Schutz vor Masern oder Polio Wegen Corona entfallen Routine-Impfungen
Millionen Kleinkindern droht ein erhöhtes Risiko, an Polio oder Masern zu erkranken, warnen UN-Organisationen. Der Grund: In vielen Ländern seien wegen der Corona-Pandemie wichtige Routine-Impfungen kaum möglich.
Bis zu 80 Millionen Kinder unter einem Jahr sind nach UN-Angaben durch Impfausfälle aufgrund der Corona-Pandemie betroffen. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Kinderhilfswerk UNICEF und die Impfallianz Gavi mitteilten, würden in mindestens 68 Ländern Routine-Impfprogramme derzeit durch die Corona-Krise eingeschränkt. Dadurch könnten Ausbrüche schwerer Krankheiten wie Polio, Diphtherie und Masern verursacht werden.
Die Impfausfälle seien sowohl in armen als auch reichen Ländern zu beobachten. "Immunisierungen sind eine der kraftvollsten und wichtigsten Präventionsmittel gegen Krankheiten in der Geschichte der öffentlichen Gesundheit", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus laut der Mitteilung. Die Unterbrechungen durch die Corona-Pandemie könnten Fortschritte von Jahrzehnten zurückdrehen, etwa im Kampf gegen die Masern.
Ursache: Lieferengpässe und Ausgangsbeschränkungen
Die Gründe für die Unterbrechungen der Impfkampagnen seien unterschiedlich: Eltern würden aufgrund von Ausgangsbeschränkungen und der Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus nur zurückhaltend das Haus verlassen. Zudem sei auch der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen teilweise nur eingeschränkt möglich und die Anreise zu solchen Einrichtungen erschwert. Schwierigkeiten bei der Lieferung von Impfstoffen verschärften die Situation noch zusätzlich.
Internationaler Impfgipfel im Juni
Besonders betroffen sind nach Angaben der drei Organisationen Impfkampagnen gegen die Masern und gegen Polio. Impfungen gegen die Masern seien in 27 Ländern ausgesetzt worden, Polio-Impfungen sogar in 38 Staaten.
Tedros forderte die Staaten auf, den Impfschutz aufrechtzuerhalten. Am 4. Juni solle ein internationaler Impfgipfel weitere Schritte beschließen. Gastgeber des Online-Gipfels sei Großbritannien.