erfolg habe sie träge gemacht. "Wenn Unternehmen ein gewisses Alter haben, kommt so eine Sättigung: Bei uns läuft es gut, bei uns ist es gut gelaufen, und wahrscheinlich wird es auch so weiterlaufen." Eine solche "Grundlethargie" sei für Firmen überhaupt nicht ratsam.
Rasantes Wachstum
Von Lethargie sind sie bei Trailer Dynamics weit entfernt. Das Unternehmen wurde erst 2018 gegründet und wächst schnell. Innerhalb des vergangenen Jahres hat sich die Mitarbeiterzahl verdoppelt, inzwischen arbeiten 70 Menschen am Unternehmenssitz in Eschweiler bei Aachen.
In einer großen Industriehalle schrauben sie an Lkw oder entwickeln Software. Trailer Dynamics beschäftigt sich damit, Lastwagen voll elektrisch zu machen. In die Sattelauflieger, also die Anhänger der Fahrzeuge, werden dafür mehrere Akkus eingebaut. Im Testbetrieb rollen schon einige der Elektro-Lkw durch Deutschland, im kommenden Jahr sollen sie auf den Markt kommen.
Was für Deutschland als Standort spricht
Wie ist es so als Start-up in Deutschland? Gründer Michael Nimtsch hat viel Positives zu berichten. "Deutschland ist für uns unter dem Gesichtspunkt der Zulieferindustrie, der Komponenten, die wir für unser Fahrzeug benötigen, ein ganz exzellenter Standort", sagt er. Der Fachkräftemangel sei zwar durchaus ein Problem. Wenn man jedoch in Deutschland Fachkräfte bekomme, dann seien diese hochqualifiziert.
Hinzu komme die Rechtssicherheit. Mit China mache er zwar gerne Geschäfte, "die Erfahrung lehrt aber, dass der Rechtrahmen dort nicht gegeben ist", so Nimtsch. Das gelte insbesondere für geistiges Eigentum, also etwa den Patentschutz.
In der Industriehalle von Trailer Dynamics
Politik kommt nicht hinterher
Auch Gründer Nimtsch kennt die Probleme mit der deutschen und europäischen Bürokratie zur Genüge. Start-ups wie das seine entwickelten in "Lichtgeschwindigkeit", die Politik halte mit ihrer Regulatorik überhaupt nicht Schritt.
Gleichzeitig ärgert er sich aber auch über Unternehmerkollegen, die sich aus seiner Sicht zu viel beklagen. "Diese Jammerei geht mir sowas von auf den Sack", platzt es aus ihm heraus. Neulich sei er auf einer Tagung gewesen. "Da steht man dann mit Unternehmern zusammen und 90 Prozent jammern. Das kann doch nicht sein."
Das Wort "Unternehmer" bedeute nun einmal, dass man etwas "unternehmen" müsse. "Lasst uns wieder machen", appelliert er an andere Unternehmenschefs. Es könne gelingen, den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder nach vorne zu bringen, sagt Nimtsch. Da sei er sich ganz sicher.